Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)
Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh
Dürerstich (B. 8) frei nachgebildet, 1 sein italienisches Chiaroscuro versinkt im heutigen Zustande völlig in einer monotonen braunen Tönung und in den Schergen, die den arg verzeichneten Christus misshandeln, meint man richtige ungarische Hajdúkén zu erkennen. Mit dieser, oben gewürdigten Spätblüte der Szepeshelyer-Kaschauer Tafelmalerei müssen wir in Ermanglung einschlägigen Denkmälermaterials die Darstellung der Entwickelung unvermittelt abbrechen. Wir haben bis zu den 1520-er Jahren den Weg der Szepeshelyer Tafelmalerei durch ein reichliches halbes Jahrhundert verfolgen können. Als grösster Szepeshelyer, wir dürfen wohl sagen Zipser Maler überhaupt, erscheint in den 70-er Jahren der Maler des Szepeshelyer Hochaltars, die erste grosse Künstlerpersönlichkeit der Schule, dessen Kunst ohne lokale Vorstufen schon völlig ausgereift erscheint und in den Meistern des Kaschauer Hochaltars seine entsprechenden Parallelen findet. Als Hauptmerkmale dieses hochgestimmten, lyrischen Künstlers haben, neben dem prunkvollen Reichtum, eine klare und rhythmische Bildgestaltung und ein kraftvolles Kolorit zu gelten, welche recht bald von der folgenden Entwickelung aufgesogen werden und als geschlossene und einheitliche Formprägung in den Werken des um 1480 tätigen Meisters von Szepesváralja in Erscheinung treten. Die Elemente seiner Kunst kommen von den Niederlanden her, vermittelt durch die wichtigsten Stationen der Handelswege, vornehmlich durch Nürnberg, richtiger durch die Breslauer Tätigkeit Pleydenwurffs. Der Váraljaer Maler erscheint trotz den ausländischen Einflüssen als eine, aus der heimischen Mentalität ableitbare, selbständige Persönlichkeit, dessen Stil das weitere, künstlerische Programm der Szepeshelyer Maler sozusagen vorgezeichnet hat und entwicklungsgeschichtlich gesehen eine wichtige Erscheinung der mitteleuropäischen Zeitkunst in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts angesehen werden kann. Der weitere Entwicklungsweg der Farben- und Formenbildung der Szepeshelyer Schule — entsprechend der niederdeutschen und niederländischen Orientierung — ist durch lyrische Innerlichkeit und Andacht bestimmt; 1 Vezető a Magyar Nemzeti Múzeum Történeti Osztálya kiállított gyűjteményeiben, összeállította Varjú Elemér. (Führer durch die ausgestellten Sammlungen der Historischen Abteilung des Ungarischen National Museums. Zusammengestellt von Elemér Varju). Budapest, 1929. S. 39. dieser spirituelle Rahmen zwingt auch die epischen Elemente zur Einheit und bleibt ein ständiger Wesenszug dieser Kunstrichtung. Seine Kompositionen stützen sich wohl auf niederländisch-deutsche Anregungen, doch gelangen sie recht bald zu einem auf Einfachheit und Übersichtlichkeit gerichteten selbständigen Leben und führen, offenbar auf Kaschauer Vorstufen fussend, zu ganz charakteristischer Bildgestaltung und einem ganz bestimmten Themenkreis, innerhalb dessen die Szenen aus der Kindheit Jesu, aus der Passion und aus dem Marienleben besondere Bedeutung gewinnen, aber auch die Verehrung der ungarischen Heiligen besonders eindringlich zur Geltung kommt. Die Schule ist vornehmlich für ideale Formenbildung empfänglich, Idealtypen sind auch ihre schlanken Frauenfiguren mit feingegliederten Händen und Gesichtern, wogegen ihre bärtigen Männertypen auffällig individuell erscheinen, nicht selten an die prächtigen Schöpfungen des niederländischen Realismus erinnern. Neben dem formalen Idealismus ist vornehmlich eine individuelle Farbengebung für die Darstellungskraft der Szepeshelyer Malerei seit alters her ganz besonders bezeichnend. Die anfangs dunkel getönten Farbenwerte werden im Laufe der Entwickelung, unbeschadet dieser Tönung, zusehends heller, um auf dem Höhepunkt angelangt wieder einem dunkleren Kolorit zu weichen. Nach dem Meister von Váralja vertreten der Maler der Szepeshelyer Marienkrönung, der Meister des Okolicsnóer Hochaltars, die Maler des Kaschauer Heimsuchungsaltars und des dortigen Sakristeibildes diese Kunstentwicklung in ihren Spitzenleistungen. Der Szepeshelyer Malerei ist ihr Weg durch die niederländische Orientierung unverrückbar vorgezeichnet. Zu Beginn des XVI. Jahrhunderts, als in Oberungarn der Einfluss der deutschen Werkstätten, vor allem der Donauschule das Übergewicht erlangten, bewahrte die Schule von Szepeshely auch weiter ihre grossen künstlerischen Überlieferungen. Ihre Künstler langen nicht nach den Ergebnissen der ihnen fremden deutschen Entwicklung, sondern bleiben für die niederländische Einwirkung auch weiter empfänglich und gestalten ihre Formenwelt im Sinne des niederländischen Romanismus weiter aus. Die neu entstehenden Zipser Schulen und die völlig auf dekorative Wirkung eingestellten Maler- und Bildhauerschulen der Renaissance, wie die Meister der Zipser St.-Nikolaus und St.-Antonius-Altäre, des bürgerlich nüchternen Hochaltars von Szepesszombat, der