Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Edith Hoffmann: Studien und Skizzen in der Zeichnungensammlung

Die zweite Zeichnung, die ich hier neu ein­führen möchte, stellt den Kopf eines Greises dar ; sie stammt aus der Sammlung Ester­házy, wo sie als Werk Guido Renis galt, welchen Namen sie auch in der Sammlung des Museums beibehielt (Abb. 4). Vergleicht man aber diese Studie mit den eigenhändigen Zeichnungen Renis, von dem wir auch meh­rere Stücke besitzen, 1 erhellt es sich, dass sie mit der weicheren, leichteren und äusserli­cheren Manier Renis nichts gemein hat. Dieser Kopf stammt von jemandem, der eine naturalistischere Auffassung, eine weni­ger gefühlvolle und gefällige, eher eine inner­liche Art hat ; die Zugehörigkeit zur Bolo­gnesisch-Römischen Gruppe ist natürlich offen­sichtlich. Alle diese Merkmale sind am be­zeichnendsten für Domenichino. Wirft man einen Blick auf das bedeutendste Gemälde Domenichinos, der Kommunion des heiligen Hieronymus, welches er 1614 für die Kirche S. Girolamo délia Carità in Rom malte (heute in der Gemäldegalerie des Vatikan), so sieht man sofort, dass das ernste und leidende Gesicht der Zeichnung vollständig mit dem Gesicht des heiligen Hieronymus des Gemäl­des übereinstimmt, nur ist der Ausdruck im Gemälde kräftiger, eindrucksvoller geworden. Die einfache Naturstudie wurde hier im Dienste der Handlung in das Geistige gestei­gert. Aus der Sammlung Esterházy stammen auch zwei besonders schöne Naturstudien (Abb. 7 und 8), von auffallend weicher und breiter Behandlung. Im alten Inventar wur­den sie dem Aelbert Cuyp zugeschrieben. Seither tauschten sie oft den Namen, indem sie bald Jan Davidsz de Heem, 2 bald Jan Lievens 3 benannt wurden. Diese Zuweisun­gen rückten der Wahrheit aber nur insofern in die Nähe, dass sie den Urheber in irgend­einem der Vertreter der weichen, dunstigen holländischen Landschaftsmalerei suchten, die Annahme der Person aber erwies sich in keinem Falle für richtig. Das Motiv ist hier so charakteristisch, dass man unbedingt nach einem Künstler suchen muss, in dessen Land­schaften die Motive unserer Zeichnungen häufig wiederkehren, daman aus dem ganzen Vortrag der Zeichnungen ersehen kann, dass es sich hier nicht um eine zufällige Natur­1 A. Pigler. Zwei Zeichnungen von Guido Reni im Museum der Bildenden Künste. Jahrbücher des Museums der Bildenden Künste in Budapest. III. 1924. S. 46—50 und 125—126. 2 Schönbrunner-Meder. Albertina-Werk. Nr. 1296. 3 S. Meiler. Katalog der Zeichnungen­ausstellung im Museum, 1911. Nr. 84. studie handelt, sondern dass sie wichtige Teile von des Künstlers Landschaftsvorstel­lung sind. Zwischen den holländischen Land­schaftsmalern der Zeit gibt es aber nur einen Künstler, dessen Manier so weich ist, wie die der Zeichnungen und der ausserdem dieselbe Art der Gewächse liebt, und das ist Jan Wynants. Aus den Vordergründen seiner ziemlich gleichförmigen Bilder fehlt fast nie der grosse Baum, daneben der Stumpf eines abgehauenen Baumes, die grossblättrige Distel, das Schilf, die Schlingpflanze etc. In seinen meisten Zeichnungen pflegt Wynants das Bild der ganzen Landschaft zu skizzieren, umso interessanter sind also jene Zeichnun­gen, in denen er sein Lieblingsmotiv für sich eingehend studiert. Eine Zeichnung dieser Art befindet sich im British Museum, 1 es stellt Schlingpflanzen dar (Abb. 6), doch ist das Budapester Blatt viel reicher wie dieses, und ist schon durch die nachdrücklichere Vortragsweise viel anspruchsvoller. Unter den Gemälden steht unseren Zeichnungen betreffs der Art und der Motive das Frank­furter Bild (Abb. 9) so nahe, dass man fast glauben könnte, es wären Vorstudien eben zu diesem Bilde. Zum Schluss müssen wir noch eine Zeich­nung des ausgezeichneten österreichischen Barock-Künstlers, Michelangelo Unterberger erwähnen, die bisher unter den Arbeiten un­bekannter Künstler lag. Über die zarten Zeichnungen dieses Künstlers in unserer Sammlung haben wir zu wiederholten Malen berichtet : die früheste unter ihnen ist ein Entwurf für das Altarbild der Kapuziner­kirche in Schärding, 2 entstanden vor 1738. Das Nächstfolgende stammt aus dem Jahre 1742 ; es ist der Entwurf für das Altarblatt der Straubinger Karmelitenkirche und stellt die Ausgiessung des Heiligen Geistes dar. Der dritte und vierte Entwurf, ein heiliger Michael, entstand 1751 für das Altarbild der Wiener Sankt-Michaels-Kirche. 3 Das neube­stimmte Blatt wurde gleichfalls für eine Kirche in Wien, und zwar die der Augustiner 1 A. M. Hind. Catalogue of drawings by dutch and flemish artists ... in the British Museum. IV. London, 1931. S. 119. T. LXIX. Nr. 2. 2 E. Hoffmann. Über einige niederlän­dische und deutsche Zeichnungen im Museum der Bildenden Künste. Jahrbücher des Mu­seums der Bildenden Künste in Budapest. V. 1929. S. 134—136 und 228. Abb. 39—40. 3 A. Pigler. Handzeichnungen österreichi­scher Maler des XVIII. Jahrhunderts im Museum der Bildenden Künste. Jahrbücher des Museums der Bildenden Künste in Buda­pest. IV. 1927. S. 178—181 und 228—229. Abb. 6—7.

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