Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)
PETER HUBAI: Unbekannte koptische Apokryphe aus Nubien (Vorläufiger Bericht)
angenommen, daß es in den seit Winter 1886/87 bekannten, in Akhmim gefundenen Fragmenten des Petrusevangelium ein Reden des Kreuzes gibt. Darin hörten der aus dem offenen Grab heraustretende Auferstandene und seine Engel eine Stimme: „Du hast den Entschlafenen gepredigt". Nach dem Textverständnis mancher Forscher antwortet hier das Kreuz 30 mit einem kurzen ,Ja\ In unserer Handschrift aber spricht der Erlöser das Kreuz an. Es gibt jedoch eine solche Schrift, die in den 90-er Jahren entdeckte Berliner koptische Apokryphe, das Evangelium des Erlösers, 31 (vielleicht ein neues Fragment des fragmentarisch bekannten Petrusevangeliums?) 32 das ebenso die Rede des Soter an das Kreuz kennt. Dazu stimmen manche Sätze, die mit der Anrede „oh Kreuz" beginnen, völlig mit ähnlichen Sprüchen des nubischen Kodex überein. Es erklingt dieselbe Ermutigung, daß das Kreuz nicht weinen, sondern sich lieber freuen soll und daß Jesus, der reich ist, es mit seinem Reichtum erfüllen wird. Es klingt wie ein cantus firmus des ersten, dritten und vierten Hymnus beziehungsweise des Reigens, daß Jesus auf das Kreuz steigen muß. Der zweite Hymnus macht eine Ausnahme: Er mag mit dem Umtanzen des Kreuzes, und mit dem gleichzeitigen Zitieren des ey6 eipi der johanneischen Theologie 33 auf die Verbindung zwischen dem Kreuz und der Eucharistie-Auffassung der die Schrift gebrauchenden Gemeinde hinweisen. (Wegen der Knappheit unserer Informationen müssen wir die Schrift jedoch vorsichtig interpretieren. Wir können beispielsweise nicht wissen, ob sie damit auf den Kreuzestod verweist, oder - was mir wahrscheinlicher vorkommt - auf die Verbindung von triumphierendem Kreuz und Eucharistie.) Aber nicht nur der Inhalt dieser Strophe, sondern auch das hymnische Pulsieren der gesamten Schrift verweist auf einen liturgischen Sitz im Leben. Dies wird auch dadurch bestärkt, daß nach einer kurzen, katechetisierenden, trinitarischen Einlage ein EvPt 42 Kai ùraKofi TIKOÜETO àttô TOÛ aiaupoû [ő]xi 'vaí' (vgl. U. Bouriant, Mémoires de la Mission Archéologique Française du Caire 9 (1892), S. 222) „es wurde vom Kreuze her die Antwort laut: Ja." (Übers, v. Chr. Maurer) Der Sinn des Textes scheint mir nicht ganz eindeutig zu sein. " Die Erforschung von P. Berol 22220 wurde gerade jetzt begonnen, das Alter der Schrift ist ungeklärt, die einzige Handschrift kann nicht nach dem 7. Jahrhundert entstanden sein, sie kann auch im 4. Jahrhundert geschrieben worden sein, dementsprechend ist die Schrift selbst auch eine frühere. Ch. W. Hedrick - P. A. Mirccki, Gospel of the Savior. A New Ancient Gospel, California 1999. " H.-M. Schenke, Das sogenannte „Unbekannte Berliner Evangelium", Zeitschrift für Antikes Christentum 2 (1998), S. 199-213. " Der auch aus den Isis Aretalogien bekannte Ausdruck kommt in den Nag 1 lammadi Schriften des öfteren vor, so z.B. NHC II 30,11-24 (ApokrJoh), NHC II 114,7-14 (UrsprWelt), iNOK ne ITCOOYN NTMHG NI IC II 138,13 (LiberThom), NHC V 49,5-10 (2ApcJac), NHC VI 2 (Brontê), NHC VIII 2 (EpPt).