Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)
Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh
Lőcse, bzw. nach dem Muster der hier überhaupt üblichen Szenengruppierung, müsste der mit festen Flügeln versehene Altar in der oberen Bildreihe (Abb. 82—85.) Szenen aus der Kindheit Jesu (Kindermord, die verschollenen Bilder mit der Flucht nach Egypten und dem zwölfjährigen Jesus im Tempel, weiterhin den auch heute erhaltenen Marientod) aufweisen, während in der unteren Bildreihe (Abb. 86—89.) die vier wichtigsten Passionsszenen : Christus am ölberg (Savnik), Christus vor Pilatus, die Kreuztragung und Christus am Kreuz Platz gefunden haben. Die Tätigkeit des Malers dieser Bilderfolge von selten hoher Qualität verläuft parallel mit der Donauschule und eines seiner Hauptwerke, der St.-Georgs-Hochaltar von Szepesszombat (1516), nach welchem der Meister benannt wird, fällt schon aus dem hier nachgezeichneten entwickelungsgeschichtlichen Rahmen der Szepeshelyer Malerei heraus. Nur soviel möchten wir hier bemerken, dass die in der neueren Literatur 1 versuchte Identifizierung unseres Malers mit dem Meister der früheren Zipser St.-Antonius-Altäre unseres Erachtens nicht mehr aufrechterhalten werden kann, und wir in den beiden Malern bei aller durch die engen Werkstattsbeziehungen erklärbaren Stilverwandtschaft doch zwei verschiedene künstlerische Persönlichkeiten zu erkennen haben. 2 Die Tafeln mit Christi Geburt, der Darstellung im Tempel, dem Tode Maria, aus Szepeshelyer Bilderreihe folgen im kompositioneilen Aufbau den hier üblichen Gesetzen und auch die grauen und glatten architektonischen Hintergründe, sowie die schematisch geäderte Bodendarstellung stützen unsere Annahme, dass die vermutlich aus dem Szepeshelyer Dome stammenden Tafeln zu den frühesten Schöpfungen unseres Meisters aus dem ersten Jahrzehnt des XVI. Jahrhunderts gehören, bei welchen sich die beim Meister der St.-Nikolaus- und St.-Antonius-Altäre gewonnene Schulung noch deutlich verrät, aber auch die grossen Überlieferungen der alten Szepeshelyer Malerei deutlich zu erkennen sind. Diese Bilderfolge unseres Künstlers steht dem Altar von Nagyszalók [Gr.-Schlagen1 Iván Fenyő und Stephan Genthon: a. a. O. S. 493—515. Weiterhin Stephan Genthon: a. a. O. S. 65—69. 2 Andreas Péter (a. a. O. S. 128) hat den von ihm sogenannten »Meister der St.-Antonius-Altäre« und den »Maler des St.-GeorgAltars von Szepesszombat« voneinander geschieden. dorf, Vel'. Slavkov] (1503) des St.-Nikolausund St.-Antonius-Malers am nächsten. Seine Pinselführung ist breiter und schwungvoller, als der miniaturhafte Vortrag seines Meisters. Auch seine Landschaften sind in grössere Formen, in kulissenhafte Massen zusammengefasst, seine immer wiederkehrenden, wohlgenährten, charakteristisch bürgerlichen Gesichtstypen sind schon gar gleich zu erkennen. Seine roten, tiefgrünen, dumpf okkerfarbenen, lila, purpurnen und weissen Farben sind auch hier schon heller, unabhängiger von der dunkelbraunen Grundtönung, welche für die Farbenskala des St.-Antonius-Meisters so bezeichnend ist, ob wir nun den bisher ihm noch nicht zugeschriebenen 1 St.-Nikolaus-Altar von Lőcse (1507), den 1508 entstandenen Altar von Hizsnyó (Chyzne), oder die Predelle mit der Anbetung der Könige von Lőcse (wohl sein letztes Werk), weiterhin den St.-Antonius-Altar von Szepesszombat und dessen vergröberte Skizze, den einstigen Hochaltar von Szepesbéla daraufhin untersuchen. Seine zahlreichen erhaltenen und ausgereiften Schöpfungen überzeugen, dass die bisher unbeachtete Entlehnung auf einem Aussenbilde (Kreuztragung, 79 x 64 cm) des St.-Nikolaus-Altars von Lőcse (Abb. 5.) aus einem Stiche Dürers (B. 10) nicht der Erfindungsarmut des Meisters zugeschrieben werden darf, sondern nur einen Beweis für ein, im Gefolge der deutschen Stiche und Holzschnitte entstandenes, fieberhaftes Interesse, für allgemeine Werkstattsgebräuche und für die Freude am Neuen liefert. Auch aus dem Datum des Altars (1507) erhellt, dass der Künstler dieses Dürerblatt nicht aus der »Grossen Passion«, sondern in einer früheren Redaktion gekannt hat, was dieser Übernahme einen besondern historischen Reiz verleiht. Den Maler des Szepesszombatcr Hochaltars erfasst im Verlaufe seiner reichen künstlerischen Laufbahn im zweiten Jahr1 Für Werke des Meisters der St.-Nikolausund St.-Antonius-Altäre halten wir den St.Nikolaus-Altar von Tarnóc (Liptovsky Trnovec), welcher heute mit den neugotischen Statuen Stephans und Ladislaus des Heiligen, mit seiner neuen Predelle und seinem neuen Giebel als Hochaltar der Kirche von Liptószentmiklós verwendet wird. (Cornelius Divald, a. a. O. S. 663.) Seine inneren (72'5 x 38 cm, vier Szenen aus der Legende des heiligen Nikolaus) und äusseren (151 x38 cm, Erzengel Michael und Jüngstes Gericht) Bilder sind arg beschädigt und völlig übermalt, doch ist der charakteristische Stil, die Kompositionsweise und die Gesichtstypik unseres Meisters noch immer zu erkennen.