Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)
Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh
ren wegen eine besondere Aufmerksamkeit widmen. (Abb. 42—46.) Die zwei, auf beiden Seiten bemalten Tafeln (Verlobung der heiligen Katharina, auf der Rückseite: Christus in der Vorhölle ; die heilige Sophie mit ihren drei Töchtern, auf der Rückseite: die Himmelfahrt Christi) waren seinerzeit als Depot der Franziskanerkirche zu Gyöngyös in das Museum gelangt, woraus man auf Gyöngyös (Komitat Heves) als Entstehungsort schliessen zu müssen glaubte 1 . Demselben Meister wird auch die dritte zersägte Tafel dieser dritten Folge zugeschrieben 2 , welche die Madonna mit einem knienden heiligen Mönch (Antonius von Padua?) darstellt und von Szepeshely stammt. (Abb. 44.) Bei den übereinstimmenden Massen (67 x 40 cm) und der Gleichheit der Vergoldungsmuster 3 erscheint die Zusammengehörigkeit der beiden Bilder nicht strittig. Da aber die letzte, stark übermalte Tafel von Szepeshely stammt und ihr Maler dem charakteristischen Stile des Váraljaer Meisters überaus nahe steht und um 1490 in dessen Werkstatt gearbeitet haben mag, so ist die Annahme, dass die übrigen vier Bilder von Gyöngyös herstammen, hinfällig. Diese angeblich Gyöngyöser Bilder sind in letzter Zeit gereinigt worden, wobei festgestellt werden konnte, dass der, eine Vorliebe für lichte, bunte, grüne, rote, blaue, weisse und lila Farben verratende, durchaus nicht unbedeutende Maler nicht nur in den Formen, in den sozusagen übereinstimmenden weiblichen Kopftypen an seinen Lehrmeister erinnert, (worauf schon von seinem ersten Veröffentlicher hingewiesen wurde,) sondern auch in der Farbengebung. Nach diesen, für die Tätigkeit des Malers von Váralja belangreichen, in Hinsicht auf künstlerischen Wert indessen weniger bedeutsamen Bilderfolgen des Museums der Bildenden Künste müssen wir uns nun einem ausgezeichneten Meister zuwenden, der seinen Stil ebenfalls unter Einwirkung des Meisters von Váralja gebildet hatte, dessen Anregungen aber zu einem selbständigen Künstlertum verdichtet hatte. Sein einziges bekanntes Werk, der Leutschauer MariaSchnee-Altar (Altar der vierzehn Zipser Städte, Abb. 53.), dessen Bilder wir bei dieser Gelegenheit zum ersten Male veröffentlichen können. Der Altar ist in unserer Literatur schon verschiedentlich erwähnt. Am einge1 Stephan Genthon, a. a. O. S. 65. 2 Stephan Genthon, a. a. O. S. 65. 3 Identisch mit dem Muster des Váraljaer Erscheinen-tafels und des Mitteibildes des Leutschauer Hl. Elisabethaltars. hendsten hat sich nach dem Vorgange von Merklas Henszlmann damit befasst 1 , später erwähnt ihn Cornelius Divald und bemerkt zu den Bildern 2 , dass »sie für jene Schule zeugen, aus welcher der Maler eines Grossteiles der Szepeshelyer Altäre hervorgegangen ist.« Die Entstehungszeit des Altars hängt nach der historischen Überlieferung mit der Königsbegegnung von Lőcse im Jahre 1494 zusammen (Zusammenkunft des Königs Wladislaus II. mit dem polnischen König Johann Albert und dem Kardinal Prinz Sigismund), welche als Quelle auf den an der Predelle angebrachten polnischen Adler und das ebenda sichtbare Wappen der Stadt Lőcse zurückgeht. Die Stichhältigkeit der Annahme Henszelmanns, dass der Altar auf die Manier der 90-er Jahre hinweise und das Jahr 1494 für die Entstehung desselben zum mindesten als terminus post quem gelten kann, ist auch heute kaum anfechtbar. Die inneren vier Bilder (115 x89 cm, Abb. 47-50.), sowie die acht äusseren entnehmen ihre Themen dem Marienleben. (Abb. 54—61.) Die Flucht nach Egypten und der 12-jährige Jesus im Tempel erinnern an die Bildgestaltung des Meisters von Váralja, Christi Himmelfahrt weist auch innerhalb dieser Folge eine Darstellung auf, die mit dem einen der vorhin erwähnten Szepeshelyer (Gyöngyöser) Bilder nahe Verwandtschaft zeigt. Der Aufbau des Verhältnisses zwischen Figur und Raum erinnert an die Methode des Váraljaer Meisters, jedoch mit dem Unterschied, dass unser Meister seine Szenen schon lebhafter bevölkert und seine Kompositionen mit reicherem Beiwerk, mit prächtigen Brokatgewänder und beredten Einzelheiten umgibt. Seine feindetaillierten Frauenköpfe, sowie die ausdrucksvollen männlichen Gesichter sind von andachtsvollem seelischen Gehalt erfüllt. Auch sein Kolorit mag ursprünglich dem Váraljaer Meister nahe gestanden haben, doch lässt sich eine Untersuchung wegen der starke Übermalung von Storno, vornehmlich der erneuerten schreienden Muster des Goldhintergrundes leider nicht vornehmen. Am nächsten stehen der Kunst dieses ausgezeichneten Meisters die inneren Bilder des, der Maria geweihten Nebenaltars in der Kirche von Liptószentmiklós 3 (Lipt. Sv. Mikulás ; Maria Verkündigung, Heim1 Lőcsének régiségei. Budapest, 1878. S. 67—70. 2 A. a. O. S. 76. 3 C. Divald : Szárnyasoltárok Lip tó, Árva és Trencsén vármegyében. A M. Mérnök- és Építész-Egylet Közi. 1912. B. XLVI. S. 662.