Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Nikolaus Csánky: Das Bartfelder Madonnen-Bild

Spur verfolgt. Das war auch der Weg, auf dem Michai Walicki das Bartfelder Bild in die polnische Literatur eingeführt hatte, 9 in­dem er es als schlechthin sicheres Produkt jener Krakauer Werkstatt hinstellte, aus der der im Jahre 1467 entstandene prächtige Dreifaltigkeits-Altar des Krakauer (Waweler) Domes hervorgegangen ist. Von hier aus rei­chen die Zusammenhänge schon tief in die Hochblüte der Krakauer Malerei. In den Flügelbildern des Waweler Altars hatten M. Walicki, 10 J. Szablowski 11 und K. Estreicher 12 die Arbeiten zweier Maler, einer älteren und einer fortgeschritteneren Persönlichkeit, un­terschieden. Der ältere Maier soll die inne­ren figuralen Gruppenbilder gemalt haben und mit dem Meister des Bartfelder Bildes identisch sein, während die in eine märchen­hafte landschaftliche Umgebung verlegten Szenen der Aussenseite des Altars als das Werk des fortschrittlichen Meisters zu gelten hätten. Der Werkstatt des älteren Meisters schrieb Walicki auch die Altarflügel von Ka­sina Wielka (Tarnow, Diözesan-Museum) und die grossen Altarflügel des Krakauer Domes mit den Darstellungen des Hl. Stanislaus und Adalbert zu, ferner beobachtete er noch un­geklärte Werkstattbeziehungen zu den Bil­dern des einstigen Altars der Augustiner (Krakau, Hl. Katharinenkirche). 13 Ähnlich wie es beim Waweler Altar der Fall war, hatte Jerzy Szablowski die Entstehung des ehemaligen Altars von Mikuszowice auf das Zusammenwirken zweier Maler zurückge­führt. Dieser ist das Produkt derselben Werkstatt, aus der der Waweler Altar her­vorging. Die Bilder der Aussenseite sprechen hier wie dort für die gleiche, mehr fort­schrittliche Auffassung. Karol Estreicher zö­gerte nicht, sich diese Ansicht zu eigen zu machen. Dem Meister der Innenbilder schrieb er mehrere Werke zu, namentlich etliche Ta­feln des einstigen Augustiner-Altars, das be­reits erwähnte, die Krönung Mariae darstel­lende Rahmenbild, ferner — ähnlich wie es Walickis Ansicht ist — die grossen Altar­D Stilstufen der gotischen Tafelmalerei in Polen im 15. Jahrhundert. Warszawa, 1933. S. 27. 10 a. a. O. S. 26—27. 11 Tryptyk w Mikuszowicach. Rocznik Kra­kowski, 1936 (mit deutschsprachigem Auszug). 12 Tryptyk Sw. Trójcy. Rocznik Krakowski, 1936 (mit deutschem Auszug). 18 La peinture d'autels et de retables en Pologne. Paris, 1937. — Der erste Teil dieses Werkes ist mit dem gleichen Inhalt, aber aus­führlicher im Jahre 1938 in Warschau er­schienen: Malarstwo Polskié XV wieku. flügel des Krakauer Domes, die Tafeln von Kasina Wielka und bedingt auch die den Hl. Stanislaus darstellende Tafel im Kreuzgang der Krakauer Franziskaner. — An demselben Altar, die aus der Wahl des Gegenstandes sich ergebenden kompositioneilen Abweichun­gen genügen jedoch kaum, um selbständige Persönlichkeiten zu charakterisieren. Den­noch stellt Walicki in seiner neuesten Arbeit den Meister der inneren Bilder des Waweler Altars, also den Meister der Chöre, dem der äusseren, d. h. dem Landschaftsmaler des Heiligen Kreuzes gegenüber. Diese Ansicht widerspricht auch einer anderen seiner Fest­stellungen. Die Bilder des Altars zu Miku­szowice beurteilt er nämlich als das Werk einer einzigen Hand, obwohl wir in den Bruchstücken Stil- und künstlerische Eigen­heiten beobachten können, die mit denjeni­gen der Waweler Bilder vollkommen über­einstimmen. In der aus dem einstigen Altar der Augustiner erhalten gebliebenen Bilder­reihe erblickte er jedoch gleichfalls das Werk zweier Meister. Drei übliche Kompositionen (die Vertreibung der Händler aus dem Tem­pel, die Fusswaschung und die Hochzeit zu Kana) liess er das Werk eines neben dem Hauptmeister tätigen Gesellen sein, den er „mitunter mit dem Meister der Chöre der Heiligen Dreifaltigkeit identifizieren zu kön­nen" glaubte. Im übrigen betonte er neuer­dings jene enge Verwandtschaft, die „zwi­schen dem wahren Meister der Augustiner und dem ersten Meister des Dreifaltigkeits­altares besteht". 14 Die zusammenhängende Kette der Denk­mäler führte jedoch — auch was die Frage des Stilursprungs betrifft — keineswegs zu übereinstimmenden oder gar übersichtlichen Meinungen. Unzählige Male berief man sich auf die grossen in Westeuropa, in Frank­reich und den Niederlanden ergriffenen Ini­tiativen, auf die Bedeutung der oberrheini­schen, schwäbischen, ostmärkischen und norditalienischen Einflüsse, sowie auf die in­spirative Rolle der rasch beweglichen frühen Stiche. Erich Wiese 15 war es, der als Erster auf eine wichtige Quelle des Stils verwiesen hatte. Einige der oben aufgezählten Werke, namentlich den Dreifaltigkeitsaltar, die Bil­derserie der Augustiner, sowie die Altarflügel von Kasina Wielka, reihte er dem Wirkungs­bereich des im Jahre 1447 entstandenen Bres­14 Im 3., 4. und 6. Teil des IL, bzw. IV. Ka­pitels der zitierten französischen und polni­schen Arbeiten. 15 a. a. O. S. 84.

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