Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Edith Hoffmann: Studien und Skizzen in der Zeichnungensammlung

STUDIEN UND SKIZZEN IN DER ZEICHNUNGENSAMMLUNG Die systematische Bearbeitung des Zeich­nungenmaterials im Museum der Bildenden Künste führte im letzten Jahrzehnt bei zahl­reichen Zeichnungen zur Bestimmung der Künstler und der festen Zusammengehörig­keit mit Kunstwerken. Das Ergebnis dieser Arbeit teilten wir in den letzten vier Bänden unserer Jahrbücher mit und so führt der Umfang der vollbrachten Arbeit es natur­gemäss mit sich, dass neue Ergebnisse in der bisherigen Fülle nicht mehr zu erwar­ten sind. Wenn die Zahl der nun zu publi­zierenden neuen Stücke aber auch gering ist, bedeuten sie ihrem künstlerischen Werte nach doch wieder eine wichtige Bereiche­rung des endgültig aufgeklärten Materials. Dem Alter nach steht an erster Stelle eine Zeichnung Marco Pinos, welche aus der Sammlung Esterházy stammt und dort den Namen des Pellegrino da Modena trug ; im Museum wurde sie zuerst Tibaldi, dann Cignani benannt. Die Zeichnung stellt eine Sibylle und einen Propheten dar, die von Putten bedient werden und von einem rei­chen architektúráién Rahmen umgeben sind. (Abb. 1.) Der aus Siena stammende Künst­ler Hess sich 1549 in Rom nieder, wo er zuerst unter Perino del Vagas, später unter Daniele da Volterras Einfluss geriet und ein Hauptvertreter der michelangelesken Rich­tung ward. 1 Diese beiden Einflüsse, die des Raffael und des Michelangelo spiegeln sich in den Fresken des Künstlers, die er für die Kirche S. Lucia del Gonfalone in Rom malte : der Auferstehung Christi und den über diesem Fresko angebrachten Propheten und Sibyllen. Die Kompositionen der letz­teren 2 erinnern an die Sibyllen Raffael s in der Kirche S. Maria della Pace in Rom, formell stehen sie aber Michelangelo näher, 1 H. Voss. Die Malerei der Spätrenaissance in Rom und Florenz. Berlin, 1920. S. 137— 139. 2 Eine andere Gruppe von daselbst re­produziert A. Venturi. Storia dell'arte ita­liana. 1932. IX., V. S. 518. Abb. 295. von dem auch die Idee der dienenden Put­ten stammt. Der reiche architektúráié Rah­men der Gruppen, die Karyatiden, die Nischen über den Säulen, die Früchtekränze und Kartuschen tragen hingegen schon alle Merkzeichen des reifen Manierismus in sich. Das Entstehungsjahr dieser Fresken ist nicht bekannt, da aber der Künstler 1556 nach Neapel übersiedelte, wo er der Hauptreprä­sentant des Manierismus wurde, ergibt sich von selbst eine sehr kurze Zeitspanne zur Datierung : die Jahre 1549—1556. Durch Zufall besitzt das Museum auch zu einem anderen Fresko der Kirche S. Lucia del Gonfalone Entwürfe, nämlich zu der Geisselung Christi, welche Federigo Zuccari 1573 im Oratorium der Kirche malte. Mit ihnen habe ich anderwärts schon Ge­legenheit gehabt mich ausführlich zu be­fassen. 1 Im Zusammenhange mit Federigo Zuccari möchte ich hier nur meinen früheren Irrtum 2 berichtigen. Die Enthauptung der heiligen Katharina nämlich, die ich seinerzeit als Entwurf für das 1573 gemalte Fresko Zucca­ris in der Kirche S. Lucia del Gonfalone publizierte, ist keine Original arbeit Zuccaris, sondern — so skizzenhaft auch der Ein­druck ist — doch nur eine Kopie nach einem anonymen italienischen Kupferstich, der wahrscheinlich nach einer Zeichnung Zuccaris, nicht aber nach dem fertigen Fresko gemacht wurde. Man kann eine Menge kleine Unterschiede konstatieren dem Fresko gegenüber. Unsere Zeichnung weist alle Veränderungen auf, die auf dem Stiche zu vermerken sind, hat dieselbe Richtung als der Stich (Abb. 2 und 3) und ist schemati­scher behandelt, als die Originalzeichnungen Zuccaris. 1 E. Hoffmann. Über einige italienische Zeichnungen im Museum der Bildenden Künste. Jahrbücher des Museums der Bil­denden Künste in Budapest, 1927. IV. S. 126—129 und 225. Abb. 12—13. 2 Ebenda S. 130 und S. 225. Abb. 16.

Next

/
Thumbnails
Contents