Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Jolán Balogh: Studien in der alten Skulpturensammlung des Museums der Bildenden Künste. II.

charakteristische Merkmale übrig, um ihre Vorbilder erkennen zu können. Das leere Profil der Venus und ihr zerzaust niederfal­lendes Haar finden wir auf dem sitzenden David 174 (Abb. 129.) der Wiener Liechten­steinschen Sammlung wieder. Dem Kopf des Adonis hingegen, dessen Locken in wei­tem Halbkreis auseinanderflattern, begegnen wir auf der Bronzestatuette des Hl. Sebas­tian 176 (Abb. 130.) im Londoner Victoria and Albert Museum. Beide, der Wiener David und der Londoner St. Sebastian, sind Werke Fran­cesco Susinis, eines Schülers Giambolognas und Antonio Susinis. Er ist einer der späte­sten Meister des Manierismus, seine Tätigkeit fällt schon zum Gutteil in das 17. Jahrh. 176 Wahrscheinlich hat er auch das Original­modell der Venus und Adonis-Gruppe ge­formt. Das Bronzeexemplar unseres Museums ist jedoch kein eigenhändiges Werk, sondern eine Kopie seiner Werkstätte, die eine weite Exporttätigkeit entfaltete. Unser folgendes Stück, die Pietà, eine far­bige Terracotta-Gruppe 177 (Abb. 142.), ist mit der Bronze Susinis fast gleichaltrig, vertritt jedoch eine ganz andere Welt. Es ist ein Werk, das von der allgemeinen Entwicklung der italienischen Skulptur weitab steht und sowohl im Thema als auch in der Komposi­tion alte Traditionen fortsetzt. Nur einzelne Details verraten, dass es bereits in das frühe Seicento gehört. Es ist ein einfaches, provin­ziales, ader doch grosszügiges Werk, das in erster Linie durch sein Thema Interesse er­weckt. Gerade die neue kunsthistorische Li­teratur hat sich sehr oft mit dem Ursprung der Pietà-Kompositionen und deren Typen befasst. 178 Diese Abhandlungen schilderten 174 Tietze —Conrat, E.: Die Bronzen der fürstlich Liechtensteinschen Kunstkammer. Jahrbuch des kunsthist. Institutes der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege. Bd. XI. 1917. S. 21. 175 Planiscig; Piccoli bronzi. tav. CCXXII. fig. 377. 176 Thieme —Becker: Allgemeines Künstler­lexikon. Bd. XXXII. Leipzig, 1938. S. 305— 306. 177 Lajstrom (Verzeichnis). 1896. S. 5. (um­brischer Meister, 16. Jahrh.); Fabriczy: Krit. Verz. S. 28. II. 79. (umbro-florentinisch aus dem frühen Cinquecento); Schubring: Kata­log der Bildwerke. No. 81. (florentinisch um 1530); Schubring: Ital. Renaissanceplastik. S­96. (florentinisch um 1530); Balogh: Die alten Bildwerke. S. 205. (im florentinischen Cinque­cento wurzelndes Werk vom Anfange des 17. Jahrhunderts, wahrscheinlich aus dem Kreise des Cieco da Gambassi); Csánky op. cit. S. 248. (Kreis des Cieco da Gambassi.) 178 Bibliographie der ^ietà-Kompositionen : Thode, H.: Franz von Assisi und die Anfänge zumeist die deutsche Entwicklung, hoben die Bedeutung der deutschen Werke her­vor und berührten nur nebensächlich die italienische Kunst. Deshalb ist es vielleicht nicht überflüssig, wenn wir eine kurze Übersicht 179 der italienischen Pietà-Kompo­sitionen geben, damit jene Traditionen kla­rer und verständlicher werden, die das Standbild unseres Museums hervorgebracht haben. Die Pietà hat sich aus jenen Kompositionen entwickelt, welche die Beweinung Christi dar­stellen. Aus der Gruppe der Weinenden hat sich die Gestalt Mariens, die den Körper ih­res Sohnes in den Armen hielt, allmählich mehr und mehr losgelöst. Diese Entwicklung hat sich augenscheinlich in der Malerei ab­gespielt. Die ersten Phasen dieses Werde­ganges sind die kleinen Bilder mit der Be­weinung Christi auf den Krucifixen des 13. Jahrhunderts und das Mosaik des Battistero in Florenz. Aus dem 14. Jahrhundert ken­nen wir schon selbständige Pieta-Gemälde: das sienesische Bild in der Pariser Sammlung Le Roy, ein toskanisches Bild im Museum von Trapani, das Bild Cecco di Pietros im Museum von Pisa. 180 Im 15. Jahrhundert setzt der Kunst der Renaissarice in Italien. Berlin, 1885. S. 452—455.; Detzel. H.: Christliche Iko­nographie. I. Freiburg in Breisgau, 1894. S. 431.; Mâle, E.: L'art religieux de la fin du moyen âge. Paris, 1908. p. 17, 31, 122 ss.; Pinder, W.: Die dichterische Wurzel der Pietà. Repertórium für Kunstwissenschaft. XLII. 1920. S. 145.; Demmler, H.: Die mittel­alterlichen Pietà-Gruppen im Kaiser Fried­rich Museum. Berliner Museen XLII. 1921. S. 10.; Baum, J.: Gotische Bildwerke Schwa­bens. 1921. S. 72.; Pinder, W.: Die Pietà. Leipzig, 1922.; Passarge, W.: Das deutsche Vesperbild im Mittelalter. Augsburg, 1924 ; Swarzenski, G.: Italienische Quellen der deutschen Pietà. Festschrift Heinrich Wölff­lin. München, 1924. S. 127—134.; Künstle K.: Ikonographie der christlichen Kunst, I. Frei­burg in Breisgau, 1928. S. 483—486.; Pa­nofsky, E.: Imago Pietatis. Festschrift für Max J. Friedländer. Leipzig,1927. S. 261—308.; Körte, W.: Deutsche Vesperbilder in Italien. Kunstgeschichtliches Jahrbuch der Biblio­theca Hertziana. I. 1937. S. 1—138.; C. Th. Müller: Besprechung des Aufsatzes von Körte. Zeitschrift für Kunstgeschichte. 1937. S. 391. 179 Die hier folgende fkizzenhafte Uber­sicht erschöpft das Thema natürlich nicht. Mit sistematischen Detailforschungen könnte man die Zahl der italienischen Pietà-Kom­positionen noch bedeutend vermehren und dadurch die einzelnen Gruppen genauer von einander scheiden und ihre Abstammung besser erklären. 180 Vgl. Swarzenski, G.: Ital. Quellen der deutschen Pietà. Festschrift Heinrich Wölff­lin. München. 1924. S. 127—134.; Körte, W.:

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