Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)

PETER KAPLONY: Pachom als Nachfolger der altägyptischen Weisen und Zauberer - eine Textrekonstruktion

kann man "Verwandlung' 1 übersetzen. Re wird am Morgen in der Flut neu geboren: Der feurige Sonnengott wird durch sein morgendliches Bad im Was­ser, d.h. in einem See im Osten des Deltas, gewaschen, gereinigt (modern gesagt: "entschlackt") und so neu geboren. Da vermischen sich gleichsam die Elemente Feuer und Wasser. Indes badet da auch der König "Arm in Arm", d.h. "Hand in Hand" mit Re. 45 Dieses Bad findet am östlichen Horizont jlht (wörtlich "Glanzorf 46 ) statt. 47 Baden Sonnengott und König Hand in Hand, bedeutet das wohl, dass nicht nur der Sonnengott den König wäscht, 48 sondern dass auch der König Hand anlegt, den Sonnengott zu waschen. Er ist nicht nur ein Kenner der Umstände der Neugeburt des Sonnengottes im Wasser, er fordert vielmehr dessen Neugeburt als aktiver "Bademeister". Genau das steht im Moskauer Text, wird aber auf Christus bezogen. Dieser wäscht die Sonne allerdings nicht im Wasser, sondern in seinem, von ihm (Christus) ausströmenden Lichtglanz, und zwar zweifellos am alten heidnischen "Glanzort" des Sonnenaufgangs. Christus gibt seinen Lichtglanz der Sonne (sowie auch dem Mond). Das gleiche kann man für den altägyptischen König vermuten, wenn man ihm beim Waschen des Sonnengottes eine aktive Rolle zubilligt: Der König reflektiert den Glanz, den er von der Sonne erhält, an die Sonne zurück. Er kann die Sonne wohl auch zum Stillstand bringen; vgl. oben. Ursprünglich sind beide, König und Sonne, gleich­berechtigte Gottheiten. Das lässt sich für die Beziehung Christus / Sonne natür­lich nicht behaupten. Dennoch scheint die Parallele Christus = König evident zu sein. In diesem Fall haben der Apostel Petrus und der Klostergründer Pachom (sowie andere begnadete Mönche) die Funktion von altägyptischen Beamten, denen der König (Christus) seine Macht (oder gar seine Schlüsselgewalt, 10b, 1 f. 17ff.) delegiert. Die Vorstellung vom Glanz Christi erklärt wohl auch jene Stelle im Moskauer Text, welche der Stelle vom Waschen der Sonne unmittelbar vorangeht: "Der die Sterne an sich zieht mit dem Strick eines Netzes". Hier haben wir zweifellos die 45 Vgl. K. Sethe, Die altägyptischen Pyramidentexte I, Leipzig 1908; R.O. Faulkner, The Ancient Egyptian Pyramid Texts, Oxford 1969, Pyr. Sprüche 253, 323; P. Kaplony, ZÄS 1 10 (1983), 144f.; ders., Die Symbolik des Leibes und der Glieder im Alten Ägypten, Symbolik des menschlichen Leibes, Schriften zur Symbolforschung 10, Bern 1995, S. 22 und Anm. 5. 4 " Vgl. R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen, Grosses Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch (2800-950 v. Chr.), in: Kul­turgeschichte der Antiken Welt 64, Mainz 1995, S. 11. Ein verklärter Toter kann sich als fih "Glänzender" trotzdem im glänzenden Fcderkleid des Schopfibis (des Waldrapps) manifestieren (Kaplony. a.a.O. (Anm. 45), S. 30 Anm. 40). 47 Pyr. Spruch 222. Js Vgl. Pyr. Spruch 407.

Next

/
Thumbnails
Contents