Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 8. 1935-1936 (Budapest, 1937)
Dionys Csánky: Tafelmalerei von Szepeshely (Zipser Kapitel) im XV.—XVI. Jahrh
TAFELMALEREI VON SZEPESHELY (ZIPSER KAPITEL) IM XV.—XVI. JAHRHUNDERT (Zwei Tafeln eines Zipser Malers im Museum der Bildenden Künste zu Breslau.) ». . . oft genug wird uns angedichtet dass wir keine Kunst besessen hätten? — nein ! dass wir auch kein Kulturvolk seien ! — Lasst uns nur all diese Denkmäler sammeln und in würdigen Publikationen vor den Augen der Welt ausbreiten und wir werden getrosten Mutes auf sie hinweisen können : Kommet und sehet, dieses ist die ungarische Kunstwelt!« Arnold Ipolyi, Dec. XXII.MDCCCLXI. Das Interesse, welches sich anfangs des XIX. Jahrhunderts in ganz Europa für die Denkmäler des Mittelalters zu regen begann, konnte sich in Ungarn infolge der Kämpfe um die völkische Selbstbehauptung erst in der politisch und wirtschaftlich beruhigten Atmosphäre nach dem 1867-er Ausgleich stärker auswirken. Auch das, durch das Aufflammen des Nationalbewusstseins gesteigerte, historische Gefühl hatte nur kurz vorher unseren kunsthistorischen Forschungen neue, lebendige Impulse gegeben. Die im Jahre 1872 errichtete »Provisorische Kommission für Kunstdenkmäler« (Műemlékek Ideiglenes Bizottmánya) bedeutet einen wichtigen Markstein für den planmässigen Ausbau jener Bemühungen, welche in den westeuropäischen Staaten fast um ein halbes Jahrhundert vorher eingesetzt hatten und auf die Erforschung und Erhaltung der Denkmäler mittelalterlicher Kunst und Geschichte gerichtet waren. Mit dieser Institution hatte aber auch die Periode der Restaurierung der mittelalterlichen und spätgotischen Denkmäler begonnen, die von einer zum Überdruss betonten Stilreinheit diktiert waren, von der Myskovszky meint 1 : »den Barock und Rokokodenkmälern als Entartungen (?) des Renaissancestils wurde ein Kunstwert 1 A bártfai plébániatemplom régi barokk oltára. Arch. Ért. Neue Folge. Band XXVIII. 1908. S. 307. noch garnicht zuerkannt.« Nun begann man aus unseren mittelalterlichen Kirchen die wertvollen Barockaltäre und Einrichtungsgegenstände hinauszuwerfen, um sie durch für stilrein geltende neugotische Restaurierungen bezw. Altarwerke zu ersetzen. Aber auch die ursprünglichen Grundrisse unserer mittelalterlichen Kirchen, die aus den Stürmen und Bränden der Jahrhunderte allein noch unversehrt geblieben waren, wurden willkürlich umgeändert, den Inneneinrichtungen durch schonungslose Restaurierung unersetzlicher Schaden zugefügt, wertvolle Denkmäler unserer altern Bildhauerei durch neu geschnitzte Machwerke ersetzt, Altartafeln übermalt, Wandbilder übertüncht. Diesen »glänzenden«, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus aber unglückseligen Restaurierungen waren eine grosse Menge von Denkmälern zum Opfer gefallen: um nur einige Beispiele aus Nordungarn zu nennen, die Kirchen von Csütörtökhely (Donnersmarkt, SpiS.-Stvrtok), Szepeshely (Zipser Kapitel, SpiSska Kapitul'a), Kassa (Kaschau, KoSice), Körmöcbánya (Kremnitz, Kremnica), Turócszentmárton (Turciansky Sv. Martin) usw. Der neu erwachte historische Sinn, die gesteigerte Vorliebe für die Denkmäler des Mittelalters hatte — wie überall — auch bei uns eine leidenschaftliche Sammeltätigkeit entfacht. So wurden nun die beweglichen Einrichtungsgegen-