Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)
Jolán Balogh: Studien in der alten Skulpturensammlung des Museums der Bildenden Künste. II.
Holzstatue (Abb. 34), dem Altar von Pressana (Venedig, Accademia) folgende Inschrift lesen: „questa ancona ha fato Bartolamio intaliatore di Verona 1470". 59 Ungefähr aus den 70-er, 80-er Jahren des 15. Jahrhunderts stammt auch das Budapester Relief. Unserm unbekannten, veronesischen Meister können wir noch ein zweites, ebenfalls anspruchsloses Werk zuschreiben, und zwar die Holzstatue des Heiligen Sebastian in Pozzuolo ß " (Chiesa parrocchiale. — Abb. 32.), dessen runder Gesichtstypus, feste Glieder und betende Gebärde sich ganz unmittelbar dem Budapester Relief anschliessen. Aus dem Gebiet der Holzschnitzerei stammt auch unser folgendes Stück, 61 der segnende, von Engeln umgebene Christus (Abb. 39.). Die fein ausgearbeiteten Gesichtstypen und die geschickte Faltengebung weisen auf die Hand eines geübten Meisters hin. Zu der Gestalt und der Gebärde Christi finden wir die unmittelbarste Analogie auf dem Relief des segnenden Heilands (Abb. 36.), welches das bronzene Weihwasserbecken des sienesischen Bildhauers Giovanni Turini ziert (Siena, Pal. Pubblico), während die Kopftypen, mit der etwas gekrümmten Nase, gleichfalls mit den Werken Turinis, den Figuren des Taufbeckens 62 im Battistero zu Siena, übereinstimmen. Die pausbackigen, etwas mürrischen Engelsköpfe ähneln den tanzenden Putten (Abb. 37—38.) des Taufbrunnens. Giovanni Turini, der teils unter dem Einfluss Querelas, teils Ghibertis gearbeitet hatte, war bisher nur als Bronze- und Marmorbildhauer bekannt, obgleich es schon mehrfach versucht worden ist, seinen Namen mit der einen oder anderen sienesischen Holzstatue in Verbindung zu bringen. Diese haben sich aber später als Werke Francesco di Valdambrinos erwiesen. Der Mangel an beglaubigten Holzstatuen und Angaben wiederspricht indessen noch nicht unserer Bestimmung. Gerade in Siena haben selbst die grössten Meister, an ihrer Spitze Quercia, gerne Holzstatuen geschnitzt. Unser Relief ist der Hand Giovanni Turinis nicht unwürdig, es schliesst sich selbstverständlich und organisch seinen Bronzewerken an, ja es ist eine harmonischere, mit grösserer Folgerichtigkeit gelöste Variante seines segnenden Christus in Siena. Das reizende Holzfigürchen der Hl. Dorothea 63 (Abb. 45.) unseres Museums, das schon im Inventar als sienesische Arbeit verzeichnet ist, steht ungefähr auf der gleichen Stilhöhe als der segnende Christus. Darüber aber, wann es entstanden ist, gehen die Meinungen auseinander. Fabriczy setzt die Entstehungszeit auf das Ende des 15. Jahrhunderts an, Schubring um 1470, Meiler wieder auf das Ende des Quattrocento. Im liebreizenden Köpfchen der Heiligen lebt jedoch noch die Heiterkeit der Sapienza Quercias, die weichen Wellen des Haares und die Falten des Mantels haben sich von den gotischen Formen noch nicht völlig losgelöst. Die Statuette steht auch Francesco di Valdambrino, dem jüngst entdeckten, liebenswürdigen Meister der sienesischen Bildhauerei, 6 * nicht ferne. Die lieblichen Holzfiguren Francesco di Valdambrinos, wie der Sant' Ansano in Lucca (Abb. 44.) und die Annunziata in Asciano (Abb. 46.), weisen mit unserer Statuette soviel geschwisterliche Verwandtschaft auf, dass wir auch unsere Hl. Dorotheenfigur in die Werkstatt dieses Meisters versetzen können. Diese Zusammenhänge ermöglichen uns, die Entstehung des Werkes um 1410—1425 anzusetzen, also in eine Zeit, als Francesco mit Quercia an der Fonte Gaia in Siena gearbeitet hat. Zu Quercias Kreise gehört — unserer Meinung nach — auch die schöne, stehende Madonnenfigur (Abb. 42.) der Budapester Samm58 R. M. V.: Una pala in legno del XV. secolo a Pressana (Cologna Veneta). Rassegna d'Arte, 1905. p. 109.; Fogolari, G.: L'ancona dei Querini Stampalia di Venezia, opera di Bartolommeo Giolfino da Verona del 1470. Bollettino d'Arte, 1909. p. 387. 60 Inventario ecc. Vol. VI. Provincia di Mantova. Roma, 1935. p. 114. 61 Lajstrom (Verzeichnis). 1896. S. 11. (toskanische Schule, 13. Jahrh.); Schubring: Katalog der Bildwerke, No. 45. (sienesisch, um 1400); Meiler op. cit. No. 42. (umbrischer Meister, Anfang des 15. Jahrhunderts); Balogh: Die alten Bildwerke. S. 200. (Giovanni Turini). 82 Schubring, P.: Die Plastik Sienas im Quattrocento. Berlin, 1907. S. 22, 26, 27. 03 Lajstrom (Verzeichnis), 1896. S. 10. (sienesische Schule, 15. Jahrh.); Fabriczy, C. von: Kritisches Verzeichnis toskanischer Holz- und Tonstatuen. Jahrbuch der preuss. Kunstsammlungen. 1909. Beiheft. S. 57. No. III. 8. (sienesischer Meister, Ende des 15. Jahrhunderts); Schubring: Katalog der Bildwerke. No. 47. (im Stile des Neroccio di Bartolommeo, um 1470); Schubring: Ital. Renaissanceplastik. S. 100. (im Stile Neroccio's); Meiler op. cit. No. 77. (sienesischer Meister, Ende des 15. Jahrhunderts); Balogh: Die alten Bildwerke. S. 200. (sienesische Arbeit unter dem Einfluss des Jacopo della Quercia, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts). 64 Bacci, P.: Francesco di Valdambrino. Siena, 1936.