Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)

PETER HUBAI: Unbekannte koptische Apokryphe aus Nubien (Vorläufiger Bericht)

doxologischer Schluß am Ende der Schrift folgt. Jesu ekstatische, das Drän­gen auf das Kreuz betonende, beim Tanz - was wahrscheinlicher ist - beim gemeinsamen Reigen gesungene Hymnen und die darauf folgende, durch die Jünger dialogisch vorgetragene, betont rationalisierende und dogmatische Katechese heben sich natürlich scharf voneinander ab. Um so außergewöhn­licher, daß das sprachliche Gewebe des Textes nicht auf exakte Weise zeigt, bei welcher Zeile dies geschieht. Denn zwischen der letzten, in der ersten Per­son gesprochenen Zeile des Erlösers und der, nun schon in der dritten Person sprechenden Zeile über den Eingeborenen Sohn steht eine unpersönliche Zeile, 14 die sowohl die letzte Zeile des Hymnus Jesu als auch die erste Zeile der Katechese der Jünger sein kann. Wenn wir also einen lebendigen liturgi­schen Gebrauch voraussetzen und meines Erachtens hier nicht nur die Beschreibung einer Liturgie lesen, sondern das Spiegelbild einer wirklichen Liturgie in der Hand halten, dann erscheint mir als Anlaß die Karwoche, genauer der Gründonnerstag plausibel. Der Text selbst enthält zahlreiche Verweise oder Anspielungen auf das Neue Testament, auf das Johannesevangelium, die Synoptiker, bei Paulus auf IKor 15,55 und vielleicht auf IKor 12,27 und vennutlich über die liturgische Ver­mittlung auch auf die ansonsten meistenteils mit großer Zurückhaltung aufgenommene Apokalypse des Johannes (21,6). Die verdichteten, jedoch "zerstückelten" Zitate suggerieren den Gebrauch der Bibel als einem Flori­legium. Der Verfasser verwendete den Brief des Ignatius von Antiochen an die Epheser und wie wir gesehen haben, muß ihm auch die Gedankenwelt der Johannisakten bekannt gewesen sein. An einem halben Dutzend Stellen finden wir solche "Zitate", die nur aus dem Evangelium des Erlösers bekannt sind. Auch die Berliner Handschrift gebraucht häufig die Formel eyco eiixi, das zeilenweise wiederholte Amen, die anderswo nicht gebräuchliche Anrede „oh, heilige Glieder", die Formulierung, daß Jesus aufs Kreuz steigen muß, usw. Unsere Schrift könnte vielleicht um die Zeit der „Auffindung des Kreuzes" durch die Heilige Helena (326) entstanden sein, die eine Belebung des Kreuzkultes mit sich gebracht hatte. Auch wenn die Eckigkeit der koptischen Sprache für die Widergabe der alexandrinischen, antiochenischen und konstan­tinopolitanischen dogmatischen Auseinandersetzungen nicht sonderlich 31,7-8.

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