Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 4 1924-1926 (Budapest, 1927)

Deutsche Auszüge der im Band IV enthaltenen Aufsätze

Ungarn verpflanzten Hallenkirchenform ge­wesen. Die einheitliche Durchführung des Entwurfes scheiterte jedoch offenbar an dem .Mangel an genügenden materiellen Mitteln, sowie in Folge der unter dem Ungarnkönig und deutschrömischen Kaiser Sigismund erfolgten hussitischen Angriffe. In der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts wurde das zweifache Sank­tuar der zweischifligen Kirche unverändert gelassen, nur der drei Joche umfassende westliche Teil der Kirche wurde in der Form einer dreischifügen Halle ausgebaut und nur nach beinahe hundert Jahren nahm man in östlicher Richtung eine neuere Erweiterung in Angriff. Diese Erweiterung erfolgte jedoch auch zu dieser Zeit nur in der Fortsetzung des Hauptschiffes, sowie des südlichen Schiffes. Das Sanktuar des nördlichen Schiffes, über dessen Arkadenbögen nur die Stirnwand er­höht wurde, blieb bis heute niedriger und um ein Joch kürzer als das Haupt-, bezw. das südliche Sanktuar und offenbar wurden zu Reginn des XVI. Jahrhunderts nur die während des Umbaus beschädigten alten Gewölbe des nördlichen Sanktuars mit neuen Sterngewölben vertauscht. Die Sankt Nikolaus­kirche in Eperjes ist aus künstlerischem Ge­sichtspunkte zwar nur ein Denkmal zweiton Ranges und von provinzialem Charakter, doch ist sie als Work einheimischer Meister, be­sonders mit ihrer imposanten Raumwirkung, sowie ihrer aus entschwundenen Jahrhunder­ten erhaltenen Ausstattung, in dein, infolge der massenhaften Zerstörungen an Kunst­denkmälern armen Alt-Ungarn, dennoch nen­nenswert. Uber den Umbau unserer Kirche im XIV. und am Anfang des XV. Jahrhunderts berichten nur einige Urkunden. Uber die letzte Erweiterung aber, welche im häuslichen Betrieb des Stadtmagistrats erfolgte, blieben die Rechnungen in einer in Ungarn seltenen Vollständigkeit erhalten. Diese wurden von «lern Historiker Prof. Dr. Béla Iványi in dem Stadlarchiv gesammelt und dem Verfasser zur Verfügung gestellt. Uber die St. Nikolaus­kirche in Eperjes gab os im Verhältnis zu den anderen Kunstdenkmälern dos alten Ungarns bereits eine ziemlich umfangreiche Literatur. Die Geschichte ihres Baues aber kon nie nur unter Benützung des reichen archivalischon Materials goklärt werden. Die im Anhang der Studio mitgeteilten Rechnungen beziehen sich auf die zu Beginn dos XVI. Jahrhunderls erfolgte Erweiterung, sowie auf den Ausbau und die Bedachung dos in seiner alten Form nicht mehr bestehenden Kirchturms. Uber die Altäre der Kirche, sowie die sonstige innere Ausstattung derselben, in deren über­lieferte Beste die Abbildungen Einblick ge­währen, wird in den Rechnungen kaum Er­wähnung getan. Diese wurden nämlich nicht auf Kosten der Stadt verfertigt, sondern sind teils Gaben der Zünfte, teils einzelner opfer­williger Gläubigen. Der Miniator Heinricus, Plebanus von Csukárd VON DR. EDITH HOFFMANN Die Batthyány-Bibliothek in Gyulafehérvár (Karlstadl) besitzt ein Missale, in welches genau eingetragen ist, dass es im Jahre 1377 geschrieben, illuminiert und gebunden wurde von Heinricus dictus Stephani, Plebanus in Csukárd (Ungarn, Komitat Pozsony, Press­burg). Dcmgemäss wurde die Handschrift bis heute in ihrer Ganzheit für ein Werk des XIV. Jahrhunderts angesehen, und da ein Teil der Miniaturen einen sehr fortgeschritte­nen Charakter zeigt, erfreute sich Heinricus des Ansehens eines für die nächstfolgende Generation richtunggebenden Neuerers. Der Schmuck der Handschrift weist jedoch zwei Arten auf. Die erste ist die des Hein­ricus, die sich in 9 kleinen figuráién Initialen und teilweise auf dem Titelblatte und noch einem Blatt offenbart. (Fig. 1, 2, 3, 4.) Er ist in erster Reihe Kalligraph, in seiner Dekorations­art vermengen sich französische, deutsche und italienische Elemente mit einheimischen . Die zweite Art ist aber hundert Jahre jünger ; sie tritt im Kanon-Blatt auf, welches ganz von der jüngeren Hand herstammt, die auch auf dem nächstfolgenden Blatt und am Titel­blatt kenntlich ist. (Fig. 5, 4, 3.) Dieser Umstand erklärt sich daraus, dass das Mis­sale am Ende des XV. Jahrhunderts in den Besitz des Pressburger Domcanonicus' Johann von Han kam. Er ist es, der die Dekorierung des Buches um 1487—1488 ergänzen Hess. Aus diesen Jahren stammt nämlich sinn präch­tiges Graduale in der Kapitularbibliothek in Pressburg (Fig. 6, 7, 11), welches denselben Schmuck aufweist, wie der spätere Teil des Gyulafehérvárer Missales. Denselben Schmuck haben auch andere, um 1488 entstandene Pressburger Handschriften. Auf der Suche nach verwandten Arbeiten linden wir eine Hand­schriften-Gruppe, welche 146B —1481 grössten­teils für den Salzburger Erzbischof B. Bohr in Salzburg hergestellt wurde. (Fig. 8, 9, 10, 12.) Diese Arbeiten zeigen eine enge, oft frap­pante Verwandtschaft mit der Pressburger Gruppe. Die Rohrschc Gruppe illuminierte der

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