Garas Klára szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 58-59. (Budapest, 1982)

EISLER, JÁNOS: Der Meister der Maria und des Evangelisten Johannes aus der Kalvariengruppe von Grosskönigsdorf

einem Meister des Niederrheingebietes ableitet —, dass der Evangelist Johannes mit dem Budapester Johannes vergleichbar ist und das Skulpturenpaar von Nürnberg die ein wenig veränderte Wiederholung dieser Aachener Gruppe sei. 31 Das Detail der I. Gruppe von Aachen, wo über den zum Gebet gefalteten Händen der Maria bloss in einem kleinen Zipfel das Zurückbiegen der Kleidung erscheint, unterscheidet sich vom Detail der zweiten Maria von Aachen, wo — in der auf den Gemälden bekannten Weise — das Motiv mehr betont auftaucht. Die erste Aachener Gruppe steht zu den Schnitzwerken des Germanischen Museums näher, infolgedessen sind wir der Meinung, dass zwar beide Statuen­paare von Aachen einige in Bezug auf ihren Typus gemeinsame Stilmerkmale aufweisen, doch diese I. Gruppe in einer abweichenden Stilperiode ihre Formung unter dem Stichel gewann. Das Nürnberger Statuenpaar stammt aus einer der Ortschaften zwischen Koblenz und Köln. Der Zeitpunkt seines Ankaufes, das Jahr 1909, 32 liegt nahe zum Jahr 1916, in dem die Budapester Skulpturen in München angekauft wurden. Nun wollen wir die Budapester, Nürnberger und Aachener Statuenpaare (hier das I.) vergleichen. Die Budapester Skulpturen sind die frühesten. Ihre beinahe scharf geschnitzten Umrisse zeigen in der Reihe des Typus das Ergebnis der strengen ersten Abfassung. Die Nürnberger (Abb. 34) und die I. Aachener (Abb. 32a —b) Schnitzwerke variieren schon gereifter das frühere Beispiel. Auf dem Mantelsaum des Budapester Evangelisten Johannes, der einen Mantelzipfel bildet, erscheint lediglich in einem kleinen Streifen das, was auf den Nürnberger und Aachener (I.) Schnitzwerken ein weiter entfaltetes Detail gestaltet: die Fortsetzung des Mantelsaumes, der sich als diagonales Grundmotiv abzeichnet und zwei Wellenspitzen beschreibt. Dieser Mantelsaum wird vom rechten Arm des Evangelisten Johannes gehoben und so zu einem Dreieck gebildet. Zwischen den Maria-Skulpturen finden wir einen grösseren Unterschied, obwohl die Aus­gangsschemata auch hier übereinstimmen. Wenn wir mit ziemlicher Gewissheit beweisen können, dass das I. Aachener Statuenpaar aus Kornelimünster in die Suermondt-Sammlung gelangte, dann können wir — durch die Beobachtung der Stilverwandtschaft bestärkt — auch die Kalvariengestalten des Germanischen Museums in den Wirkungsbereich Tilmann's verweisen, der für Kornelimünster arbeitete. Und es scheint nicht ganz ausgeschlossen, dass — da auch Tilmann viel­leicht aus Köln nach Kornelimünster fuhr oder jedenfalls seine Werke dorthin bringen liess — auch die Groskönigsdorfer (Budapester) Skulpturen, die zum Wirkungsbereich der Kölner Kunst gehörten, in einer ähnlichen Weise in diese kleinere Ortschaft gelangten, und auch diese aus Nürnberg in eine andere Ort­schaft zwischen Koblenz und Köln kamen, vielleicht als Exportwaren oder als Werke des zu einem Auftrag reisenden Meisters. Unter den oben untersuchten Kai vari enstatuen wurden nach unserer Meinung das I. Aachener Statuenpaar und die Nürnberger Werke unter dem Einfluss des Stils von Tilmann verfertigt. Wir können das Nürnberger Statuenpaar und das I. Aachener in die Zeit 1490— 1500 datieren; die Budapester Gruppe ist also älter, als diese zwei Kalvarien­gruppen, nämlich sie stammen aus den Jahren 1480—1490; aber die II. Aachener Gruppe, mit der Bezeichnung „Schule Kalkar" — ist aus späteren Jahren, viel­licht aus der Zeit 1500—1510. 31 Grimme, E. G. : Das Suermondt-Museum. Europäische Bildwerke vom Mittel­alter zum Barock. Aachen, Dumont Buchverlag Köln, 1977. Nr. 111—112. S. 59. (Die sog. Aachener I. Gruppe) Nr. 36—37, S. 28. Tafel 32—33. 32 J o s e p h i, W. : a. a. O. S. 278.

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