Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Zoltán Oroszlán: Tanagrafiguren und ihre Genossen

und die vom Kapitolinischen Museum in Rom her bekannte Kopie der Aphrodité Anadyo­mené. S. auch Reinach, Rep. de la Statuaire, II. p. 366. no. 8. und ebendort p. 406 und Mendel, Cat. d. sculptures, II. p. 263, no. 543.) In ihrer Haartracht aber sehen wir die Ver­schmelzung der Haarmode des Zeitalters von Claudius, wie auf den Portraitbüsten der Livia, Agrippina die Ältere, Minatia Pollia und Statia Quinta sichtbar. (S. Hekler, Grie­chische und römische Portraitplastik, Buda­pest, 1913, S. XXXVI. und Taf. 209—213.) Die Behandlung des Haares steht aber dennoch der älteren Agrippina-Statue am nächsten, wir können sogar eine gewisse Ähnlichkeit der Gesichtsform und der Züge feststellen. Im Berliner Alten Museum steht in der an­tiken Terrakottensammlung eine im Aufbau ähnliche, nur grössere Statuette, die ebenfalls eine Arbeit des Koroplastes Diodoros ist; nach R. Zahns liebenswürdiger Mitteilung ein Meister der Werkstatt von Kyzikos (Pan­demia) in Kleinasien, im 1. Jh. n. Chr. Mit dieser Angabe stimmt die Zeit überein, die uns die Haarbehandlung unserer Figur be­stimmen liess. Es ist vielleicht sogar erlaubt, vorauszusetzen, dass Portraitbüsten der Ag­rippina oder Livia zur Modellierung unserer Figur Diodoros inspiriert hatten, während er den Körper nach Mustern der berühmten und in der ganzen antiken Welt verbreiteten Ko­pien der Aphrodité-Statuen formte. Unsere Terrakotte ist jedenfalls ein sehr schätzens­wertes Denkmal der späten hellenistischen Terrakottenplastik von Kleinasien. 37. Gewandtorso einer Frau aus Magnesia neben Sypilos. — (Abb. 44. Graubrauner Ton. Höhe 18 cm. Nur der Torso und die beiden Oberschenkel erhalten.) — Der Frauentorso ist mit einen, ärmellosen eng an den Körper anliegenden Khiton bedeckt, der von der lin­ken Schulter herunterrutschend die Brust freilässt. Der Khiton ist tief, unmittelbar oberhalb der Hüfte gegürtet. Unsere Statue gehört zu der vielen Mitglie­der zählenden Familie der Aphrodité Ge­netrix-Darstellungen, wohin man auch die Aphrodité des Alkamenes einreihen kann Gute Arbeit, auch im Fragment eine sorg­fältige Meisterhand verratend. Ihre Bedeu­tung liegt darin, dass sie der Auffassung Herkenraths, der den Anfangszeitpunkt der tiefgegürteten Khiton zur Zeit der Antoninen zurücklegt, wiederspricht. (Athen, Mitteilun­gen, 1905, S. 245, ff., da wir die Entstehungs­zeit unserer Statuette auf keinen späteren Zeitpunkt verlegen können, als das 2—1. Jh. V. Chr. S. hierzu Waldhauer, Die antiken Skulpturen der Eremitage, Bd. III. S. 10. Taf. XI —XII. und Hekler, Sammlungen antiker Skulpturen, Budapest, S. 141, Nr. 134. wo die diesbezügliche Literatur und die Daten der Diskussion über die tiefe Gürtung zu finden sind. S. auch Bieber, Die griechische Klei­dung, Berlin, 1928. Taf. IX. S. 41.) 38. Sitzende Frau aus Achaia. — (Abb. 40. Ziegelroter Ton. Höhe 14 cm. An mehreren Stellen beschädigt. Grosses Brennloch.) — Mit gekreuzten Beinen auf einem Felsen sitzende Frau. Gewand: langer Khiton, dar­über Mantel, der vom Hals bis zu den Knien reicht. Rechte Hand unter dem Mantel auf die Brust gelegt, die Linke auf dem Schenkel. Der Kopf stark nach rechts gewandt. Der Blick des ovalen, ganz dem Tanagratypus ähnlichen Gesichtes ist nach oben gerichtet. Das Haar ist in der Mitte gescheitelt, umgibt den Kopf in weichen Wellen und ist im Nacken zu einem kleinen Knoten festgebun­den. Stellenweise Spuren roter Bemalung. Unsere Figur ist aus dem Kreise „der sitzen­den Tanagrafiguren". Für die Anordnung des Gewandes sind die sitzenden Frauen von Ta­nagra massgebend. (S. Köster, a. a. O. Taf. 62.) Wir finden auch sonst zahlreiche verwandte Figuren unter den Tanagrastatuetten. (Vergl. Winter, Typen, II. S. 117. Nr. 3. und Kekulé: Griechische Tonfiguren aus Tanagra, Taf. XV. Heuzey, Les figurines ... pl. XXV. No. 1. und pl. XLV. No. 1. Pottier — Reinach, Nécropole de Myrina, pl. XXXIII. no. 5, Kekulé, Griech. Terrakotten im Berliner Museum, Taf. 21. Rayet, Monuments de l'art antique, pl. II. no. 78., Burlington, Fine Arts Club. a. a. O. E. 20. pl. LXXV. F. 71. pl. LXXXVIII.) 39. Kind nährende, sitzende Mutter. — (Abb. 38. Braungrauer Ton. Höhe 182 cm. An mehreren Stellen beschädigt. Der Kopf des Kindes ist eine moderne Ergänzung. Grosses, viereckiges Brennloch.) — Sitzende, den Fuss auf einen Schemel stützende Frau, die mit beiden Händen einen strampelnden Säugling an die Brust hält. Ihre Kleidung ist ein an der rechten Schulter mit einer rundköpfigen Nadel festgesteckter Khiton, der von der lin­ken Schulter abrutschend die Brust freilässt. Der Unterkörper ist durch den Mantel be­deckt. Der Kopf ist leicht nach links geneigt. Im Haar ein Band, dahinter sind in doppelter Schleife die Haarsträhnen am Kopf zusam­mengehalten. Hinten im Nacken Knoten. An mehreren Stellen Spuren rosiger Bemalung. Die ihr Kind im Schoss haltende Frau bildet ein altes Motiv der antiken Terrakotten­plastik. („Kourotrophos", s. Winter, Typen, I.

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