Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)
János Héjjas: Ein neues Bild vom jüngeren P. Bruegel im Budapester Museum der Bildenden Künste
deutet sie eben nur an, so z. B. das runde Antlitz durch einen lieblich hingeworfenen roten Fleck, welcher nicht bloss formgebend wirkt, sondern dem Gesicht auch Weiche und Anmut verleiht. Diese freiere Art der Formengebung ist bereits ein Ergebnis des neuen malerischen Sehens; ein Gesicht wie das der schwarzgekleideten vornehmen Herrn neben dem Raum in der Mitte, ist vor dem 17. Jahrhundert gänzlich undenkbar. Alle diese Unterschiede, die v/ir da zwischen den Baltensschen St. Martinsbildern und dem Budapester Bild feststellten, gelten in gleichem Masse auch von den St. Martinsbildern und dem Gemälde der ehemaligen Brüsseler Sammlung van der Sträten-Solvay. Es ist nämlich unzweifelhaft, dass das Brüsseler und das Budapester Bild von ein und demselben Künstler stammt und dass die beiden Gemälde — wenn man das Übereinstimmen der Masse und der Art in Betracht zieht —, vielleicht als Gegenstücke gemeint waren. Dieser Künstler ist aber keineswegs Balten. Und wenn wir unter den Epigonen des älteren P. Bruegel nach einem Künstler Umschau halten, der der Schöpfer dieser beiden Bilder sein könnte, dessen Arbeiten mit jenen am meisten verwandt sind, so stossen wir immer wieder auf Werke des jüngeren P. Bruegel. Unter den Arbeiten dieses Künstlers kommen hier wegen ihren besonders übereinstimmenden Stileigenschaften hauptsächlich vier Bilder in Betracht: das Bild eines von tanzenden Gestalten umgebenen Maibaumes, in holländischem Privatbesitz (4. Abb.); 12 dasselbe Thema im Innsbrucker Museum (5. Abb.); 13 die Darstellung einer Kinderprozession im Newyorker Metropolitan-Museum (6. Abb.), 14 das ebenfalls aus 13 Repr.: Breugel —Tentoonstelling. Kunsthandel P. de Boer. Amsterdam, 1934. S. 32. Nr. 28. 13 Catalog der Gemäldesammlung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu Innsbruck. Innsbruck, 1894. S. 52. Nr. 691. Auf das Gemälde hat mich Herr Oberdirektor Dionys Csánky aufmerksam gemacht und er hatte auch die Freundlichkeit, das Lichtbild des Gemäldes mir zur Reproduktion zu überlassen. 14 M. M. Salinger: The Whitsum-bride by P. Bruegel the younger. Bulletin of the Metropolitan Museum of Art. 1939. S. 88—90. der Sammlung Hoschek stammt, 15 und eine Dorfkirmess in der Grazer Landesbildergalerie (7. Abb.). 16 Diese vier Bilder sind als Werke des jüngeren P. Bruegel signiert. An ihnen sind dieselben anmutigen Typen zu erkennen, wie an den Brüsseler und Budapester Bildern: die breitknochigen Gesichter mit dem spitzen Kinn und den schmalen Lippen. Auch die Raumdarstellung zeigt eine identische Auffassung: die Tiefe der Landschaft spricht deutlich für eine, der Budapester Dorfkirmess entsprechende Raumauffassung. Und schliesslich finden wir eine volle Ubereinstimmung in der Malweise der Bäume, der weichen Laubtypen, bei denen die Blätter sehr eigentümlicherweise hie und da zu Laubflecken unübersichtlich lockeren Gewebes verschwimmen. Sehr nahe steht auch die Farbengebung des Newyorker Bildes der des Budapester Gemäldes; die helle Zinoberfarbe, die warme grünlichbraune Erde findet sich hier ebenso wie dort. Dagegen vermissen wir an unserem Bilde die bläulich-grünen Ubergänge, die den weichen Ton der Kinderprozession ergeben. Dieser Mangel ist aber eine Folge der groben Abwaschung. Da die Ubergänge bei dem Malen zuletzt auf das Bild aufgetragen werden, erleiden diese feinen Lasuren bei der Reinigung des Gemäldes am ehesten und den meisten Schaden. H. de Loo gegenüber, der die Dorfhochzeit van der Strätens und die Budapester Dorfkirmess den Werken Baltens zugezählt hat, bin ich der Meinung, dass in diesen beiden Gemälden eine Arbeit des jüngeren P. Bruegel erkannt werden muss. Die räumliche Anordnung der Komposition, ihre formelle Lösung, die Baumtypen, die Bewegungen und auch die Köpfe zeigen eine so nahe Verwandtschaft mit den schon erwähnten zwei Maibäumen, sowie mit dem Newyorker und nicht minder mit dem Grazer Bilde, dass wir nicht nur eine gemeinschaftliche Werkstatt, sondern dieselbe Hand voraussetzen müssen. JANOS HÉJJAS 15 Repr.: In den oben angeführten zwei Katalogen. Nr. 9. und 15. 16 Repr.: W. Suida. Die Landesbildergalerie in Graz. Wien, 1923. Nr. 18. Suida hält den obenerwähnten Grazer Dorfkirchtag für das Hauptwerk des jung. P. Bruegel.