Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 5 1927-1928 (Budapest, 1929)
Deutsche Auszüge der im Band V enthaltenen Aufsätze
Farbenreichtum der Kunst Bonifazio's fehlen. Dieses Bild gehört zu jenen zahlreichen Gemälden, in denen er je zwei Heilige in geistloser Weise dargestellt hat. Für Domenico Campagnola nimmt der Verfasser ein S. Conversazione-Bild in Anspruch, welches bisher Polidoro Lanzano attribuiert wurde. Dieses tizianeske Gemälde kann aber nicht das Werk Polidoro's sein, denn dieser Künstler war niemals fähig dem Farbenreichtum Tizian's so nahe zu kommen. Dagegen stehen die Werke Domenico Campagnola's, des Nachfolgers Tizian's, besonders das S. Conversazione-Bild der Sammlung Papafava (Padova) und die Vermählung der heiligen Katbarina in der Akademie von Venedig (bisher unter falschem Namen) dem Budapester Bilde so nahe, dass man auch letzteres mit vollem Recht den Werken Canipagnola's anreihen kann. In dem kleinen, bisher Andrea Schiavone zugeschriebenen Gemälde, welches einen jungen Triton mit einem Füllhorn darstellt, erkennt Venturi die Hand Tizian's. Dieses schöne Werkchen, dessen lebensprühende Komposition von Tizian's warmem Ton vergoldet ist, gehört mit dem Europa-Bilde ähnlicher Auffassung (Sammlung Gardener, Boston) zu den Alterswerken des grossen Künstlers. Statuette aus der Werkstatt Sansoviuos im Museum der bildenden Künste zu Budapest Von JOLÁN BALOGH Die den hl. Antonius darstellende Statuette (Abb. 1—3) unseres Museums, eine interessante Stehfigur, in deren Aufbau progressive (figura serpentinata) und konservative Motive (die Anwendung des Mantels als reliefartigem Hintergrund) sich mischen, hat bisher die Aufmerksamkeit der kunst geschichtlichen Forschung trotz ihrer hohen Qualitäten nur in geringem Masse auf sich gezogen. Nur Schubring hat sich damit befasst, der sie als ein Werk Federighis publiziert hat. Diese Attribution ist aber ganz verfehlt. Die Kunst Federighis wurzelt im Quattrocento, dagegen weist der S-förmige, kontrapostische Aufbau unsere Figur in das XVI. Jahrhundert. Die Vergleichung der Budapester Statuette mit dem Moses (Abb. 4) Federighis, versinnlicht die grosse Distanz, welche die beiden Figuren in Auffassung, Aufbau, Formbehandlung und Kopftypus voneinander trennt, am besten. Auch das S. Giovanni Evangélista-Relief (Abb. 5) und die Büste eines Busspredigers (Abb. 6), welche Schubring als Analogien zum Kopftypus anführt, zeugen weit eher gegen, als für die Autorschaft Federighis. Auch Meiler hat die Attribution Schubrings nicht übernommen. In seinem Kataloge ist er zur Benennung des Inventars zurückgekehrt, welches unsere Figur als Werk eines unbekannten Italieners vom linde des XVI. Jahrhunderts bezeichnet. Diese Bestimmung aber schiesst über das Ziel. In jener Epoche waren schon andere Proportionen, anderes Körperideal in Mode gekommen, auch wäre in jener Zeit die konservative Anwendung des Mantels, der mit seiner bewegungslosen, vertikalen Masse die freie Entfaltung der Figura serpentinata verhindert, sozusagen in Relief fixiert, indem er ihre Dynamik dämpft und ihre Statik verstärkt, nicht verständlich. Die einerseits konservativen, andererseits progressiven Motive des Aufbaues zeugen für die Entstehung unserer Figur entschieden in der Mitte des XVI. Jahrhunderts. Während der S-förmige Aufbau als Zeitmotiv zur Datierung einen sicheren Anhaltspunkt bietet, ermöglichen die Details, der Kopftypus, die Gebärde der rechten Hand, die Anwendung des Mantels, als statischen Hintergrund, die eigentümlichen Falten des Gewandes, welche hervorquellend sich über die Füsse fächerartig ausbreiten, als persönliche Motive die Bestimmung des Meisters. Die letzteren weisen so entschieden auf die Kunst Sansovinos, dass man meines Erachtens annehmen kann, dass auch die Budapester Statuette in der Werkstatt Sansovinos entstanden ist. Prüfen wir nach, ob die in Sansovinos Werken vorhandenen Zeitmotive und subjektiven Details eine genügend feste Basis zu dieser Attribution bieten. Der Kontrapost und die figura serpentinata gehören zu den Hauptproblemen der Kunst Sansovinos. In seinen Werken können wir die langsame Entwicklung dieser Ideen gut verfolgen, von den schüchternen Versuchen bis zu den vollkommenen Lösungen. (Abb. 7—12.) Seine kontrapostischen Figuren zeigen im Aufbau mehrere verwandte Züge mit der Hl. Antonius-Statuette. Eine kleine Nischenfigur der Sakristeitür von S. Marco ist sogar das treue Spiegelbild der Budapester Statuette. (Abb. 11. Spiegelbild der Nischenfigur.) Somit bekommen wir die nächste Analogie zum Aufbau unserer Statuette und zugleich die sichere Basis zu der SansovinoAt tribut ion. Ein charakteristisches Detailmotiv des Aufbaues, der Kontrapost des Kopfes und des über die Brust gekreuzten Armes, kommt in