Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)
PETER KAPLONY: Pachom als Nachfolger der altägyptischen Weisen und Zauberer - eine Textrekonstruktion
Totenschädel eines heidnischen Priesters zum Wüstenvater Makarios dem Ägypter: "Wir (Heideri) selbst kannten (den) Gott (der Christen) nicht und finden deshalb (im ewigen Feuer) ein wenig Erbarmen. Die aber, die Gott kannten und ihn verleugneten, sind unterhalb von uns (und leiden eine grössere Pein)". 17 Unstimmig, aber verständlich ist im Moskauer Text der Gedanke, Ägypten sei früher das am meisten verachtete Land der Erde gewesen. Der Gedanke kann nur eine Rückprojektion aus christlicher Sicht sein. Es macht den Anschein, als wäre der schlechte Ruf des heidnischen Ägypten erst durch die von Christus aus der Amente heraufgeholten gerechten Heiden rehabilitiert worden, als hätte man vorher keine Ahnung von deren Existenz in der Amente gehabt. Bei den Verächtern Ägyptens dachte man wohl weniger an "unaufgeklärte" Christen als an andere heidnische Völker oder gar an die Juden, an Vorwürfe gegen den übertriebenen Bilder-, Tier- und Totenkult (oder gar "Höllenkult") der alten Ägypter und deren Rolle als "Sklavenhalter" der Juden vor deren Auszug. Möglicherweise will der Verfasser die positive Einstellung der ägyptischen Christen gegenüber ihren heidnischen Vorfahren ins rechte Licht rücken und polemisiert damit gegen den Heiden Hermes Trismegistos und dessen Prophezeiung betreffend das sich nähernde christliche Zeitalter: "Ihr (der heidnischen Ägypter) ganzer Brauchtum (jipaypaTeia) in ihrer Theologie ( MNTNOYTG) wird verachtet sein".' 8 Die História monachorum 19 erwähnt den "Götzenkult" der heidnischen Ägypter, welcher schlimmer als bei allen anderen Völkern gewesen sei. Es werden da geringschätzig die Tier- und Pflanzengötter der heidnischen Ägypter aufgezählt, aber auch, dass sie den Nil und die Erde verehrt haben. Bezeichnenderweise wird auch der Auszug der Juden aus Ägypten erwähnt, allerdings nur beiläufig. 20 Die Bezugnahme der Amente-Schilderung des Moskauer Textes auf Pachom erfolgt direkt im Anschluss in 7b, lOff: "Wahrlich, das Andenken an den (= einen) Gerechten in der Art unseres Vaters Pachom des Grossen ist die Folge eines guten Rufes Das gute Andenken ist auch nach der Meinung 17 S. ferner Lefort a.a.O. (Anm. 2), S. 387f. 18 M. Krause - P. Labib, Gnostische und hermetische Schriften aus Codex II und Codex VI, ADAIK Koptische Reihe 2, Glückstadt 1971, S. 194; J.P. Mahé, Hermes en Haute Egypte II, Bibliothèque copte de Nag Hammadi, Section Textes 7, Québec 1982, S. 170f. " Festugière, a.a.O. (Anm. 9), S. 53f. u Zum übertriebenen Totenkult vgl. ferner L. Th. Lefort, S. Pachomii vitae sahidice scriptae, CSCO 99-100, 1933-1934, S. 93ff; ders., a.a.O. (Anm. 2), S. 49ff; Garitte a.a.O. (Anm. 15), 74f, 90.