Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)

PETER HUBAI: Unbekannte koptische Apokryphe aus Nubien (Vorläufiger Bericht)

nubischen Fundes völlig unbekannt war. Dieser Text beginnt mit einer in zwei Sätze gefaßten epischen Rahmengeschichte, aus der wir erfahren, daß der Erlöser auf dem Ölberg sitzt, mit ihm der zahlenmäßig nicht bestimmte Kreis der Jünger. Der mit einem diskreten Antijudaismus belegte Zeitpunkt: „...bevor ihn die gesetzesübertretenden Juden kreuzigten" . In dem zwischen dem Soter und dem „wir" der Jünger (etwa fünfmal) wech­selnden Dialog haben letztere keine große Rolle. Das Gespräch besteht nicht aus Frage und Antwort, sondern nur der Erlöser spricht, was von den Jüngern von Zeit zu Zeit mit einem „Amen" bestätigt wird. Das 32-mal wie ein Echo erklingende Amen verleiht der ganzen Schrift einen liturgischen Charakter. Der Meister lehrt aber die Jünger auch nicht, es geht nicht um das - zumindest nach den Synoptikern - zentrale Kerygma Jesu, die ßao"i/\,Ela xtöv onpaveov. 9 Auch weiht er sie nicht in Geheimnisse ein, unterrichtet sie nicht zu einem gottgefälligen Leben, ja spricht eigentlich gar nicht zu ihnen. Sie sind gleich Statisten nur anwesend. Die narrativen Teile des Textes beleuchten die Situa­tion: Jesus steht dem Kreuz gleichsam gegenüber, spricht über es, zu ihm, ringt mit ihm, preist es, prozessiert mit ihm und sehnt sich nach ihm. Hinter der dialogischen Form stehen eigentlich die Monologe Jesu. Dem Anschein nach werden die Jünger angesprochen, doch spricht er zu dem Kreuz, wie das auch aus den mehrfach wiederkehrenden Ausrufen „oh Kreuz" 10 und „oh heiliges Kreuz" u zu erkennen ist. Diese Reden erinnern mich an die verfaßten Reden des Johannesevangeli­ums, wenngleich sie wesentlich kürzer als jene sind. Die Situation ähnelt am meisten der Situation vor Jesu Gefangennahme (nach Lukas): „Und er ging nach seiner Gewohnheit hinaus auf den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger" 12 . Dort begann „er zu trauern und zu zagen" und betete. In unserer Schrift betet der dem Tod gegenüberstehende Jesus aber nicht, daß diese Stunde an ihm vorübergehe, 13 er schwitzt keine Blutstropfen, 14 sondern er fordert das Kreuz triumphierend heraus. In der Erzählung des Markus und Matthäus wendet sich Jesus dreimal an Petrus, Jakobus und Johannes, der ' Das „Königtum" TMNTGpO erscheint im Text (31,3.12; 32,3), aber mit anderem theologischen Inhalt, was freilich einer weiteren Untersuchung wert wäre. '" 25,12; 26,3.6.10.12; 28,11; 29,3; 30,3. 11 26,1; oh, lichterfülltes Kreuz 28,5; oh lichtspendendes Kreuz 29,8. 12 Lk 22,39 sqq; Mk 14,32 sqq; Mt 26,36ff. 13 Mk 14,35. 14 Lk 22,44.

Next

/
Thumbnails
Contents