Garas Klára szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 58-59. (Budapest, 1982)

EISLER, JÁNOS: Der Meister der Maria und des Evangelisten Johannes aus der Kalvariengruppe von Grosskönigsdorf

Sehr charakteristisch sind die Köpfe der Budapester, Nürnberger und Aachener (I.) Evangelisten Johannes. Bei jedem liegt eine doppelte Haarlocke auf der Stirne. Die Haare, die das Gesicht auf beiden Seiten umgeben, verlaufen in einer Schneckenlinie nach unten, wo die Schraubengewinde von zurück­krauselnden Endungen mehrmals unterbrochen werden. Diese Ähnlichkeiten sind natürlich eine Folge der Mode der damaligen Haartracht; aber auch auf der Kreuzigung des Meisters der Sankt Georgslegende in Bonn oder auf der Tafel des Meisters des Kalvarienberges aus Sinzing (Sinzing, Peter der Heilige, Johannes der Täufer), 33 ist dieses Detail der Haartracht identisch; infolgedessen ist auch die gemeinsame kunsthistorische Typusvoraussetzung sehr wahrschein­lich. Noch interessanter ist die Feststellung, die wir aufgrund der Beobachtung des Geischtstypus und der Mimik des Budapester Evangelisten Johannes (Abb. 38) machen können. Zwei Reliquien-Büsten in Köln (Abb. 39—40), die in der Schnütgen-Sammlung „um 1500" katalogisiert sind 34 und für Männerheilige ver­fertigt wurden, zeigen in der Kopf- und Haargestaltung eine enge Verwandt­schaft mit dem Budapester Evangelisten Johannes: ein verlängerter Schädel­typus, auf beiden Seiten der Nasenwurzel identisch vertifte Augenwinkel, die detaillierte und schraubenförmige Ausbildung der Zöpfe und zwei Zöpfe in der Mitte der Stime. Der Schulterabschnitt der zwei Büsten des Schnütgen-Museums zeigt einen ähnlichen schmalen Sdhultertypus, den wir auch auf den Buda­pester Skulpturen sehen. Wir meinen in ihnen Arbeiten einer Werkstätte zu entdecken, aus der auch die Budapester Skulpturen stammen. Da im Verlaufe unserer Untersuchung wiederholt erwähnt wurde, dass der Ausgangspunkt aus einer gemeinsamen Vorlage als wahrscheinlich anzusehen ist, zählen wir jetzt nach der Art eines Uberblicks einige Bildhauerwerke des Rheingebietes auf, auf denen das Grundschema der Draperie mit der Budapester Faltenwurfordnung übereinstimmt. Die so beobachteten Übereinstimmungen können vielleicht beweisen, dass auch zwischen den ferner liegenden Denkmälern eine Identität in den Vorlagen, sogar auch ein und derselbe Zeitabschnitt was die Entstehungszeit anbelangt, möglich ist. In der katholischen Pfarrkirche zu Anrath finden wir einen Kalvarienberg aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. 35 Der Faltenwurf der Maria und des Jo­hannes lässt eine solche Vorlage ahnen, besonders bei dem sich verdünnenden, in der Form eines Dreiecks gebildeten, schichtig gefalteten Mantelsaum, von dem auch der Schöpfer der Budapester Skulpturen ausgehen konnte. In der Honnefer Pfarrkirche 30 auf dem mit Wappen der Familie des Grafen Gumprecht von Neuenahr verzierten Wandteppich bei den unter dem Kreuz stehenden Figuren von Maria und Johannes dem Evangelisten, erscheinen die Grundsche­men der schon in Anrath beobachteten Faltenwürfe. Die Entstehungszeit des Wandteppiches, die man kurz nach 1480 festlegen kann, fällt mit dem von uns vorgeschlagenen Zeitpunkt der Budapester Schnitzwerke zusammen. Den Haupt­33 Schmidt, H. M.: a.a.O. S. 120—122, Abb. 177. 34 Witte, Fr. : Die Skulpturen der Sammlung Schnütgen in Köln. Berlin, 1912. Tafel 48, S. 75, Abb. 2 und 5. Oberer Niederrhein, Anfang des 16. Jh. Höhe: 62 cm. Nr. 5: Höhe: 63 cm. Neben ihrer Beschreibung die nächste Bemerkung: „Ganz ähn­liche Büsten ... benfinden sich im Museum Limburg a. d. Lahn". Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, die Büsten kennenzulernen. Für die Photos der Reliqienbüste habe ich dem Schnütgen-Museum zu danken. 35 C 1 e m e n, P.: a. a. O. Die Kunstdenkmäler ... (1896) Bd. III. S. 559—560. Abb. 55. 36 Clemen, P. : a. a. O. (1907) Bd. V/4. S. 89, 91. Taf. IV.

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