Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)
PETER HUBAI: Unbekannte koptische Apokryphe aus Nubien (Vorläufiger Bericht)
koptische Text gliedert Jesu Worte in vier Teile. Was Jesus jedoch hier sagt, ist kein Gebet, sondern, wie das griechische Lehnwort unseres Textes sagt, ein £YMNOC. 15 Das Neue Testament erwähnt nur an einer Stelle, daß Jesus und seine Jünger singen und dies genau in Verbindung mit dem hier erwähnten Geschehen: Kai buvrjoavTec è^fj/vGov eiç TÔ opoç icbv è/vaicov. 16 In unserem Text steht nach der ersten, an das Kreuz gerichteten Strophe wie eine Überschrift: TTMe^CN^Y N^YMNOC MTTeCTàYPOC ,J)er zweite Hymnus des Kreuzes", was man aber nicht nur als Genitiv, sondern auch als Dativ übersetzen kann und was dann „Der zweite Hymnus an das Kreuz" hieße. Die in unserer Schrift zu Wort kommende theologia crucis würde im Sinne der kanonischen Evangelien formal zur Passion gehören. Hier ist jedoch nicht die Rede von Leiden, sondern im Gegenteil: von Herrlichkeit und Preisung. Es macht sogar den Eindruck, als ob das Kreuz ihm keine Leiden verursachte, sondern ihn - die ewige göttliche oikonomia aufhaltend zurück- und aufhielte. Jesus selbst ermuntert das Kreuz: MTTpKàTeXe {M} MMOl „Halte mich nicht auf!": 7 Das Kreuz hält ihn für arm, während der Soter betont, daß er reich ist. 18 Das Kreuz ist es, das den Erlöser mitleidig beweint, während der zu Kreuzigende es eher zur Freude ermuntert. 19 Als würde dieser leidensunfähige Christus an einer schwer interpretierbaren Stelle zwar dennoch dem Kreuz sagen: MTTpÓCÜATT GBOA MTTàCCUMà „Offenbare dich nicht meinem Leibel", 20 was ich aber mangels einer besseren Erklärung als Zurückweisung und also als Zeichen irgendeiner Form des Doketismus in unserem Text verstehe. Vielleicht spiegelt sich hier der Standpunkt eines Nachfolgers des Apollinaris von Laodikeia wider oder wir haben es vielleicht noch eher, als Formulierung einer markanten monophysitischen Ansicht, mit dem literarischen Niederschlag der Grundsätze des Aphthartodoketen Julianus von Halikarnassos 21 zu tun. (Die Frage der Existenz und Ausprägung des Monophysitismus in Ägypten und besonders in Nubien stellt ein beson15 27,2.5. " Mk 14,26; Mt 26,30. " 25,11. 2LN|T| OYpMMâ.O 26,3;-TN^nAHpOY MMOK £N T^MNTpMM^O 29,12. pa.cye NTocj N^OYO 26,12 211 29,4. 21 Der aûiia Christi ist àtraOriç KCCÍ ctcpâapTov. Julianus von Halikarnassos starb um 527.