Csornay Boldizsár - Hubai Péter szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 96. (Budapest, 2002)
THOMAS SCHÄFER: Römisches Relief mit Tensa
einher schreiten. Der vordere (H 68 cm) ist in Frontalansicht gegeben und hält in der erhobenen Rechten einen Lorbeerzweig, der die obere Ecke der tensa berührt. In der Linken hielt er nach Ausweis der Marti'schen Zeichnung möglicherweise einen Rotulus. Sein rechtes Knie ist leicht angewinkelt, doch berührt der Fuß den Boden noch mit ganzer Sohle. Er hat den Kopf zu dem hinter ihm stehenden Togatus zurückgewandt, den er zum Teil überschneidet. Dieser erscheint in Rückansicht, der Fuß seines ebenfalls leicht angewinkelten rechten Beines berührt nur noch mit dem Ballen den Boden und deutet so den verhaltenen Schritt an. Beide Männer tragen Kurzhaarfrisuren, doch ist die Stirn- und Schläfenpartie nur noch auf dem rechten Kopf erhalten. Hier fallen die Mittel strähnen gerade in die Stirn herab, während über dem linken Auge eine zur Seite gestrichene Locke an ein Zangenmotiv erinnert. Eine derartige Anordnung ist in iulischclaudischer Zeit allgemein geläufig. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß tensae ausschließlich dazu dienten, die Attribute römischer Staatsgötter bei der pompa circensis in den Circus zu fahren, damit diese - gewissermaßen in Vertretung der Gottheiten selbst - im pulvinar den Spielen beiwohnen konnten. Die jeweiligen Gottheiten lassen sich auf den Darstellungen von tensae meist zuordnen: auf Münzen sind sie durch Legenden benannt, auf den übrigen Denkmälern aus der spezifischen Dekoration des Wagenkastens zu erschließen. Daraus wird deutlich, dass nicht nur traditionelle Gottheiten, sondern - beginnend mit Caesar 22 vor allem divinisierte Kaiser und Angehörige des Kaiserhause durch tensae geehrt werden. 23 Dies lässt sich nun auch für die tensa auf unserem Relief erweisen. Mit Aeneas und Romulus werden nicht nur die beiden zentralen Gestalten der römischen Vorgeschichte zitiert; beide erscheinen hier in erster Linie vor dem Hintergrund ihrer Vereinnahmung durch Augustus. Dies wird schon auf formaler Ebene deutlich. Aeneas und Romulus begegnen auf der tensa genau in der typologischen Ausprägung, die erst für das zwischen 6 und 2 v. Chr. eingeweihte Augustusforum geschaffen worden ist (Abb. 17-18). 24 Hier schmückten die Skulpturen als zentrale Blickpunkte die Mittelnischen der beiden Hemizyklien. 25 Damit gewinnen wir zugleich einen ersten terminus post quem für die Datierung des Reliefs. Die von der augusteischen Ideologie gezogenen Parallelen und Vergleiche zwischen den mythischen Vorvätern und dem Kaiser selbst sind so zahlreich und vielfältig, dass sie hier nur angedeutet werden können. 26 Schon 43 v. Chr. soll Oktavian das gleiche augurium augustum zuteil geworden sein wie Romulus, wie dieser galt Augustus als (Neu-)Gründer Roms und sollte deshalb den Namen Romulus tragen; die Ehrung als Pater patriae steht ebenso in der Nachfolge des Romulus, wie seine Religionspolitik. 27 Die Gestalt des Aeneas diente demgegenüber in erster Linie genealogischen Zwecken. Cass. Dio 44, 6, 3. Szidat a. O. (Anm. 16), 30ff. 50ff. Spannagel 103 mit ausführlicher Begründung. Spannagel 86f. vgl. die ausführliche Behandlung bei Spannagel 188f. Spannagel 184ff.