Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

János Héjjas: Ein neues Bild vom jüngeren P. Bruegel im Budapester Museum der Bildenden Künste

204 JÁNOS HÉJJAS anschauung ins Auge, die Art, wie er den Raum interpretiert und wiedergibt. Er teilt die Landschaft, die er darstellen will, in drei Schichten und schiebt somit die Szenen und Figuren nicht in den Raum, sondern in die entsprechenden Schichten hinein. Seine Komposition ist nicht das Ergebnis einer einheitlichen und zusammenfassenden Vor­stellung, sondern das Aneinanderreihen klei­ner Details. Der Künstler lässt sich nicht vom Ganzen ausgehend, gewissermassen von oben auf die Details herab, sondern erhebt sich aus den kleinen Details zu deren Menge hinan. Bäume und Sträucher trennen sich deutlich von einander und die Blätter sind wie auf einem Spitzengewebe einzeln neben­einander gesetzt. Balten achtet genau darauf, dass das Licht nicht zu grell, der Schatten nicht so tief sei, um irgendwelche Einzel­formen undeutlich erscheinen zu lassen. Die gleichförmig harte Belichtung, welche eher die Aufdeckung der plastischen Formen, als deren Verhüllen bezweckt, verleiht somit dem Bilde eine kalte Glätte. Diese einfache Interpretierung von Licht und Schatten zeugt für die Denkungsart eines Malers des 16. Jahrhunderts und überzeugt uns davon, dass unser Meister von der wirklichen visua­len Bedeutung von Licht und Schatten und deren raumgestaltender Rolle noch keine Ahnung hatte. An der Dorfkirmess unseres Museums aber fällt auf den ersten Blick die einwandfreie räumliche Anordnung der Komposition auf. Dadurch, dass der Künstler in die Mitte des Bildes einen hochstämmigen Baum mit mächtiger Krone gesetzt hat, erzielt er ein zweifaches Ergebnis: einesteils lenkt er das Auge des Beschauers auf die Mitte des Bil­des und fasst damit die verschiedenen Sze­nen zu einer einheitlichen Erscheinung zu­sammen, andererseits klärte er dadurch, dass er den Baum auf die dem Auge ermessbare Ent­fernung, in den Mittelraum setzte, die Frage des Vor- und Hintergrundes und verdeut­lichte die genaue räumliche Lage der einzel­nen Szenen und Gruppen. Dies ist freilich eine Krücke, aber eine wohlbewährte Krücke und ihre Verwendung scheidet die alte Ge­neration von der neuen. Die alte Generation komponiert in Schichten, kulissenartig, die ganze Handlung spielt sich sozusagen auf der Oberfläche des Bildes ab; die neue Ge­neration setzt uns vor ein offenes Gesichts­feld und führt das Auge allmählich der stets zurückweichenden Tiefe zu, als hätte sich plötzlich ein Fenster aufgetan. Die ganze Komposition wird von einem vereinheit­lichenden Streben beherrscht, die kleinen zeichnerischen Details sind verschwunden: in allem kommt die Darstellungsweise der neuen Naturanschauung' zur Geltung. Wer­fen wir einen Blick auf die Bäume und das Gesträuch der beiden St. Martinsfeste und der Dorfkirmess unseres Museums, um die verschiedene Naturanschauung der Nach­ahmer des älteren P. Bruegel und der fol­genden Generation zu erkennen. Dort ist der Baum eine auf Detailstudien aufgebaute intellektuelle Konstruktion, hier ein einheit­liches optisches Bild. Dort ist jedes Blatt deutlich gezeichnet, jedes hat seine be­stimmte Rolle; hier ist alles verschwommen, die Blätter vereinigen sich zu einen undurch­sichtig dichtem Laubwerk, ihre individuelle Existenz wird eben nur angedeutet. (8. und 9. Abb.) Das gedämpfte Licht löst die harten Konturen auf, lässt die Formen eher ahnen, als dass es sie betont. Insbesondere gilt dies für die Bäume und Sträucher. Die Figuren sind noch altertümlich, sie erinnern an die­jenigen des älteren P. Bruegel, was zur Genüge erhellt, dass unser Meister mit einem Fuss noch in den Fährten der Ver­gangenheit wandelt. Dagegen ist der Falten­wurf der Gewänder schon weicher, auch die Farben haben viel von der Helle des Brue­gelschen Lokaltones verloren. Die Malweise der Bilder hat sich in jeder Hinsicht geän­dert: das Gefüge der Komposition, die For­mensprache, die Technik ist hier anders, wie dort, selbst die Gesichtstypen und der Aus­druck des Gesichtes. Obwohl an den St. Martinsbildern mehrerlei Typen zu erkennen sind, kann man an ihnen doch gemeinsame Eigenheiten feststellen. Auffallend ist vor allem die starke Modellierung der Gesichter, die kleinliche Detaillierung der Formen, wo­durch die Köpfe eine charakteristische zeichnerische Härte erhalten. Die derben Typen des Künstlers haben etwas Provinz­massiges. Durch die zumeist nach unten ge­krümmte Mundlinie oder dem stark geöffne­ten Mund, aus dem die Zähne hervorblitzen, erhalten die Gesichter einen leidenschaftli­chen Ausdruck. Vergebens würden wir diese physiognomischen Übertreibungen an der Dorfkirmess unseres Museums suchen. Hier sind die Gesichter eher von Gemütlichkeit und Fröhlichkeit durchdrungen. Sehr be­zeichnend ist auch der Gesichtstypus: brei­ter Backenknochen, darunter ein plötzlich schmal zulaufendes kurzes spitziges Kinn, kleiner, gespitzter, schmaler Mund. Der Künstler betont die Formen nicht mit ge­nauer Modellierung und Abgrenzung, sondern

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