Csánky Dénes szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 10. 1940 (Budapest, 1941)

Zoltán Oroszlán: Tanagrafiguren und ihre Genossen

Nr. 1, 2, 7, und S. 68, Nr. 5. Weiters Sieve­king: Sammlung Loeb, I. S. 16. Taf. 22) Frü­her wurden sie für Göttinnen gehalten, neuerdings jedoch bringt man sie mit dem Kult der Kabiren in Zusammenhang, der in Boiotien, vor allem aber in Thebai blühte, und vermutet in ihnen Priesterinnen des Gottes Kabir und seines Sohnes. 23 Dies be­weist auch das breite Purpurband in ihrer Hand, das aus einem kleinen Kästchen her­vorgenommen, vor der Brust gehalten wird; dieses Band hätte eine besondere kultische Bedeutung. Der Statuentyp ist übrigens aus der Gross­plastik strengen Stils übernommen 24 und die Meister der Terrakotten formten diesen Typ durch Hinzufügung der hohen Perücke und des Diadems, das scheinbar auch im Leben so getragen wurde, zu Kabir-Priesterinnen um, so dass man diese Figuren nun auch als Votivgeschenke für den Kabirkult gebrau­chen konnte, Votivfiguren, die man überall in Boiotien, seltener in Tanagra selbst findet. 2. Stehende Frau, Blumen haltend. — (Abb. 2. Gelbgrauer Ton. Höhe 345 cm. An mehre­ren Stellen gebrochen. Grosses viereckiges Brennloch.) — Junge, mit dem rechten Fuss ausschreitende Frauenfigur auf hohem Sok­kel. Ihre Kleidung ist der auf beiden Schul­lern festgesteckte Peplos, mit kurzem Um­schlag, der in schweren, parallelen Falten niederfällt und die Füsse freilässt. In der auf die Brust gelegten Rechten eine Blume (?), mit der Linken hält sie ihr Kleid. Auf dem Kopf trägt sie eine hohe, der vorigen Statue ähnliche Perücke mit Polos. Die rote Bema­lung des Haares und des Peplos sind deutlich zu sehen. 2a In Thebai wurde 1887 das Kabir-Heilig­tum gefunden und ausgegraben, von welchem auch Pausanias spricht. (IX. 25.) Hier ver­ehrten die boiotischen Bauern die aus Phry­gien und von der Insel Lemnos hereinge­brachten Gottheiten. In ihrem Tempel, sowie in ganz Boiotien fand man grosse Mengen von Terrakotten, die einen Hahn oder Widder tragenden Jüngling darstellten, weiters un­seren Priesterinnen ähnliche Figuren. Die Armut der Votivgeschenke beweist, dass diese Gottheiten vor allem von der ärmeren Bevölkerung verehrt wurden. s * Vergl. zur Herkunft des Typs mit den Athenafiguren der Metopen zu Olympia, vor allem die Atlas und Augiasmetope, weiters die Berliner Demeter, und die in Neapel sich befindende Bronztänzerinnen aus Her­culaneum. Den Typ hat die bronze Klein­plastik entsprechend verwendet. (Siehe die Peplosfigur des Bronzespiegels von Athen im Nationalmuseum von Athen. De Ridder: Cat. des bronzes, d Athènes. S. 40. No. 153.) Die Statuette ist ebenfalls ein Werk der boiotischen Werkstätten und in diesem Typ wohlbekannt. (S. Winter, Typen I. S. 65, Nr 4, 5. — Vergl. Vagn Häger Poulsen: „Der strenge Stil". Sonderabdruck aus Acta Archaeologica Vol. VIII. Kopenhagen, 1937, 5. 70 ff., wo wir auch die Varianten dieses Typs finden.) 3. Frau im Peplos mit eigenartigem Kopf­putz. — (Abb. 3. Gelbgrauer Ton. Höhe 34*4 cm. Nur der Sockel ist beschädigt, sonst intakt. Grosses, viereckiges Brennloch.) — Auf hohem viereckigem Sockel stehende, mit dem linken Fuss ausschreitende Frau. Ge­wand, wie bei den früheren Statuen, auch ähnlich modellierten Peplos. In der auf die Brust gelegten Rechten eine Blume, mit der Linken hält sie ihr Gewand. Ihr Haar fällt in breitem Flächte auf die Schultern. Auf dem Kopf hoher, rückwärts in drei Spitzen endenden Diadem. Oberhalb der weissen Grundfarbe sind noch Spuren der roten Be­malung des Gewandes und des Sockels zu sehen. Die Figur ist mit vielen anderen ähnlichen Genossen eine Arbeit der boiotischen Werk­stätten und gehört nach Köster ebenfalls zu den Darstellungen der Kabir-Priesterinnen (Siehe Winter, Typen, I. S. 62. Nr. 3. und 4 — Köster a. a. O. S. 46. Taf. 16. S. noch Zeit­schrift f. bild. Künste 1921, S. 164. Abb 1.. Archäologischer Anzeiger 1889. S. 158, Laumo­nier: ..Catalogue des terres-cuites du Musée Archéologique de Madrid", Paris, 1921. p. 13. pl. VII. 2.) Ähnliche Figuren mit Peplos wurden nur ohne den eigenartigen Kopf­putz auch anderswo in Hellas, so in Attika und im Peloponnes angefertigt. 4. Frauenkopf mit hohem Diadem. — (Abb. 43. Braungrauer Ton. Höhe 7-2 cm. Nase zer­brochen; der Kopfputz stark beschädigt, meistens fehlen die dekorierenden Kügelchen.) — Frauenkopf mit schönen Formen; das Haar in der Mitte gescheitelt umrahmt das Gesicht in welligen Locken. Auf dem Kopf ein aus vier Teilen zusammengestelltes, hohes Diadem, dessen oberer Rand durch kleine, am Ende von Halbkreisen sitzenden Kugeln geziert ist. Unter dem Diadem hängt am Hinterkopf ein Schleier herab. Auf dem Dia­dem grünliche, auf dem Gesicht weisse Farb­spuren. Fundort unbekannt. Von diesem Kopfe hatte schon Arndt fest­gestellt, dass er „streng attisch" sei. Wahr­scheinlich gehörte er zu einer Aphrodite­Statue. Am auffallendsten ist der verhältnis­mässig selten vorkommende Kopfputz, der wenig Seinesgleichen im antiken Typenschatz

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