Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 3. 1921-1923 (Budapest, 1924)
Deutsche Auszüge der im Band III enthaltenen Aufsätze
122 gewusst, dass es aus Unteritalien stammt und in seiner Auffassung mit dem Skulpturenschmucke des Apollotempels von Phigalia und des Heraions von Argos eine weitgehende Verwandtschaft aufweist. Bei Benützung der Ergebnisse neuer Forschungen können wir aber jetzt feststellen, dass auch dieses Relief, da es mit den neuerdings publizierten Werken der Kunst von Tarent sehr verwandt ist, in der von peloponesischen und jonischen Einflüssen durchdrungenen Schule von Tarent am Ende des V. Jahrhunderts entstanden ist. Ein unerkannt gebliebenes Bild des Piero di Cosimo. 1 Von ALEXANDER LEDERER. Das aus den Erwerbungen Pulszky's stammende, auch ikonografisch nicht uninteressante Volto Santo-Bild in unserem Museum der bildenden Künste, galt seit seiner Erstehung (1893) — geschweige der Zumutung vlämiscben Ursprungs zu sein — als oberitalienisch und venezianisch, nach (im Kat. angeführten) Autoritäten als Werk des Michèle da Verona, auch als eines aus der Frühzeit des Caroto, und erscheint noch gegenwärtig irrig in die Veronesichc Schule verwiesen. Wir haben also wieder einmal den sich bäulig wiederholenden Fall, dass Werke Florentiner Coloristen, bei denen die malerischen Probleine dem Gefühl für die Linie, die Wirkung der Farbe der gründlich durchgebildeten Zeichnung überlegen erscheinen, — zumal in Fällen, wo ihre Gestaltung von der ihnen geläufigen Darstellungsweise abweicht — oberilalienischen, bei stark naturalistischer Wirkung mitunter nordischen Ursprungs gedeutet wurden. Am häufigsten in der Gruppe der Künstler, die sich direkt oder indirekt an die Werkslätte des Piero di Cosimo lehnt, und die Fluth der Farbe inauguriert ; nicht selten auch bei Piero di Cosimo selbst. So bei seinen technisch vorIrefflichen Pendant Porlrait-Bildcrn im Haag, (Musée Royal) welche alternierend die Etiquette 1 Dieser Aufsatz ist der Jahrbuchs-Redaktion bereits im Februar 1920 eingehändigt worden. Seilher ist das Bild mit der richtigen Benennung ausgestellt. Lucas von Leyden und Dürer trugen, bis Frizzoni in denselben nicht nur die Hand und den Geist des Piero di Cosimo erkannte, sondern dieselben als die bei Vasari citierten Portraits des Giuliano da Sangallo und seines Vaters identifizieren konnte. Gleichwie diese zwei Porlrailbilder im Haag nicht nordisch, sondern von Piero di Cosimo sind, so ist auch unser Volto SantoBild weder nordisch, noch oberitalienisch oder veronesisch, sondern von der Hand desselben Florentiners Piero di Cosimo. Literarisch auszumitteln, dass Piero di Cosimo ein Volto Santo-Bild gemalt hätte, kommt uns Vasari nicht zu Hilfe. Eine zu Piero führende Spur iái hingegen über die Werkótőtte óeineó Lehr er á und Meióteró Coáimo Roááelli zu verfolgen, der einige Jahre in Lucca zugebracht bat und dem die Volto Santo-Darstellungen geläufig gewesen zu sein scheinen. So malle er in S. Marlino in Lucca ein grosses Wandgemälde mit der ganzen Geschichte des heil. Kreuzes, so für die Kapelle der Scidenwcber in S. Marco in Florenz zwischen je zwei Heiligen desgleichen das heil. Kreuz, weiters fand sich dieselbe Darstellung desselben von Engeln uniringt bei Fuller Maibloud in London (Ausstellung in Manchester No. 62). Ich wüsste nicht, dass es noch einen Renaissancekünstler gibt von solcher Vertrautheit mit diesem abseitigen Thema ; so lässt sich denn gegen die Wahrscheinlichkeit wenig einwenden, dass auch der ehemalige Schüler und Hauplniilarbeiler seiner Werkstätte — der bis ans Ende von Cosimos Leben (1507) gute Beziehungen zu demselben hielt, — einen solchen Auftrag erhielt. Das erstarrte Vorbild der Votivgestalt mochte für jeden in Mitten der mit den Problemen der Körper und Bewegungser"sebeinungen begeistert ringenden Epoche, ein steriles Beginnen bedeutet haben. Ohne Neuheit und Reiz also für den seltsamen Sonderling Piero di Cosimo, dessen Manier (nach Vasari) «von anderen ziemlich abweichend war, so, dass man sagen kann, er habe sie bei jedem neuen Gegenstand umgestaltet». Da ist es dann symptomatisch für den geistig beweglichen Künstler, dass er den ungewöhn-