Petrovics Elek szerk.: Az Országos Magyar Szépművészeti Múzeum Évkönyvei 7. 1931-1934 (Budapest, 1935)
Deutsche Auszüge der im Band VII enthaltenen Aufsätze
Einfluss war. Im April 1866 kam er in die neue, vermittelnde Malklasse des Ungarn Prof. Alexander Wagner, der mit ihm sehr zufrieden war, im Oktober 1867 nahm ihn Piloty in seine Komponierklasse auf. Szinyei ist nun überglücklich und arbeitet mit Leidenschaft an verschiedenen Entwürfen (Abb. 5—10). Einer derselben — Faun und Nymphe darstellend (Abb. 11) — erregt Piloty's Beifall und nun macht sich Szinyei daran, sein erstes Bild im Grossen zu malen. Eine Reihe von Bleistiftzeichnungen (Abb. 13) und zwei weitere vorbereitende ölskizzen (Abb. 12, 14) zeugen dafür, wie sorgfältig er das Werk vorbereitet hat. Die Arbeit am grossen Bilde geht anfangs flott vor sich, erst im späteren Verlauf zeigen sich grosse »Schwierigkeiten. Piloty hat immer etwas neues auszusetzen ; er hatte als Lehrer die Methode, seine Schüler so lange anzustacheln, bis sie ihr Bestes leisteten. Erst Mitte Juli 1868 wird Szinyei mit seinem Bilde fertig, stellt es auf eine Woche, wie üblich, im Kunstverein aus, und schickt es dann auf Piloty's Rat auf die grosse Kunstausstellung in Wien. Er bekommt gute Recensionen. doch seine Hoffnung auf Verkauf blieb sowohl in Wien, wie später in Pest unerfüllt. Das Bild wurde erst nach einem Menschenalter für das Museum der Bildenden Künste in Budapest erworben. Der «Faun mit Nymphe» (Abb. 15) ist die erste Kraftprobe des jungen Künstlers. Es ist möglich, dass das Thema durch Böcklins »Pan im Schilf» angeregt wurde. Szinyei's Bild ist noch in dem üblichen braunen Galerieton gemalt, doch hell beleuchtete Stellen, wie die Pflanzengruppe im Vordergrunde, die Nymphe und der Rasen bilden, verraten schon den kommenden Sonnenlichtmaler. Die Tendenz des Lichtmalers ist in den vorangehenden ölskizzen noch klarer, als in dem fertigen, etwas gequälten Bilde. Der Künstler selbst war damit sehr unzufrieden, und hatte nur noch einen Wunsch, etwas anderes, besseres zu malen. Der junge Szinyei war eine weiche, leicht erregbare Künstlernatur von schwankenden Gemütszuständen, bald von Schaffenslust brennend, dann wieder in dumpfe Lethargie versinkend. In den letzten Wochen seiner mühseligen Arbeit am «Faun» verlor er öfters seinen Halt und schrieb verzweifelte Briefe an seine Eltern. Zu Pfingsten machte er mit Gabriel Max und den übrigen Freunden einen Ausflug an den Starnberger See, um sich in der freien Natur zu erholen. Er kam erfrischt, mit den frühsommerlichen Landschaftseindrücken erfüllt in die Stadt zurück, wo ihn ein schwärmerischer, poesievoller Trostbrief seiner Mutter erwartete. Gerührt antwortet er mit Worten innigsten Dankes : «Ich fühlte mich wieder Kind ; Frühling, grüner Rasen, Sonnenschein, es war ein schöner Traum. Die Feder ist nicht mein Werkzeug, in Worte fassen kann ich ihn nicht, doch werde ich versuchen, ihn mit dem Pinsel zurückzuzaubern». Der «schöne Traum» gewann sichtbare Umrisse in seiner »Seele ; die grünen Hange am Ufer des »Starnberger »Sees, die seiner Heimat so ähneln, und die mütterlichen Trostworte, die seine Kindheit zurückzauberten, verwoben sich in ihm zu einer neuen Bildidee. Diese Idee trug er monatdang in sich herum ; fuhr inzwischen nach Hause auf Ferien. Am 20-ten Oktober kommt er wieder in München an, geht sofort auf die Akademie und skizziert in fieberhafter Hast sein neues Bild auf eine Blechplatte — etwas anderes war in der Eile nicht zur Hand. Die Skizze — eine junge Mutter mit zwei Kindern im Hasen sitzend — entzückt alle, die sie sehen, und Frau Piloty bittet sie sich zum Geschenk aus ; sie war lange in ihrem Besitze und ist dann verschollen. Szinyei führt nun das grosse Bild aus und arbeitet vom November 1868 bis Mai 1869 daran. (Abb. 20). Als das Bild fertig war, kam er gar nicht dazu es im Kunst verein auszustellen, der Kunsthändler Humplmayer (Wimmer & Co.) kaufte es von der Staffelei weg und verkaufte es bald nach Amerika, wo es seither verschollen ist. Wir kennen es nur nach der Photographie, und wissen nur, dass es unter den Künstlern grosses Aufsehen erregte. Iis war das erste «impressionistische» Bild in München, hell im Ton und ganz persönlich in der Landschaftsauffassung ; man hat auch Szinyei viel mit der «senkrechten Wiese» gehäckelt. Es ist ein schwerer Verlust, dass das Bild nicht mehr zum Vorschein kam, denn es war ein besonders wichtiges Dokument für die Entwicklung der modernen Malerei. Ganz rätselhaft ist es, wie Szinyei schon in den Jahren 1868—69 zur impressionistischen Lösung der Einheit von Landschaft und Figuren kam, also eigentlich früher, als Manet oder Renoir. Eine Erklärung mag nur darin liegen, dass Szinyei ein eigenes Erlebnis, eine Kindheitserinnerung zum Bilde gestaltete, die sich mit dem frischen Eindruck der sonnenbeschienenen, grünen Wiesenhänge verband, und daher von den üblichen Vorbildern unbeeinflusst, ganz aus sich selbst schöpfen musste. Im Juli wurde die grosse internationale Kunstausstellung in München eröffnet ; die