Tátrai Vilmos szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 88-89.(Budapest, 1998)

CIFKA, BRIGITTA: Johann Peter Krafft: Rudolf von Habsburg und der Priester

1808 mit einbegriffen (Abb. 53). Da das Gemälde als Pendant angelegt werden mußte, waren Maße (336,5 x 230 cm) und Format von vornherein festgelegt. Die ruhigen, stehenden Figuren der beiden Hauptpersonen - Vertreter der Macht und der Kirche ­erscheinen majestätisch und gleichrangig, die Geste des Zuvorkommens von Rudolf ist zurückhaltend. Der Zwang des für eine „Historie" weniger vorteilhaften Hochformats gereichte der Komposition zum Vorteil. Im Gegensatz zu den Hauptpersonen erscheinen die Nebenfiguren - der Meßdiener, die beiden Reiterknechte Rudolfs und die Pferde ­zusammengedrängt und teilweise in starker Deckung. Das weiße Roß wird kühn vom Bildrand abgeschnitten. Alle früheren Darstellungen der Szene sind in weite Land­schaften gesetzt, hier wird die landschaftliche Umgebung nur angedeutet, Krafft hatte auch keine besondere Affinität zur Landschaft, trotzdem gelang es ihm vorzüglich, in der Mitte der Komposition einen weiten Ausblick auf die buschige Ebene zu öffnen. Die Gruppe von Reitern klingt an die Hintergrundfiguren seiner Ganzfigurenporträts an, hier sind sie allerdings in den gleichen Raum wie die Hauptpersonen einbezogen. An den mannigfaltigen genrehaften Elementen und am Reichtum der Einzelheiten ist die Detailfreude des Künstlers zu spüren. Im Geiste des Biedermeier-Genres arbeitete er ungekünstelt, ganz frei, ungeachtet der klassizistischen Bindungen und mied den schulischen Akademismus. Sein Realismus kann, soweit es um das „Volk" geht - Stie­feln des Jungen, die Hand des Reiterknechts, der Hund - als derb gelten. Seine Pinsel­führung ist kühn, die Farbenwahl gewählt. Der Himmel ist leuchtend blau, und das lazurhafte, warme Inkarnat der Gesichter ist mit kühlem Blau modelliert. Das fast frontal einfallende Licht schlägt keine tiefen Schatten. Die hervorgehobenen, sonnenbeschie­nenen Details glänzen in Ringform von der Ferne und steigern den Farbwert des Weiß, links vom Hund ausgehend bis zur Mähne des Rosses. An der schwarzen Soutane, am weißen Chorhemd und am Kinn des Grafen leuchten die zinnoberfarbenen Reflexe von Rudolfs Weste auf. Laut der Autobiographie des Künstlers hatte er das Gefühl, das das Bild sei ein Bild voll Lebenswärme und kräftiger Farbenwirkung originell in Styl und Auffassung. 10 Er hatte völlig recht. Im Mai 1825 veranstaltete Krafft in einem provisorischen Holzbau eine Ausstel­lung mit sechs Gemälden, 11 darunter die Rudolf-Szene. Der Anlaß war folgender: der Künstler wollte der Kaiserstadt die beiden riesigen Gemälde vorstellen, bevor diese nach Budapest, in das Ungarische Nationalmuseum transportiert wurden: Nikolaus Zrínyis Ausfall aus Burg Sziget und Kaiser Franz wird zum König von Ungarn ge­krönt. Es ist sehr erfreulich, daß nun alle drei bedeutende Werke Kraffts, die nach Budapest kamen, zu ihrem Originalzustand zurückgeführt zu sehen sind. 12 BRIGITTA CIFKA Übersetz von Anikó Harmath 10 Frodl-Schneemann, a. a. O. 174. "Cifka, a. a. 0.49 Anm. 2. 12 Die 1979 restaurierte Zrínyi-Szene ist in der Dauerausstellung der Ungarischen Nationalgalerie, das Krönungsbild in der des Museums der Bildenden Künste zu besichtigen.

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