Garas Klára szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 52. (Budapest, 1979)
PEKÁRY, IRENE: Zum Actiumrelief in Budapest
Nun ist es soweit, dass wir unser Augenmerk endlich auf den Zustand der Schiffe richten können; dieser Blick führt uns nämlich zum entscheidenden Punkt, und damit hoffentlich auch zur Erklärung des Inhaltes dieses Reliefs. Beim Betrachten der Abb. 14 gewinnt man im ersten Augenblick den Eindruck, der Marmor habe im Laufe von zwei Jahrtausenden an seiner Oberfläche sehr viel gelitten, es seien zu viele Partien abgebrochen. Dem ist aber nicht so. Der Marmor ist relativ heil geblieben, wie ich es persönlich feststellen konnte, nur die abgebildeten Schiffe waren bereits verstümmelt. Dies vor Auge zu führen war auch der Zweck des Künstlers. Der Zeitgenosse, der die gesamte Grossplastik unversehrt vor sich hatte, muss sein Interesse auf die in der unmittelbaren Nähe des Gottes gelegenen Schiffsreste gerichtet haben. Somit wurden ihm die Geschehnisse bei Actium wieder lebendig. Ich zitiere abermals Gagé: „Beaucoup de navires, cependant, devaient rester intacts lorsque le vainqueur les prit au port, sans coup férir. Il envoya à Fréjus, son arsenal d'Occident, ceux qui pouvaient servir. Dés autres, qu'il brûla sur place, il ne garda que les rostres.". 20 Dem auf dem oberen Bildrande der Abb. 14 gezeigten Heck eines Kriegsschiffes wurde seine Stevenszier, das Aphlaston entfernt. 21 Seine Steuerpinne (Ruderblatt) ist in der Seeschlacht zerbrochen. Ferner ist der Rest eines Schiffsvorderteils nicht durch die Abwetzung des Marmors entstellt worden. Diese Prora (und sicherlich kein Hintersteven, wie Sieveking gemeint hat, vgl. oben), bezeugt durch den stark hervorspringenden Teil etwa in der Höhe des rechten Knies des Apollo auf Abb. 14, ist zwei ihrer wichtigsten Bestandteile beraubt worden: des Rostrum einerseits, das ein Trident sein sollte — darauf kommen wir später noch zurück —, und zweitens seines volutenförmigen Akrostolion. Alle diese stolzen Ornamente fehlen also selbst auf dem vollständigen Relief, das folgende Szene zum Ausdurck bringt, wie Sieveking richtig erkannt hat: „der siegreiche Cäsar schreitet mit seinem Gefolge hinab um dem Gotte das Dankopfer darzubringen und an seinem Altar die Siegesfackel zu entzünden." Dem sei hinzugefügt: Damit erfüllt Oktavian seine Gelübde, Apollo mit dem dekanaion zu ehren. Der nächste Akt des Vorgangs war die Verbrennung der Schiffe der Kleopátra: „... als kaum ein Schiff vom Feuer verschont ihr blieb", lesen wir bei Horaz. 22 Ich hoffe mit meinen Auslegungen den Inhalt der Komposition der Abb. 12 genügend begründet zu haben. Wer noch Zweifel hat, soll das untere Schiffsfragment auf Abb. 14 genau studieren. Die glatten Flächen auf dieser Prora deuten unmissverständlich auf gewaltsame Entferung (mit Axt oder Säge) der fehlenden Teile. 20 Gagé: MEFR 1936, 42 (zitiert ohne Anm.). 21 Auf dem vollständigen Relief müssen freilich die Verlängerungen der beiden Schiffskörper bis zum Vorsteven auf dem oberen und dem Achtersteven auf dem unteren Wrack vorhanden gewesen sein. Zur nautischen Terminologie, insbesondere im Bezug auf Stevenornamente vgl. P e k á r y, I.: in: Studien zur Religion und Kultur Kleinasiens, Festschrift F. K. Dörner II. 1978. 714 ff. 22 Carm. I. 37,13, übersetzt von R. Helm. Vgl. auch Gagé: MEFR 1936, 42, Anm. 1. Diese Szene könnte ich unter Umständen auf der rechten verlorenen Bildfläche unseres Reliefs vorstellen. In diesem Falle wäre Oktavian unter den Aufmarschierenden, hinter dem Rücken des Apollo nicht zu suchen.