Csornay Boldizsár - Dobos Zsuzsa - Varga Ágota - Zakariás János szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 100. (Budapest, 2004)
URBACH, ZSUZSA: Ein flämischer ikonographischer Bildtypus im italienischen Quattrocento. Bemerkungen zur Studie von Éva Eszláry
Christusreliefs aufmerksam. 4 Die diptychonartige Darstellung ist so selten in der religiösen Thematik, wie häufig sie in der profanen Thematik der Bildhauerkunst des italienischen Quattrocento vorkommt. Das Auftauchen des Budapester Reliefs stellt auch die für einzigartig gehaltenen zwei Berliner Rilievos in eine unterschiedliche Beleuchtung. In Mangel an Kompetenz kann ich den stilkritischen Vergleich der zwei Werke nicht übernehmen, bin jedoch der Meinung, dass es als Evidenz gelten kann, dass sie Werke eines Meisters sind oder aus derselben Werkstatt stammen. Das Paar des Budapester Reliefs ist uns nicht bekannt, wir können jedoch annehmen, dass es existierte und sich an einem unbekannten Ort befindet. Éva Eszláry konnte feststellen, dass das Werk, das vom Museum der Bildenden Künste gekauft wurde, sich einst im Besitz der Schriftstellerin Renée Erdős (18791957), der ehemaligen Frau des Kunstphilosophen und Kunsthistorikers Lajos Fülep (1885-1970) befand. Renée Erdős war zwischen 1913 und 1919 Füleps Frau. Beide lebten in Florenz und lernten einander durch den Bildhauer Sándor Finta kennen, der ebenfalls dort wohnte. Das Ehepaar wohnte lange in der Florentiner Villa des Bildhauers Márk Vedres. Sie konnten sich in ihrer finanziellen Situation offenbar nicht leisten, bedeutende Kunstwerke zu kaufen, wir können die Möglichkeit dennoch nicht ausschließen, dass sie das Relief in Florenz erwarben. Dafür gibt es jedoch keinen Beweise Wegen der unbekannten früheren Provenienz des Budapester Stücks könnte die Spekulation ins Reich der Phantasie führen, an das in Buda geschnitzte Werk jenes Bildhauers zu denken, der im Dienst von König Matthias stand und lange Meister der Marmormadonnen genannt wurde. Die jüngste Forschung versuchte, diesen namenlosen Meister mit Gregorio di Lorenzo zu identifizieren (Florenz, etwa 1436 -Forli? 1504). 6 4 Rom, Palazzo Venezia; zwei Stücke im Pariser Jacquemart-André-Museum. Ein Relief einst in der Sammlung von Alphonse Kann erwähnt, versteigert in New York, American Art Association, 6. bis 8. Januar 1927, Posten Vol. I, 155 als Donatello. Der heutige Ort bzw. Identifizierung ist mir nicht bekannt. Middeldorf erkannte richtig die Verwandschaft der kleinen Pietàreliefs der Londoner Heim Gallery mit Memlings Werk, das sich heute in Melbourne befindet. Er ließ die Frage offen, ob flämische Gemälden den Prototyp der Christushalbfiguren bedeuteten, wies jedoch auf ihre Verwandschaft mit den Bildern von Aelbert Bouts (1451/54-1549) hin. 5 Die katholisierte jüdische Schriftstellerin Renée Erdős war auch eine berühmte Schönheit ihrer Zeit. Ihr Tagebuch befindet sich als öffentlich nicht zugängliches Material im Petőfi Literaturmuseum in Budapest. Nach der freundlichen Mitteilung von Dóra F. Csanak, die den bedeutenden Nachlass und Briefwechsel von Lajos Fülep herausgab, ist ihr kein Kunstwerk bekannt, das vom Ehepaar Fülep in Italien erworben wurde. Fülep Lajos levelezése [Briefe von Lajos Fülep] Bde. I-VI (Hrsg. von F. Csanak, D.), Budapest 1990-2004. 6 Ich danke für die Hilfe von Dóra Sallay, die mich unter anderem auf die Studie von L. Pisani aufmerksam machte: Per il' Maestro delle Madonne di Marmo: una rilettura ed una proposta di identificazione, Prospettiva 106-107 (2002), 144-165. Vgl. Cagliotti, F., in Matteo Civitali e il suo tempo. Pittori, scultori e orafi in Lucca nel tardo Quattrocento, Ausst.-kat. Lucca 2004, 309-391 et passim. Pisani (a.a.O.) 148 berührt kaum die Ecce Homo Darstellungen, er führt diese auf Modelle aus dem 15. Jahrhundert zurück und erwähnt Fra Angelicos Christus in Livorno. Im zitierten Luccaer Katalog ist M. Ciampiantis Gemälde (313, 382-383) kein Ecce Homo, weil Jesus auf sein Wundmal zeigt.