Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 9. 1937-1939 (Budapest, 1940)

Erwin v. Ybl: Das Portrait der Königin Anna

den Hof, seine Schulden zu begleichen und seine Bezüge zu erhöhen. Ferdinand will­fahrt diesen Bitten mehreremale, ja erhöht am 14. Mai 1558, als er zum Kaiser gewählt wird, Seiseneggers Gehalt von neuem. Als später die Augen des Meisters schwächer werden, verkauft Seisenegger sein Wiener Haus und übersiedelt 1561 nach Linz. Hier stirbt er im Jahre 1567 und der Kaiser sorgt für seine Witwe. Ferdinand I. hat die Kunst Seiseneggers zweifellos sehr geschätzt. Am 16. Oktober 1558 3 erhob er den Meister und dessen Nach­kommen in den Adelsstand und erneuerte dessen altes Wappen. Der Adelsbrief be­weist, dass er „mit seiner Kunst der illumi­nistrey und abconterfethur dieser Zeit für der beruemtisten erkhent und befunden ist." Aber auch Seisenegger wahrte seinem Herrn die Treue und lieh ihm bei einer Gelegenheit 1000 Gulden aus seinen Ersparnissen. Meister Jakob war in erster Linie Portrait­maler. Er beschäftigte sich auch mit Holz­schnitzerei und kannte „die Kunst der Geo­metrie". Er malte des öfteren Ferdinand I., dessen Gemahlin Anna — die Tochter des ungarischen und böhmischen Königs Wladi­slaw II. — deren Kinder, Kaiser Karl V., Kaiserin Isabella und die übrigen Mitglieder der Herrscherfamilie. So malte er unter an­deren in Gent Christine, die Tochter des dänischen Königs Christian IL, die in erster Ehe mit dem Herzog von Milano, Francesco Sforza, in zweiter Ehe mit Herzog Franz von Lothringen vermählt war und die damals bei ihrer Tante, der Königin Maria von Un­garn, der Witwe Ludwig II. und Statthalte­rin von Flandern, lebte. 4 Mitunter löste er auch andere künstlerische Aufgaben, malte Allegorien und verfertigte zu dem Altar­bilde Tizians die Altarflügel. Ein kleiner Flügelaltar des Meisters, in dessen Mitte die Pietà stand, hing immer neben dem Bette Ferdinands. Im Jahre 1548 hätte er mit dem Maler Hans von Salzburg im Prager Hrad­schin den grossen Saal, der unter der Regie­rung Wladislaws erbaut worden war, mit dekorativen Portraits schmücken sollen, aber diese Arbeit kam nicht zustande. Auch jenes Gemälde Seiseneggers ging zugrunde, das er im Jahre 1547 für den Altar der Prager St. Veit Kathedrale geschaffen hat, 5 der zur Erinnerung an die im Kinderbett verstor­3 Ernst Birk: wie oben S. 87. 4 Das mit Coxcie signierte und mit der Jahreszahl 1545 versehene Bild, das Lord Rothermere nach Budapest sandte, stellt auch Christine dar. 5 Ernst Birk: wie oben S. 83. Évkönyv. bene Königin Anna errichtet wurde. Er ver­fertigte dann für die Trompeter- und Fan­farenbläser Ferdinands goldene Standarten und malte und vergoldete im August 1554 eine ungarische Kriegsfahne, die der König dem Palatin Nádasdy sandte. 8 Obgleich Seisenegger durch sein ganzes Leben in Ferdinands Diensten stand, be­suchte er doch mit dessen Erlaubnis in den dreissiger Jahren zweimal Spanien, den Hof Kaiser Karls V. und dessen Gemahlin Isa­bella, Flandern und andere Länder, wo er Portraitaufträge erledigte. Er malte während der Reichstagsitzung in Augsburg, zwischen dem 15. Juni und 22. November 1530, die Bilder der vier Kinder Ferdinands und Annas: die vierjährige Elisabeth, den drei­jährigen Maximilian, die zweijährige Anna und den einjährigen Ferdinand. Wahrschein­lich hängen gegenwärtig drei dieser Bilder im Mauritshuis in den Haag und zwei Ko­pien davon in der Brüsseler Bildergallerie. 7 Man hielt sie früher für Barthel Behams Werke, andere wieder brachten sie mit Stringel in Zusammenhang, während Max J. Friedländer sie auf Grund der gewissen­haften Beschreibungen in den Gesuchen 8 Ernst Birk: wie oben S. 87. Dr. Heinrich Zimmermann: Urkunden, Acten und Re­gesten aus dem Archiv des k. k. Ministeriums des Innern. Jahrbuch der Kunstsammlungen des Allerchöchsten Kaiserhauses. 1888. VII. 4909, regesta: „1554. August 24. — Jacob Seisenegger, König Ferdinand I. Hofmaler, wird für die von ihm gefertigte Malerei und Vergoldung an der neuen, für Ungarn be­stimmten Feldfahne, welche der König dem Herrn Nádasdy, Grossgraf in Ungarn, hatte zustellen lassen, mit 50 Gulden rheinisch be­zahlt (Hofzahlamts-Rechnung 1554. Fol. 303)". Hier erwähnen wir auch die Regeste No. 4852, die sich auf Ungarn bezieht: „1549. August 30. Komorn." — Dem Nassadisten Obersten Andreas Tarnóczy zu Komorn wer­den einige Gegenstände zugesendet, welche für den Pascha von Ofen als Geschenk be­stimmt sind, als: ein silbernes und vergolde­tes doppeltes Trinkgeschirr von 4 Mark 12 Loth. Wiener Gewicht, das nebst dem dezugehö­rigen Futteral von Mert Papierer, Gold­schmied zu Wien, geliefert wurde, weiters ein Panzerhemd, welches von Karl Schwet­khowicz um 175 Gulden rheinisch gekauft wurde. Für sämmtliche Objecte erscheinen 270 Gulden 35 Kreuzer rheinisch in Aus­gabe. (Hofzahlamtsrechnung 1549. Fol. 143.) Andreas Tarnóczy war Oberst der Kriegs­flotte auf der Donau, deren Fahrzeuge Nas­saden benannt wurden. 7 Musée Royal de la Haye, Maurithuis 1935. S. 319—320, No. 269—270 und 271. Musée Royal des Beaux-Arts de Belgique. Catalogue de la peinture, ancienne 1922, S. 201—2, No. 27 und 23. lit

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