Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Erwin v. Ybl: Das Portrait der Königin Anna

Seiseneggers als Werke unseres Meisters erkannte. 8 Im Jahre 1532 kopierte er in Regensburg diese Kinderbilder; möglicher­weise und zwei von diesen, die Portraits Maximilians und Annas, mit denen identisch, die jetzt in Brüssel hängen. Im gleichen Jahre malte er die Königin Anna zum erstenmal in ganzer Gestalt. Diese Art Gemälde kamen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Mode, und so stellte schon Strigel um 1520 Konrad Reh­lingen und dessen Familie (München, Pinako­thek) und Cranach der Alt. mehrere deutsche Fürstenbilder in dieser Art aus. Offensicht­lich waren diese Darstellungen verwelt­lichte Formen älterer Altarbilder. Auch in der italienischen und französischen Malerei kommen diese stehenden Portraits um diese Zeit in Mode. So malte im Jahre 1532—33 Seisenegger in Bologna Kaiser Karl V. (Wie­ner Galerie) und kein geringerer als Tizian hat dieses Gemälde in seinem Pradoer Bild wiederholt." Seisenegger hat Karl V. min­destens viermal verewigt. Es ist interessant, dass man eines davon, in dem unser Meister den Kaiser im schwarzen Gewände, mit dem goldenen Vlies um den Hals, darstellt, in früheren Zeiten Tizian zugeschrieben wurde. Man sagte, das Gemälde sei nicht nach der Natur gemalt worden. Seisenegger stand bei einzelnen Bildern ohne Zweifel unter dem Einfluss der Technik und des Stils des grossen venezianischen Malerfürsten, wie man dies schon früher festgestellt hat. 10 Uns interessieren jetzt in erster Linie die Portraits der Königin Anna und Seiseneggers Aufzeichnungen darüber. Bei einer Auktion der Sammlung des verstorbenen Ludwig Ernst erwarb das Budapester Museum der Bildenden Künste ein Brustbild der Königin, das auf Holz gemalt, 51X64 cm gross ist und die Königin in einem Prunkkleid darstellt. (Abb. 1.) Der Stil dieses Gemäldes lässt uns, trotz der späteren Übermalung des Gesich­tes, sogleich Seisenegger in den Sinn kom­men. Ein Miniaturbild der Königin Anna, das mit öl auf Pergament gemalt ist und König Ferdinands Gebetbuch ziert (Wien, Nationalbibliothek), wurde als erstes er­* Max I. Friedländer: Altdeutsche Gemälde in der Sammlung des Freiherrn von Lotz­beck in München. Rep. .für Kunstw. 1895. XVIII. S. 273. fl G. Glück: Original und Kopie, Fest­schrift für Julius Schlosser, S. 238 und Nieist von Holst: Die deutsche Bildnismale­rei Zeit des Manierismus. 10 Eduard von Engert: J. Seiseneggers jüngst aufgefundenen Werke. Zeitschrift f. b. Kunst 1875. X. S. 153—8. kannt, dass es von Seisenegger stammt. Nach dem Urteil Engerths 11 handelt es sich um ein gewissenhaft gearbeitetes, eher graphi­sches, hartgezeichnetes und in Einzelheiten gehendes Werk, dessen Farben graulich und nicht tief wirken. Das Bild ist mit dem Monogram JS, der Jahreszahl 1544 und einer lateinischen Aufschrift versehen. Birk J2 be­schreibt diese Miniatur in seiner grund­legenden Abhandlung über den Meister als dessen einziges authentisches Werk. Er hebt die gewissenhafte Darstellung der Kleidung und des Schmuckes hervor und sagt, das Haupt der Königin sei voll Anmut und Hoheit. Wir haben bereits erwähnt, dass Seisen­egger dieses Portrait 13 in seinem ersten Ge­such an Ferdinand ausführlich beschreibt. Der Künstler hatte dieses Bild, das Ferdi­nand zusammen mit neueren Bildern der königlichen Kinder Karl V. schenkte, mit Hilfe zweier anderer Meister in Innsbruck zwischen den November 1531 bis Februar 1532 gemalt, Seisenegger schätzte die nach Spanien gesandten Bilder auf 210 Gulden. Wie wir schon erwähnten, stellt das Bild Anna stehend dar und ist auf Leinwand gemalt, so dass es mit unserem nicht iden­tisch sein kann. Das geschilderte Gewand und der Schmuck stimmen hingegen in vie­ler Hinsicht mit dem Goldbrokat-Kleid und den verschwenderisch geschmückten Gold­ketten überein, die auf unserem Bilde zu sehen sind. Seisenegger sagt in seiner Be­schreibung wortwörtlich: „Erstlich mein ge­nedigiste fraw in ainem roten karmasinen atlasen rockh, daran di prust mit gulden tuech verprämbt, mit zerschniten ermblen, di mit weisser seiden vnterzogen vnd pau­schund heraus hangen vnd di schnidt mit gulden schnuern widerumb verkhnupft ... auf dem haubt aine schöne wolgeczirte gül­dene hauben, darauf ain rot samaten piret, vmb den halls ain seer muesame arbait von naterey mit gold gemacht, darüber ain gul­dens halspant mit frömbder selczamer goldt­schmidarbait khonstlich gemacht, mit gul­den wurmlein vnd mit edlen gestain von robinen, schmarakten vnd diemueten vnd von vasst schönen perlen, das mir vast grosse mue genomen hat, darczu noch ain zwifache guldens ketl von zogen gold, mer ain klains geschmelczt khetlein mit puech­staben irer maiestat vber di prust ge­hangen." 11 Eduard von Engert: wie oben J- Ernst Birk: wie oben. S. 81. 13 Ernst Birk: wie oben. S. 75.

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