Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)
Jolán Balogh: Studien in der alten Skulpturensammlung des Museums der Bildenden Künste. II.
Veränderungen das Motiv der Corsini Madonna 86 (Abb. 61.) des Luca della Robbia. Die Art und Weise, wie die Gestalten in das Tondo eingefügt sind, wie dessen Oberfläche mit Draperien ausgefüllt ist und einigermassen auch die Kopftypen 87 lassen bereits auch den Einfluss Benedetto da Majanos wahrnehmen. Es handelt sich um das Werk eines unbekannten, florentinischen Meisters, aus der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts, der den Spuren der grossen Künstler folgte. Ein anderes, kleines Madonnenrelief 88 (Abb. 62.) unserer Sammlung, das einst wahrscheinlich den Schlußstein eines Rundbogentores gebildet hat,, ist ebenfalls nach den Mustern der Robbia-Werkstatt, und zwar nach einer oft wiederholten Komposition 89 des Andrea della Robbia gemeisselt worden. Die Madonna von Stia und die Lunette der Morgan-Sammlung (Abb. 63.) stehen unserem Relief besonders nahe. Selbst die Gesichtstypen sind verwandt, obgleich in denjenigen unseres Reliefs auch der Einfluss Benedetto da Majanos 90 sich kundgibt. Der einfache und ein wenig schwerfällige Steinmetz hat die beliebte Komposition des Andrea della Robbia zwar nicht sehr kunstvoll, doch ziemlich geschickt umgestaltet. Der dekorative Zweck seines Werkes erklärt auch die Mängel der Ausführung. 81 86 Auch von der Corsini Madonna sind mehrere Repliken verfertigt worden. Vgl. Schottmüller op. cit. II. Aufl. 1933. S. 32. No. 1722.; Maclagan —Longhurst op. cit. p. 35. No. A 4—1930. Das Berliner Relief No. 186. ist dagegen eine späte Derivation des Budapester Reliefs. (Schottmüller op. cit. II. Aufl. S. 81. No. 186. — Florentinisch um 1500.) 87 Dussler, L.: Benedetto da Majano. München, 1923. Abb. 44., 45. 88 Lajstrom (Verzeichnis) 1896. S. 7. (toskanische Schule, 15. Jahrh.); Schubring: Katalog der Bildwerke. No. 38. (im Stile des Benedetto da Majano); Meiler op. cit. No. 5. (florentinischer Meister, Ende des 15. Jahrhunderts); Balogh: Die alten Bildwerke. S. 201. (nach einer Komposition des Andrea della Robbia). 89 Madonna, Stia; Madonna, Berlin, Kaiser Friedrich Museum (Schubring, P.: Luca della Robbia und seine Familie. Leipzig, 1905. S. 108, 111.); Madonna mit zwei Engeln aus Legnaia, New York, Sammlung Morgan (Marquand, A.: Della Robbias in America. Princeton, 1912. p. 6—8, Fig. 8. — von einem unbekannten Nachfolger des Luca della Robbia); Madonna, Jamaica Plain, Sammlung Shaw (Marquand op. cit. p. 10. Fig. 14.). Dieselbe Komposition hat auch Giovanni della Robbia in seiner Lunette von Montepulciano benutzt. (Schubring: Luca della Robbia S. 129.) 80 Vgl. Dussler op. cit. Abb. 45—46. 91 In meinen „Studien I." habe ich, mich mit den Robbia-Werken unserer Sammlung Die Statuette 92 des an der Quelle sitzenden Giovannino (Abb. 64.), die zu den liebreizendsten Stücken unserer Sammlung gehört, wirft eine verwickelte Frage der florentinischen Skulptur des späten Quattrocento auf. Fabriczy schrieb das schöne Werk dem sogenannten Meister der Johannes-Statuetten zu, und seine Meinung haben dann alle Forscher übernommen. Diesen fiktiven Meister hat Bode auf Grund einiger sitzenden St. Johannes-Figürchen rekonstruiert, die er alle für die Erzeugnisse ein und derselben Hand hielt. 93 Es handelt sich jedoch nicht um die Werke eines einzigen Künstlers, sondern um die Kopien und Varianten eines Prototyps, die zu verschiedenen Zeiten, von verschiedenen Meistern verfertigt worden sind. Der ursprüngliche Prototyp war vielleicht aus Marmor gemeisselt und wahrscheinlich war es ein berühmtes und beliebtes Kultbildwerk, von dem die Gläubigen stets neue und neue Kopien verlangten. Von den erhaltenen Exemplaren scheint die Terracotta-Statuette der Wallace-Sammlung (Abb. 71.) die älteste zu sein. Die Geistes- und Formen frische des ausklingenden Quattrocento ist in ihr noch am lebendigsten. Die übrigen sind Kopien, die im Laufe des 16. Jahrhunderts entstanden sind und von denen befassend, erwähnt, dass die Antonius Abbas Statuette (Depot, Inv. Nr. 1171.), der Statue des Lorenzo Vecchietta in Narni (1475) nachgebildet wurde. (Balogh J.: Tanulmányok a Szépm. Múzeum szobrászati gyűjteményében. [Studien in der Skulpturensammlung des Museums der bild. KünsteJ Az Orsz. Magy. Szépművészeti Múzeum Evkönyvei [Jahrbücher des Museums der bild. Künste]. VI. 1929—1930. Budapest, 1931. S. 48. Anm. 1 1.) Als Ergänzung füge ich jetzt noch hinzu, dass beide Antoniusstatuetten wahrscheinlich auf einen älteren Typus, auf die Terrakotte-Statue des Museo Civico von Arezzo zurückgehen. (Del Vita, A.: Guida di A.rezzo. Arezzo, 1937. p. XIV. „Attribuita a Niccolo di Arezzo." Aus der I. Hälfte des 15. Jahrhunderts.) Denselben Antonius Abbas Typus entwickelt Andrea Sansovino in seiner Statue von Monte San Savino weiter. (Venturi: Storia dell'arte italiana. X/l. Milano, 1935. p. 160.). 92 Lajstrom (Verzeichnis). 1896. S. 4. (Desiderio da Settignano); Fabriczy: Krit. Verzeichnis. S. 28. No. II. 76. (Meister der Johannes Statuetten); Schubring: Katalog der Bildwerke. No. 77. (Meister der Johannes Statuetten); Schubring: Ital. Renaissanceplastik. S95. (Meister der Johannes Statuetten); Meiler op. cit. No. 70. (Meister der Johannes Statuetten); Ybl op. cit. S. 449. (Meister der Johannes Statuetten); Balogh: Die alten Bildwerke. S. 201. (Michèle Marini?) 83 Bode, W.: Ein florentiner To:ibildner vom Anfang der Hochrenaissance. Zeitschrift für bild. Kunst. 1902. S. 1—4.