Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh

Passionskupferstichfolge von Schongauer in wesentlich engere Zeitgrenzen. Die For­schung hatte bisher eine frühere Entstehungs­zeit dieser Schongauerschen Passionsfolge angenommen. Wendland hatte sie eher gegen das Ende der zweiten Periode (1474— 1479) angesetzt, während letzthin Lehrs die Möglichkeit einer früheren Entstehung zugab. 1 Somit kommt der am 25. Oktober 1478 eingeweihte Altar von Szepeshely für die Chronologie der Stiche des grossen deutschen Meisters nicht unwesentlich in Betracht. Eine wie kurze Zeitspanne immer wir auch für das Bekanntwerden des Stiches im Umkreise des Meisters von Szepeshely annehmen wollen, was möglicherweise auch mit einer Auslandsreise des Malers zu­sammenhängen könnte, so muss die Pas­sionsfolge, oder wenigstens das Blatt mit der Kreuztragung, schon um die Mitte der 70-er Jahre entstanden sein. Dieses überaus beliebte Blatt wird auch anderswo gegen Ende des XV. Jahrhunderts noch immer gerne verwendet. Einen Beweis hiefür liefert die bisher noch nicht gewürdigte Stich­übernahme auf dem Kreuztragungsbilde der sogenannten kleinen Passionsfolge von Ga­ramszentbenedek (Sv. Benedik), jetzt im Christlichen Museum zu Esztergom (Gran). Besonderes Interesse verleiht dieser Pas­sionsfolge einerseits der Umstand, dass der Maler im Hintergrund des Grablegungs­bildes die naturgetreue Darstellung der Abtei selbst angebracht hat, anderseits jener bisher unbeachtete Zusammenhang, dass die Tafeln dieser Folge die 8 Bilder der beiden Flügel eines, ebenfalls von Garamszentbenedek in das Graner Museum gelangten und hier bei einer Feuerbrunst verkohlten Kalvarien-Altarschreines gebildet haben. Die Zusammengehörigkeit der Ta­feln (65*5 X 45*5 cm) und des Altarschreines (144x110 cm) wird ausser der gemein­samen Herkunft und Entstehungszeit auch durch die genaue Übereinstimmung der Dimensionen erhärtet. Die Inschrift am unteren Rande des Kastens (Ocrux • ad­oranda • Ocrux veneranda ano • dni • 1495) verrät dazu noch die Entstehungszeit der Passionsbilder und damit auch die Zeit der Stichentlehnung. 2 Auf das Schongauer­1 Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französi­schen Kupferstichs im XV. Jahrhundert, von Max Lehrs. Fünfter Textband. Wien, 1925. S. 166. 2 Die Bemerkung von Ipolyi (A beszterce­bányai egyházi műemlékek története és helyreállítása Ipolyi Arnold besztercebányai püspök által. Budapest, MDCCCLXXVÍII. sehe Motiv, auf dem, Ende der 1470-er Jahre gewiss schon fertigen Hochaltar von Jánosrét (JanoSovce) ist erst kürzlich hin­gewiesen worden. 1 Einen bisher unbekannten und datierten Fall für die verhältnismässig frühe Ent­lehnung einer Schongauerschen Komposition innerhalb der Kunst Nordungarns bietet die kleine, 1483 geschnitzte und von mir entdeckte kleine Giebelstatue des Altars von Cserény (Cerin, 61*5 cm hoch) ; die sich in den Mantel hüllende Marienfigur ist dem selten verwendeten L. 11. Blatt Schongauers nachgebildet. (Abb. 2—3.) Wir haben es mit der Arbeit eines provinziellen Schnitzers zu tun, welche abgesehen von ihrer Bedeutung zur Feststellung der Entstehungszeit des Stiches gleichzeitig den Beweis erbringt, dass die Blätter von Schongauer schon zu Beginn der 80-er Jahre in Nordungarn allge­mein verbreitet waren. (Der Vir-dolorum­Altar zu Lőcse, der Christi-Geburt-Altar zu Bártfa [Bartfeld, Bardejov] usw.) Die in der Erfindungsfülle des Meisters des Hochaltars von Szepeshely sich beschei­den bergende Stichübernahme 2 weist eher auf die Stetigkeit und die rasche Wechsel­wirkung unserer Beziehungen mit den deutschen Kulturgebieten hin, und darf nicht als Unterschätzung der hohen Quali­täten dieses grossartigen Altarwerkes ge­deutet werden. Auf den inneren Bildern (Abb. 6—9.) führt uns der Meister in glanzvollem Reichtum und in prächtiger Regie die in farbige Brokat­und Seidengewänder und Mäntel gehüllten königlichen und kirchlichen Heiligen vor, unter ihnen die heiligen ungarischen Könige, Stephan, Ladislaus und Emerich. Die mit der Lösung tiefenperspektivischer Probleme ringenden Passionsszenen (Abendmahl, Christus auf dem ölberg, Christus vor Pilatus, Geisselung, Dornenkrönung, Kreuz­tragung, Christus am Kreuz und Beweinung Christi, Abb. 10-17.) der von ähnlich warmer, lebendiger und heller Farbenwirkung zeugen­S. 78), dass »auf dem einen Altarschreinbild von Garamszentbenedek die Aufschrift 1495, auf dem anderen 1511 steht«, kann sich im ersteren Falle auf den obengenannten Altar beziehen. 1 Dr. Edith Hoffmann, a. a. O. S. 26. 2 Die im Spiegelbild gegebene Stichent­lehnung nach dem L. 70. Blatte von Schon­gauer, die für die, auf der einen rechten Tafel des Hochaltars dargestellte, heilige Katharina kürzlich erwiesen wurde (Dr. Edith Hoff­mann a. a. O. S. 27), ist so weitliegend, dass sie auch als entfernte Inspiration nur auf Grund der bereits besprochenen Schongauer­Entlehnung (L. 26) gewürdigt werden kann. 1

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