Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 4 1924-1926 (Budapest, 1927)

Deutsche Auszüge der im Band IV enthaltenen Aufsätze

sich wenig mit Holzarbeiten. Das letzle Schnitzwerk, von dem wir Nachricht haben, das Chorgestühl der SS. Annunziata, verfer­tigte er am Ende der dreissiger Jahre. Aber die Ausführung hat er da schon seinen Gar­zoni überlassen. Dann verschwindet sein Name aus den Rechnungsbüchern der Annun­ziata. An seine Stelle ist sein Sohn, Matheo di Giovanni Unghero, getreten. Nach Mila­nesi hat Nanni Unghero sein Leben am 31. Mai 1546 beendet. Von seinen vielen urkundlich erwähnten Arbeiten sind bloss drei authentische Werke erhalten geblieben, welche auch von seiner künstlerischen Tätigkeit einen, obgleich un­vollkommenen und dürftigen, Begriff geben. Das eine ist die Holzstatue des heil. Nikolaus von Tolentino (Firenze, S. Spirito, Abb. 1), welche Nanni laut Yasari's Angabe nach einem Modell Sansovino's geschnitzt hat. Aber diese schwerfällige Statue verrät keiner­lei Verwandtschaft mit Sansovino's Statuen. Der ruhige, beinahe steife Aufbau der Figur, die strenge und ein wenig unbeholfene, je­doch struktive Faltenbehandlung sind gerade­zu Gegensätze derjenigen Styleigenschaften, welche Sansovino's unruhig stehende, mit rauschenden Falten umgebene Jakobsfigur (Firenze, Duomo) charakterisieren. Nanni hat Sansovino's Modell wahrscheinlich nur im All­gemeinen zum Muster genommen. So können wir die Nikolausstatue als Nanni's Werk be­trachten, welche, obgleich keine grosse plas­tische Begabung, doch einen gewissen plas­tischen Sinn für den Aufbau der Figur, die struktive Faltengebung und auch für Natur­beobachtung (vgl. den Kopf) verrät. Von seinen vielen Holzarbeiten, die er für den Duomo und die Annunziata ausgeführt hat, ist nur das prächtige Orgelgehäuse der Annunziata (Abb. 2) erhalten geblieben, wel­ches die Dekorationskunst Nanni's in reprä­sentativer Weise erleuchtet. Diese Dekora­tion, 1 welche einen ernsten architektonischen Aufbau mit inventiöser und geistvoller Ver­zierung vereinigt, überragt bei weitem die ähnlichen gleichzeitigen Werke, das Orgcl­gehäuse des Palazzo Pubblico in Siena ebenso, 1 Der unter der Orgel stehende monumen­tale Marmoraltar trägt auf dem Alinari-Plioto (29383) irrlümmlicherweise den Namen Nanni t nghero's. Ebenso irrtümlich hat man dieses schöne Werk mit Gherardo Silvani in Verbindung gebracht. Dieser Altar (Cappella di san Salvadore oder Cappella dei Billi), welchen Salvadore di Bartolommeo Billi verfertigen liess, war im Jahre wie die Orgeldekoration der S. Maria della Scala in Siena. Von seiner Tätigkeit als Architekt ver­mag uns leider nur eine Zeichnung, ein Grundrissplan (Abb. 5) für den florentinischen Palast des Lorenzo Bidolfi, einen Begriff zu geben. Die Raumdisposition dieses Planes beweist ebenso, wie der architektonische Auf­bau der Orgeldekoration der Annunziata, dass Nanni in der Architektur eine vorgeschrittene Stylphase vertreten hat. Vasari erzählt, dass er im Pal. Vecchio auf jenem Fresko, welches den Grossherzog Co­simo von seinen Hofkünstlern umgeben dar­stellt, auch Nanni Unghero porträtiert hat. Dieses Fresko (Abb. 6) gibt uns in veranschau­lichender Weise einen Begriff davon, wel­chen Platz Nanni Unghero in dem Kunst­und gesellschaftlichen Leben von Florenz ein­genommen hat. Obgleich er kein grosses künstlerisches Talent war, hat er sich doch durch seine an künstlerischen Qualitäten reiche Dekorationskunst und seine gediegene Bautätigkeit in die Reihe der Hofkünstler erhoben, so dass er auf diesem repräsenta­tiven Fresco Vasari's in der Gesellschaft so weltberühmter Künstler erscheint, wie Vasari, Ammanati, Cellini, Tribolo. Über einige italienische Zeichnungen im Museum der bildenden Künste YON DR. EOITH HOFFMANN Die graphische Sammlung des Museums besitzt eine ganze Reihe von Zeichnungen, welche Studien oder Entwürfe zu Werken des XVI—XVIII. Jahrhunderts sind. Dieser Artikel behandelt nur jene Stücke dieser Serie, deren Meister und Zugehörigkeit ich letzthin selber bestimmen konnte. Fig. 1. ist die Zeichnung eines Gehilfen Giulio Romanos (früher Giulio Romano, dann Schule Ag. Carracci, endlich Pellegrino Tibaldi benannt). Sie diente als Entwurf für die Lü­nelte oberhalb der Eingangstüre der Sala dei Cavalli in der Vorhalle des Palazzo del Tè in Mantova. Der Meister des um 1530 entstan­denen Frescos ist unbekannt, doch stammt 1520 schon aufgebaut (vgl. Firenze, H. Archivio di Slato. Convento 119. F. 59. p. 30.), somit kann Silvani's Autorschaft nicht in Betracht kommen, denn Silvani wurde erst im Jahre 1579 geboren. Der Meister dieses bedeutenden architektonischen Denkmales der Hochrenaissance war Piero Ros­sel! i, wie es Vasari in der Vita di Fra Bartolom­meo behauptet (ed. Milanesi. VI. p. 190.)

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