Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Erwin v. Ybl: Das Portrait der Königin Anna

In seinem zweiten Bericht, in dem er seine in der Zeit vom 26. Juli 1535 bis Mai 1545 für den König angefertigten Werke schon kürzer aufzählt, erwähnt er neuere Por­traits 14 der Königin Anna: „Item zu Prag hab ich dy kuniglich maiestat, auch seiner maie­stat gemahel auf zwo tafel condterfet vnd auswendig irer maiestat nerrin die Elss auch conterfet, dafür 40 gulden." Nach Birks 15 Meinung wäre es möglich, dass Seisenegger die zwei Bilder des königlichen Paares im Jahre 1543 gemalt hat, als der Hof von Nürnberg nach Prag kam und dort vom 1. Mai bis 25. August weilte. Weiters: „Item dy kuniglich maiestat zu Regenspurg im 32ten jar in der kinigin frauen pethpuechl auch conterfet, daran ver­diennt 10 gulden." Es handelt sich also um ein älteres Werk, das aber als Gebetbuch­miniatur für uns nicht in Betracht kommen kann. Später lesen wir jedoch wieder folgende Zeilen: „Item zu Prag hab ich der kunig­lichen maiestat gemahel, mein genedigste fraw zweymal abconterfet, nachmals irer kuniglichen maiestat tochter, kinigin Anna conterfet, wie die noch vor äugen, für ains 50 gulden, thuet 150 gulden." (Unter „kini­gin Anna" müssen wir die gleichnamige Tochter der Königin, die Erzherzogin Anna, verstehen.) Dann folgt schliesslich die bereits er­wähnte, mit 1544 signierte Gebetbuchminia­tur: „Item die kinigin in meines allergene­digsten herrn petbuechl abconderfet, darfur 12 gulden." 10 Das Brustbild der Königin er­scheint vor einer gebirgigen Landschaft, die von einem blaugetönten Fluss durchschnit­ten wird und links von einem grünen Vor­hang bedeckt ist. Auf dem Kopf trägt sie auch hier eine Goldhaube und ein Barett. Prachtvoller Schmuck und Ketten verzieren das weinrote Gewand mit geschlitzten Är­meln. Das Gesicht ist voller als auf anderen Bildern und mit einem Doppelkinn ver­sehen. Das rosige Antlitz, der zarte aber wohlgeformte Mund und die Augenhöhlen lassen auf Naturtreue schliessen. Wir wollen uns nur mit jenen drei der Königin Bildern befassen, die nach Seisen­eggers Aufzeichnungen in Prag, der Ansicht Birks gemäss wahrscheinlich im Jahre 1543 14 Ernst Birk: wie oben S. 80 und Regeste No. 4120. 15 Ernst Birfc: wie oben. S. 80. 16 Ernst Birk: wie oben. S. 80. In der Wie­ner Nationalbibliothek. Ser. Nova 2624. vom Kunsthistorischen Museum hieher überwie­sen. und später entstanden sind. Ihr Wert, der auf 40—50 Gulden geschätzt wird, weist auch darauf hin, dass es sich nicht um stehende Figuren handeln konnte, sondern dass es kleinere Brustbilder waren, ja es ist sogar möglich, dass sich — im ersten Falle — die 40 Gulden auf drei Bilder — die Portraits des Königs, der Königin und der Frau Elss — bezogen haben. 17 Vom ersten Bilde der Köni­gin bemerkt Seisenegger, dass er es auf Holz gemalt hatte, so dass wir in erster Linie an dieses Gemälde denken könnten. Wir erwähnten bereits, dass Königin Anna bei der Geburt ihres löten Kindes am 27. Januar 1547 in Prag verstorben war und die Kaiserkrönung ihres Gemahls nicht mehr erlebt hat. Da sie am 23. Juli 1503 geboren ist, musste sie zu der Zeit als das Prager Bild gemalt wurde, vierzig Jahre alt gewesen sein, was mit dem auf dem Portrait sicht­lichen Antlitz ganz übereinstimmt. Die Ge­sichtszüge ähneln dem Miniaturbild im Gebetbuch Ferdinands und gleichen fast völlig dem etwas jüngeren Portrait der Kö­nigin in Innsbruck (Ferdinandeum), das Barthel Beham zugeschrieben wird. (Abb. 2.) Wir finden den gleichen Mund, die etwas vor ­stehenden Augen, die hohe Stirne, das zu­rückgelegte Doppelkinn, die flache, glatte, nach vorne gekämmte Haartracht, die die Ohren verdeckt. Dagegen stimmt die etwas gekrümmte Nase mit den volleren, trauli­cheren Gesichtszügen der späteren Wiener Miniatur überein und weicht, noch von dem jüngeren Innsbrucker Antlitz mit der gera­den, tatkräftig geschnittenen Nase ab. 18 Nachdem auf unserem Portrait die gelbe Übermalung entfernt worden war, kam nicht nur die alte, lichtere, rosagetönte Ge­sichtsfarbe wieder zum Vorschein, sondern auch die kräftigere Modellierung des Ant­litzes. Die Linien des etwas aufgeworfenen Mundes sind kalligraphisch gezeichnet und die gewellten Linien des Gesichtes heben 17 Ernst Birk: wie oben. S. 80. Er bekam auch für die Bilder der königlichen Kinder Leonore und Katherine insgesamt. 20 Gulden. 18 So ähnelt auch das Gesicht der Köni­gin Anna auf dem Budapester Gemälde den Zügen einer Miniatur, die sich in einem an­deren Wiener Gebetbuch befindet. (K. K. Hofbibliothek jetzt Nationalbibliothek, Hand­schriftensâmmlung. Cod. 2755. Deutsches Ge­betbuch der Königin Anna 1524. mit 1 Mi­niatur und vielen kleinen Initialien. Mit An­nas Wahlspruch: „Wie Gott will". — Ferdi­nand und Anna sind auf der mit Putten ver­zierten Miniatur stehend abgebildet. Anna hat eine Goldhaube und ein Barett auf; das Gewand ist aus roten, grünen und blauen Goldbrokat. HC

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