Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Nikolaus Csánky: Zwei spätgotische Wiener Tafelbilder im Museum der Bildenden Künste

Marientod, eines der schönsten Bilder des Cyklus, bildete nach Benesch' beruhigender Rekonstruktion 8 an einer Hauptstelle des Altars die linksseitige untere Szene der In­nenseite des rechten Flügels. Hieher, an die zur Signierung dargebotene isolierte Stelle und gleichzeitig in eine Buchtafel, verbarg Meister Jakob das aus seinen Namensbuchsta­ben JK z= Jacob Kaschauer bestehendes Monogramm, wie es zu seiner Zeit allgemein üblich war, ähnlich den versteckten Signatu­ren des Hans von Tübingen oder Konrad Laib. Den neuesten Zuwachs der Sammlung ha­ben wir einem glücklichen Zufall zu verdan­ken. In einer Budapester Privatsammlung stiess ich auf ein miniaturfeines und bisher unpubliziertes kleines Bild." Es stellt die An­betung der drei Könige dar (Abb. 3) und wurde von der Spenderin, Frau Dr. Aurel Dobay, noch in den 1910-er Jahren auf einer Auktion des Palais Károlyi erstanden. Im Museum der Bildenden Künste begutachtete man das Bild unbekannten Ursprungs als die Arbeit eines oberostmärkischen oder böhmi­schen Malers aus dem ersten Drittel des XV. Jahrhunderts. Aus den künstlerischen Eigenheiten des Bildchens strahlt die verfeinerte Stimmung des „weichen Stils". Die tonale Tiefe der warmen, feurigen Farben, die Weichheit der Modellierung, die feinen Übergänge von Licht und Schatten, die Mittel und Motive des Komponierens, wie der Ausdruck des Jesukindes gemahnen an die böhmische Malerei des XIV. Jahrhundertendes. Diese Erkennungszeichen weisen aber nur auf den altertümlichen Stilscharakter hin. Die weite­ren expressiven Elemente führen zum Beginn des XV. Jahrhunderts. Die Faltengebung ist schon zu ornamentalem Rythmus gefestigt. Auffallend erscheint der luftige, schlanke Aufbau der Massen und Formen, die das andachtsvolle Bildchen in den erhabenen Luftkreis der höfischen Kunst hinanzieht. Die eben in dieser Zeit sich entfaltende Wie­ner oder Wienerneustädter Malerei vertritt solche Bestrebungen. Das einschlägige Mate­rial ist ausserordentlich lückenhaft. Die Aus­masse, Typen und Detailformen des Bild­chens aber ermöglichten mir auch dessen genauere Lokalisierung. Das unmittelbare Gegenstück erkannte ich in jenem Bild ähn­lichen Ausmasses, das die Anbetung des Kindes darstellt (Abb. 2) und eine Edelperle des altdeutschen Saales im Wiener Kunst­8 Katalog der Kunstsammlungen des Stif­tes Klosterneuburg. S. 53. w Lindenholz, 26-5X22 cm. historischen Museum bedeutet. 10 Seinen Na­men hat der unbekannte Maler von eben­dieser seiner Arbeit erhalten. Den Meister der Wiener Anbetung haben mehrere Auto­ren — Benesch, Baldass, Oettinger — als Gründer einer in Wien oder Wienerneustadt lokalisierten Malschule eingestellt. Als wei­tere Arbeiten desselben Meisters werden vier ebenfalls kleinbemessene Passionsbilder der Pariser Graf Durrieu-Sammlung angespro­chen. Seine entwicklungsgeschichtliche Be­deutung hat sich im grossen Werke Oettin­gers 11 vollends entfaltet. Sein Stil entstammt vielleicht einer älteren ostmärkischen Rich­tung, auf die aber nur ungewisse Spuren, und zwar in Köln, Frankfurt und Wien ver­streute, um 1400 angefertigte Passionsbild­chen hinweisen können. 12 Seine malerischen Eigenheiten entspringen seiner konservativen Neigung. Er griff nach den Formenschatz der böhmischen Malerei zurück, indem er von den Ergebnissen des Wittingauer Meisters ausging. Seine Richtung und vielleicht eine Zeitlang auch seine Schule haben die Schüler: der von Westen eingewanderte Hans von Tübingen und der sogenannte Meister der Darbringungen fortgesetzt und zu dem wich­tigsten Kunstzentrum des östlichen deutschen Donaulandes entwickelt. Hieher weisen auch die Anfänge des Jakob Kaschauer. Das Wiener Geburt Christi-Bild mag um 1415 gemalt worden sein. Diese Entstehungs­zeit bezieht sich nunmehr auch auf das Budapester Bild. Leider ist auch letzteres nicht frei von jenen kleinen Beschädigun­gen, die das Wiener Bild erlitten hat. Auf den Köpfen der Maria und der in den Vor­dergrund gelangten Weisen wird durch die Retuschen bemäntelt. Den abgewetzten, ur­sprünglich reich vergoldeten Hintergrund schmückt auch hier das feinpunzierte Rand­muster und der Stern der Weisen aus dem Morgenland. Die neue Szene bringt uns dem Erkennen der Bedeutung des Meisters und seiner Begabung näher. In dem unberührten Ausdruck des vom Hintergrund sich nähern­den gekrönten und bärtigen Königs ist ein charakteristischer Urtypus der Schule Hans 10 Katalog der Gemäldegalerie. Wien, 1938. S. 98, Nr. 1769. Lindenholz, 26-5X22 cm. — 1923 Spende des Kunsthändlers M. Linde­mann. 11 Hans von Tübingen und seine Schule. Berlin, 1938. S. 43ff. 12 Otto Benesch: Grenzprobleme der öster­reichischen Tafelmalerei. Wallraf-Richartz­Jahrbuch. Neue Folge, I. Bd., 1930. S. 66ff, Abb. 81—83.

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