Kaposy Veronika szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 42. (Budapest, 1974)

SCHINDLER, WOLFGANG: Römischer Porträtkopf im Museum der Bildenden Künste

und Mundpartie. Diese Gemeinsamkeiten sprechen für eine Entstehung des Buda­pester Köpfchens in den späten 30er Jahren des 3. Jhs. Freilich tut sich bei dem vorgeschlagenen Vergleich ein gravierender Unterschied, und zwar in der Behand­lung der Haarpartie, auf. An dem Kopenhagener Kopf ist die Durchzeichnung der z. T. schon durch Einkerbung markierten Haarbüschel und -strähnen bis in die letzte Feinheit ausgeführt. An unserem Kopf dagegen tritt die Linearität der glie­dernden Akzente etwas zurück, ist die Haarmasse weniger durchgezeichnet, wirkt sie mehr in ihrer Kompaktheit. Diese kappenartige Zusammenfassung treffen wir auch häufig am Gordian-Porträt, sie begegnet aber auch schon an Porträts des Maximinus Thrax und früher 16 , dabei sie an der Oberfläche durchaus leicht auf­gepickt sein kann. Die tieffurchende Gliederung des Gesichtsreliefs jedoch, die für die Bildnisse des Maximinus Thrax so bezeichnend ist, läßt unser Köpfchen in beachtlichem Maße vermissen. Das Zurücktreten dieses Gestaltungsmerkmals ist auch den etwa gleichzeitigen Gordian-Porträts eigen. Erst auf der Bildnisstufe des Philippus Arabs macht sich dieses Merkmal wieder stärker geltend und bleibt tonangebend bis in die Zeit des Trebonianus Gallus (251 —253). 17 Wir müssen unsere Beweisführung hinsichtlich des Charakters der Modellie­rungen nicht allein auf den nur relativ datierten Kopenhagener Kopf stützen. Auch Gordian-Porträts lassen diese sacht schwingenden Modellierungen erkennen, die nicht mehr in die Tiefe des plastischen Kerns tasten, sondern weitgehend an der Oberfläche verharren, ohne allerdings einen letzten Rest plastischer Gebundenheit preiszugeben. Verglichen mit den Bildnisstufen der beiden voraufgehenden Jahr­hunderte freilich mutet diese z. T. neugewonnene bzw. nur simulierte Plastizität reichlich illusionär an, ein Moment, das an unserem Budapester Köpfchen nicht so spezifisch zum Ausdruck kommt wie etwa an den Porträts Gordian III. Dieser Zwiespalt zwischen Scheinplastizität und letzter organischer Bindung der Substanz ist vor allem der Haarbehandlung abzulesen, die in dieser Zeit zwischen aufgebla­sen wirkender Substanzanreicherung und sich langsam durchsetzender Linearität schwankt. 18 Dieser Prozeß bahnt sich zur Zeit des Alexander Severus an und erfährt in den Porträtschöpfungen der 30er und 40er Jahre des 3. Jhs. insofern immer neuen Auftrieb, als die mehrmals versuchte Substanzerneuerung diesem Auf­lösungs- und Zersetzungsprozeß immer wieder von neuem entgegenwirkt. 19 Diese Spannung ist dem Budapester Köpfchen zur Genüge abzulesen, dabei die linearen Akzente weitgehend zurücktreten. Es drängt sich die Vermutung auf, daß wir es mit der Bildschöpfung einer östlichen Werkstatt des römischen Imperiums zu tun haben, ein Eindruck, der sich durch Vergleiche mit Beispielen wie dem Diokletian­Porträt aus Izmit (Abb. 16) vertiefen läßt. Der Kopf aus Izmit dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit den Lokalwerkstätten der Residenz dieses Kaisers, nämlich aus 16 Vgl. L'Orange; Studien 2. Kraus, Th.: Das röm. Weltreich (Propyläen­Kunstgeschichte 2) Berlin, 1967, 113 17 Philippus Arabs: Hekler, A. : Bildniskunst Taf. 293. F e 11 e t t i Maj.: Iconografia Taf. XXIII/XXIV. Bianchi Bandinelli, R.: Rom — Das Ende der Antike. München, 1971, 25. Trajanus Decius: L'O range: Studien Abb. 2. Heintze: Röm. Mitteilungen 63, 1956 Taf. 24,1. F e 11 e t t i Maj. : Iconografia Tf. XXIX. Hein­tze: Porträt-Plastik Taf. 30. Bianchi Bandinelli: Rom - Das Ende der Antike 7. Trebonianus Gallus: Heintze: Röm. Mitteilungen 63, 1956. Taf. 23,1. F e 11 e 11 i Maj : Iconografia Taf. XXXV/XXXVI. 18 Vgl. L'O range: Studien 4f. 19 Vgl. L'O range: Studien 5. 2 S

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