Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Zoltán Oroszlán: Tanagrafiguren und ihre Genossen

S. 148.) Dieses im hellenistischen Geiste ge­formtes Motiv finden wir in unserer Sta­tuette. Die Bewegung des Säuglings ist ausserordentlich lebensvoll, doch vermag der Koroplastes die Beziehung zwischen Mutter und Kind nicht wiederzugeben. Die Haar­tracht, korymbos, ist mythologisch und vor allem bei Aphrodité, Nymphen und Musen zu finden. Wenn es sich auch hier um ein mythologisches Thema handelte, so wäre es leicht, in der Gruppe das Kind Dionysos und eine nährende Nymphe, etwa Ino, zu er­blicken. Es fragt sich jedoch, ob wir es nicht mit einem der alten Sage entnommenen Genrebild zutun haben? Die Figur, ihrem Stil zufolge aus dem 2—1. Jh. v. Chr. stam­mend, lässt eine solche Voraussetzung zu. Nach Arndt stammt sie aus Samsun und es ist leicht möglich, dass man sie entweder einem Säugling ins Grab mitgab oder aber die Totengeschenke einer jungen Mutter damit bereicherte. (Für den Typ s. noch Babelon— Blachet, Cat. des bronzes antiques de la Bibi. Nat., Paris, 1895. No. 56.) 40. Liegende, aufwärtsblickende Frau. — (Abb. 51. Ziegelfarbener Ton. Höhe 10 cm. Beide Arme, die Fuss-spitzen und ein Teil des Haarschmuckes fehlen. Rückseite ober­flächlich bearbeitet. Voller Guss.) — Eine wahrscheinlich auf den linken Ellbogen ge­stützte, auf der Seite liegende Frau. Der Oberkörper ist unbekleidet, der Unterkörper von einem schön gefaltenen Mantel be­deckt, die Beine sind gekreuzt. Der Kopf gehoben, der Blick des an die Tanagra­figuren mahnenden Köpfchens richtet sich nach oben. Das in der Mitte gescheitelte Haar ist durch einen aus Epheublättern und kleinen Kugeln zusammengestellten Kranz geziert. Im Ohr kugelförmige Ohrgehänge. Die Terrakotte stammt aus Smyrna und ge­langte bei Gelegenheit der Vente Triantaphyl­los (1904, Nr. 394.) zu Arndt und später durch ihn in unseren Besitz. Die auf den Ellbogen gestützte Figur ge­hört zu unseren besseren künstlerisch ge­arbeiteten Terrakotten. Sie ist kleinasiatisch und stammt aus dem 3—2. Jh. v. Chr. In ihrer Modellierung kommt der hellenistische Geist zur Geltung (S. Winter, Typen II. S. 130. Nr. 6.) und stellt wahrscheinlich die von ihrem Geliebten verlassene, oder die von Dionysos gefundene Ariadne dar. Möglich, dass sie ein Stück einer Gruppe war, doch ist dies in ihrem heutigen Zustand nicht fest­zustellen. Die durch Theseus verlassene und von Dionysos geliebte Ariadne ist ein belieb­tes und oft bearbeitetes Thema der hel­lenistischen Kunst, wie dies Sarkophag und sonstige Reliefs, sowie auch die pompejani­schen Wandmalereien beweisen. (S. Roscher: Mythol. Lexikon, „Ariadné", weiters Orosz­lán: „Zwei neue mythologische Reliefs im Nationalmuseum", Jahr der Ungarischen Ar­chäologischen Landesgesellschaft Bd. I. S. 30—38, wo die bedeutenderen plastischen Denkmäler des Ariadne-Themas aufgezählt sind. Für die pompejanischen Fresken s. Méautls, a. a. O. pl. 34—35.) 41. Mädchenkopf. — (Abb. 26. Braugrauer Ton. Höhe 55 cm. Die Hinterseite des Kopfes fehlt, die Nase ist beschädigt.) — Etwas vorne und links geneigter Frauenkopf. Die beiden Augen sind tief unter der Stirn eingebettet. Das Haar in der Mitte gescheitelt, in Strähnen gekämmt und am Kopf durch einen Schleier niedergehalten. Im Ohr Orhgehänge. Im Haar Spuren roter Bemalung. Auffallend ist bei diesem Köpfchen der lei­denschaftliche Blick der tiefliegenden, nach oben gerichteten Augen und die darin sich offenbarende Modellierungsweise des Skopas. Unser Köpfchen zeigt eine enge stilverwandt­schaft mit der Kunst dieses Meisters oder mit den Werken, die mit ihm in Zusammen­hang gebracht werden können, in erster Li­nie mit der sogenannten „Atalante". Gleich­zeitig wirft es ein neues Licht auf die Fertig­keit der Koroplastesen sich anzupassen und jede neue Richtung für ihre Arbeit auszu­nützen. (S. Bulle: Der schöne Mensch, S. 253, Collignon, Scopas et Praxiteles, Paris, p. 40. Fig. 7.: Ant. Denkm. I. und das Bull. corr. hell. 1901. Jahrg. Meldung über die Ausgra­bungen von Tegea. S. weiters den Frauen­kopf des Athener Nationalmuseums im Sko­pas-Stil, Winter, Kunstgeschichte in Bildern, S. 300. Nr. 9. Für Terrakotten s. Perdrizet, Les terres-cuites grecques d'Egypte, pl. XII. no. 31.) Uber den Fundort unseres Köpfchens ist uns nichts näheres bekannt, doch stammt es wahrscheinlich aus Hellas. 42. Frauenkopf mit Haube. — (Abb. 33. Rötlichbrauner Ton. Höhe 55 cm. Der Vor­derteil des Kopfes ist intakt, die hintere Hälfte fehlt.) — Ein wenig nach rechts ge­neigter Frauenkopf mit vollem Gesicht, im Ohr kugelförmige Ohrgehänge. Ihr Haar ist durch die turbanartige Haube (sakkos?) ganz bedeckt. Unter der Haube kommt nur am Nacken hie und da eine kleine Locke zum Vorschein. Rote Farbenspuren am Kopf. Fund­ort unbekannt, wahrscheinlich Hellas. Die Darstellung einer das Haar ganz be­deckenden Haube ist unter den Terrakotten ziemlich selten. (S. Winter, Typen II. S. 108.

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