Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)

Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh

geschlossenen, Generationen hindurch aus eigenen Kräften und Quellen zehrenden Kunstkreis zu erschliessen, wie er sich aus dem erhaltenen Denkmälerbestand der Kir­chen von Szepeshely und Szepesváralja (Kirchdrauf, Spisska Podhradie) belegen lässt. Die geschichtlichen und urkundlichen Be­lege wissen zwar nichts vom Vorhandensein einer Malerzunft im Szepeshely zu berichten, wie denn auch die Kaschauer Maler keine selbstständige Zunft gebildet haben und wir nur erwiesenermassen an keine bestimm­ten Denkmäler gebundene Malernamen ken­nen. Einige namentlich angeführte Meister, welche uns in dem Prot kollbuche der Bru­derschaft Corporis Chisti von Lőcse (Leut­schau, Levoca) überliefert sind, und mit alleiniger Ausnahme des »nicolaus de leuczia« 1 , durch bestimmte Werke stilistisch ebenfalls nicht umrissen werden können, sind im Vergleich zu dem reichen Denk­mälermaterial von so geringer Zahl, die auf sie bezüglichen datenmässigen Belege so wenigsagend, dass die Restitution der Zipser Maler- und Bildhauerzentren nur duch Ver­knüpfung des erhaltenen Kunstgutes und der geschichtlichen Beziehungen versucht wer­den kann. Die Maler der Altäre von Szepes­váralja und von Szepeshely müssen wir schon der geographischen Nähe und der geschichtlichen Vergangenheit wegen in Lőcse d. h. ausserhalb von Szepeshely suchen : hier sind zwei dem Stile der Altäre von Szepeshely nahestehende Denkmäler vom Ende des XV. Jahrhunderts erhalten, welche ihrerseits ohne Vorgang der Altäre von Szepeshely in der ganzen alt­ungarischen Malerei isoliert dastehen würden. Diese von der früheren Forschung ange­nommene Leutschauer Herkunft wird durch den Stil der aus dem XVI. Jahrhundert erhal­tenen Altäre der dortigen St.-Jakobs-Kirche nicht eben gestützt, der St.-Nikolaus­Altar von 1507, der St.-Jakob-Hauptaltar der Peter- und Paul-Altar, die St.-Johann­und Annen-Altäre von 1520, können nicht mehr als Ausstrahlungen der Formensprache der Altäre von Szepeshely aus dem XV. Jahr­hundert gelten, obwohl manche Denkmäler von einer gleichzeitigen Entwicklung, ja sogar von einer parallelen Blüte Zeug­nis ablegen können. Die überlieferten geschichtlichen Tatsachen und die geringe räumliche Entfernung zwischen Szepes­1 Vgl. Iványi Béla : A lőcsei »Krisztus Teste« testvérület jegyzőkönyve. 1431—1584. Közlemények Szepes vármegye múltjából. III. 1911. Heft 3—4. hely und Lőcse, den beiden Mittelpunkten nordungarischer Kultur, macht eine un­widerlegbare Lokalisierung der Künstler, bezw. ihrer Werkstätten unmöglich. Wir können hier vorausschicken, dass recht bald eine natürliche Mischung entstand, ein Um­stand, dessen Nichtbeachtung eine befriedi­gende Lösung der vornehmlich vom ge­schichtlichen Gesichtspunkte aus interessan­ten Frage bisher verhindert hat. Der Stil der Altäre von Szepeshely be­deutet nicht nur die Spitzenleistung der Zipser Kunst, sondern der altungarischen, Malerei überhaupt und steht mit jener hohen geistigen Kultur in unmittelbarem, organi­schen Zusammenhang, welche sich an eine der mächtigsten Burgen Nordungarns, an die Residenz der Zipser Gespanschaft (zu­gleich Beerdigungsstätte der machtvollen Familie Zápolya 1 ), an die nach St. Martin benannte historisch höchst bedeutsame Dom­propstei knüpft. Diese, auch mit mittel­europäischem Masstabe gemessen, hochwer­tige malerische Entwicklung, wir dürfen wohl sagen Kunstschule, wurzelt in der Zips, ihre Schöpfungen aus dem letzten Drittel des XV. Jahrhunderts umfassen sozusagen die ganze Zipser Tafelmalerei, so dass man nach dem Vorbilde der archaeologischen Forschungs­methoden und in Anbetracht der Denk­mälerfülle die ganze Richtung nach dem Tätigkeitsort der am Anfang der Entwick­lung stehenden und der späteren führenden Meister, eben nach der Zipser Probstei benennen kann. Es ist ein unabschätzbarer Verlust für die ungarische kunsthistorische Forschung, dass die Entstehung dieser hochwichtigen Malerschule infolge der völligen Vernichtung der Denkmäler in unsicheres Dämmerlicht gehüllt ist. Wir vermögen weder aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts Denk­mäler von Szepeshely nachzuweisen, wo wir doch über die allgemeinen Anfänge der ungarischen Altarmalerei leidlich gut unterrichtet sind, noch sind uns solche aus dem Übergangsstadium um die Jahr­hundertmitte bekannt. Zwar besitzen wir einen urkundlichen Beleg, dass der Zipser Propst Nikolaus aus dem Komitat Zala (1382—1393, vorher Kanzler der Königin Maria, Kaplan Sigismunds) »um den Glanz 1 In der Probsteikirche ist Emerich Zá­polya, der Comes perp. Sepesiensis (1465— 1487) et Palatínus begraben, wie auch sein Bruder und Amtsnachfolger Stephan (1487— 1499), der an die Kirche die nach ihm benannte Kapelle Corporis Christi anbauen liess (1493).

Next

/
Thumbnails
Contents