Garas Klára szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 46-47. (Budapest, 1976)

BENESCH, OTTO: Maulbertsch als Radierer

tigt: im Chor der Piaristenkirche Maria Treu. In beiden Kompositionen geht er letzten Endes auf das Altarbild von Piazzetta in Prag Königsaal, St. Hein­rich (1744) 8 zurück. Anfangs der Siebzigerjahre griff er das Thema der Himmel­fahrt Mariae nochmals auf, machte es aber nun zum Gegenstand einer Radie­rung (Abb 68), 9 der gewaltigsten wohl, die von seiner Hand erhalten ist. Be­zeichnend, daß es sich um ein „Fragment" handelt, um den Probedruck von einer nie vollendeten Platte. Das einzige mir bekannte Exemplar besitzt die Albertina; ich fand es im Bande „Tiepolo" eingeklebt, welchen Namen es auch in minutiöser alter Federschrift am linken unteren Rande trägt. Dramatisch wie Piazzetta hat Maulbertsch das Wunder dargestellt: unten die Gruft, umdrängt von den innerlich und äußerlich aufgewühlten Aposteln, die die Totenlaken auseinanderreißen oder in entsetzter Begeisterung empor­starren; unmittelbar darüber, ganz nah und groß aufrauschend, die Resurrecta. Gerade dieses Beieinandersein der beiden Welten, der irdischen und der über­sinnlichen, erhöht die Spannung aufs Stärkste, macht die Materialisation des Wunders schreckhaft nahe und überwältigend. Die Apostel der Radierung schei­nen sich unter der Himmelserscheinung zu ducken. Wie ganz anders ist dies doch erfunden als Bazzanis leichte, weite Raumfreiheit, in der die Madonna wie ein rascher Wolkensegler den Erdenbewohnern entschwindet. Und doch ist Bazzani nächst Piazzetta der gerade in der Auffassung der Himmelfahrt dem Maulbertsch nächstverwandte Künstler. 10 Nicht im freien Raum, in einem Gruftgewölbe vollzieht sich das Wunder. Ein Totenkopf blickt vom Gesims eines ginsterbewachsenen Blendbogens, wie auf einer Radierung von J. H. Schönfeld, herab; die unvollendete Tiefe deutet Pilaster und Wölbungen an. Die offene Tumba ragt gerade noch über den unteren Bildrand empor. In verschiedenen Höhen sind die Apostel postiert. Am höchsten ragen die beiden Nächsten am rechten Rande; der wellige Boden trägt die Übrigen bald höher, bald tiefer. Wie ein elektrischer Schlag trifft es den Rechten; die Arme reißt er zum Auferstandenen empor, den Kopf wirft er zurück ins Genick — er wird in die Knie sinken; dunkel steht er vor dem im Licht strahlenden Greisenhaupt mit den glühenden Augen. Jakobus mit seinem Pilgerstabe dreht den Blick so stark nach oben, um die Himmlische zu erfassen, daß man fast nur das Weiße der Augäpfel sieht. Der Kopf des Alten vor ihm ist noch unvollendet, nur hauchfeine Kaltnadelschatten beginnen Augen, Nase, Locken zu modellieren; doch spricht der ganze Mensch aus den fieberhaft erregten Händen. Johannes blendet die Augen gegen das Licht ab; flach und starr werden seine Hände, die schützende und die weisende, die nicht mehr erklären kann. In der Tiefe stecken ein paar Alte die licht- und sturmzerzogenen Köpfe zusammen. Knapp über den wilden, struppigen Ungarn- und Kroatengesichtern schwebt Maria mit gebreiteten Armen, von großen Engeln empor getragen. Die Flügel­jünglinge haben kräftige, voll modellierte Körper und spitze Maulbertschprofile. 8 Ravà, A.: Piazzetta. Firenze, 1921, Tafel 55. — [P a 11 u c c h i n i, R. : Piaz­zetta. Milano, 1956, p. 40.]. 9 Unvollendete Radierung und Kaltnadelarbeit: 425 x 355 mm. Unikum. Wien, Albertina. Aufschrift von fremder Hand in Feder: „Tiepolo". Ausstellung Albertina „Maria in der deutschen Kunst", Katalog Nr. 199, in: Kirchenkunst 5. Jg., Wien, 1933, pp. 110 ff. — [Ausstellung Albertina, Juni—September 1956, Nr. 53. — Maul­bertsch Ausstellung 1974, Kat. Nr. 144. — Gedächtnisausstellung Otto Benesch (Er­werbung und Bestimmung grosser Meisterwerke für die Albertina, 15. November 1974 bis 26. Januar 1975, Kat. Nr. 69 (A. Strob 1).] 10 Städel Jb. 1924, Abb. 112. — [Benesch, O.: Collected Writings IV, pp. 32 f., fig 34.].

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