Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)

PETER KAPLONY: Pachom als Nachfolger der altägyptischen Weisen und Zauberer - eine Textrekonstruktion

Der heidnische Zauberer Dschadschaemanch klappt im Papyrus Westcar die eine Hälfte eines künstlichen Sees auf die andere. Entsprechend lässt ein christlicher Wüstenvater durch Zauber das Wasser in einem Brunnen hochsteigen. 41 Ein anderer Zauberer des Papyrus Westcar, Dschedi, flutet einen ausgetrockneten Kanal. 42 Diese Geschichte erinnert an den durch die christliche História Lausiaca belegten permanenten Streit zwischen den ägyptischen Dörfern um die Zuteilung von Wasser: Als die Bewohner eines Dorfes einem anderen Dorf das Wasser abgraben, d.h. dessen Kanal umleiten wollen, hindert sie eine heilige Frau namens Piamun mit magischer Kraft, ihr Vorhaben auszuführen. 43 Es gibt einen altägyptischen Priestertitel jbz-nw "Eingeweihter der Wasser­zeremonien". Die zwei unterägyptischen Reichsheiligtümer heissen pr-nw und pr-nzr "Haus der Wasserzeremonien" und "Haus der Feuerzeremonien". Es liegt auf der Hand, dass ursprünglich der König der oberste Priester dieser Zere­monien ist, gemäss der Behauptung eines Textes: 44 "Er (der König) kennt die Neugeburt des Re und seine Entstehung (hprw) in der Flut". Statt "Entstehung" Information zu meiner These von Esna als Partnerstadt von Sais und zur Göttin Neith von Sais als Personifikation der Wasserflut (/;/) und des Wassers als Element. Festugiere, a.a.O. (Anm. 9), S. 114, 136 lassen die dämonische Kraft des Wassers deutlich erkennen. Das macht die Rolle des Zauberers, d.h. des Vorlescpriesters, bei den Wasserzeremonien ver­ständlich (Kaplony, a.a.O. (Anm. 29), Sp. 19 und Anm. 78, 81). Ebenda bespreche ich den Vorlcsepriester als Priester des Krokodilgottes Sobek und die Zaubersprüche gegen Krokodile. Die Geschichte von der im Wasser versunkenen Insel Atlantis (vgl. unten) wird von einem Priester in Sais erzählt. Die Herrschaft über die Krokodile ist ein fester Topos. Lefort a.a.O. (Anm. 2. 11), 20; Drescher, a.a.O. (Anm. 10). S. 107 Nr. 10; Garittc, a.a.O. (Anm. 15), 15; Chaîne, a.a.O. (Anm. 16). Nr. 100 = Miller, a.a.O. (Anm. 16). S. 405; Festugiere, a.a.O. (Anm. 9). S. 37, 83, 132. S. ferner Lefort, a.a.O. (beide Zitate), 66; G. Posener, On the Tale of the Doomed Prince, JEA 39 (1953), S. 107; P. Kaplony, Das Hirtenlied und seine fünfte Variante, CclE 44 (1969), S. 56; E. Brunner-Traut, Krokodil, in: LÂ 1II-5/6, 1979, Sp. 791 ff. und ähn­liche koptische Berichte der Herrschaft über Schlangen, Skorpione und (andere) wilde Tiere. Die Geschichte von dem lebendig gemachten Wachskrokodil des Zauberers Ubaoner (Papyrus Westcar) ist ein alter Beleg. Als Wasserwunder kann man wohl auch die Berichte über die Rettung von Ertrinkenden bezeichnen (Drescher, a.a.O. (Anm. 10), S. 114ff.) und umgekehrt die Entdeckung einer Wasserquelle in der Wüste (Drescher, a.a.O.. S. 107, Nr. 17; vgl. a.a.O., S. 123ff, 148 (?)). Ein solches Wunder kann sich nicht nur im Alten Testament, sondern auch im heidnischen Ägypten ereignen (vgl. W. Schenkel, Memphis, Herakleopolis, Theben. Die epigraphischen Zeugnisse der 7.-11. Dynastie Ägyptens, ÄA 12, Wiesbaden 1965, S. 268 Anm. b, Nr. 443, 444). Regenwunder: A.-P. Zivie, Regen, in: LÄ V-2, 1983, Sp. 20 Iff; C. Vandersleyen, Une tempête sous le règne d'Amosis, RdE 19 (1967), S. 123ff. = W. Helck, Historisch-biographische Texte der 2. Zwischenzeit und neue Texte der 18. Dynastie'. KÄT, Wiesbaden 1983, Nr. 124; Festugiere, a.a.O. (Anm. 9), S. 107. Die Regenwunder sind, wie eine hohe Überschwemmung (L. Habachi, A High Inundation in the Temple of Ámenre at Karnak in the Thirteenth Dynasty. SAK I (1974), S. 207ff. = Helck, a.a.O., Nr. 63), göttlichen Ursprungs und werden durch Gebet, d.h. durch Zauber (sie) erwirkt. Der Unterschied zwischen dem Herbeizaubern der Überschwem­mung und dem Beten für die Überschwemmung in Miller, a.a.O. (Anm. 16), S. 438 (s. den Text) und Lefort a.a.O. (Anm. 2, 11), 100 ist nicht wesentlich. *' Chaîne, a.a.O. (Anm. 16), Nr. 237 = Miller, a.a.O. (Anm. 16), S. 406; Kaplony, a.a.O. (Anm. 29), Sp. 19 und Anm. 72. 43 Kaplony, a.a.O. (Anm. 29), Sp. 19 und Anm. 73. 43 J. Laager, Palladius, História Lausiaca, Die frühen Heiligen in der Wüste, Zürich 1987, S. 157ff; vgl. Kaplony, a.a.O. (Anm. 29), Sp. 18 und Anm. 59. 44 J. Assmann, Der König als Sonnenpriester, Ein kosmographischer Begleittext zur kultischen Sonnenhymnik in thebani­schen Tempeln und Gräbern, ADAIK 7, Glückstadt-Hamburg-New York 1990, S. 21, 32, 53.

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