Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)
MAYA MÜLLER: Schönheitsideale in der Ägyptischen Kunst
setzen. An Statuetten von hervorragenden Persönlichkeiten beiderlei Geschlechts einschliesslich des sogenannten Stadtgötterpaares kommen reiche Langhaarfrisuren mit eingefugten Reihen von Zöpfen vor. 69 Auf der Nannerpalette ist es der von Helck als Thronfolger bezeichnete Würdenträger, der auf der oberägyptischen Seite vor dem König steht und eine riesige Frisur (Perücke?) und ein Pantherfell trägt. 70 Es lässt sich nur mehr daraus schliessen, dass es eine Auszeichnung für Personen von sehr hohem Rang war. Aus dem Alten Reich sind keine Darstellungen von besonderen Locken- oder Zopffrisuren überliefert. Es finden sich aber manchmal, wie z.B. im Grab des Chufuchaef, lange Perücken mit gestrichelten Strähnen, die andeuten, dass es sich um feine Korkenzieherlocken oder Zöpfchen 71 handelte. Im Mittleren Reich hingegen treten besondere Locken- und Zopffrisuren plötzlich gehäuft auf, und zwar in den oben besprochenen, ganz verschiedenen Varianten. Die Schriftquellen verwenden mehrere Ausdrücke für langes Haar, Zöpfe oder Flechten und Locken bzw. Zopf- und/oder Lockenfrisuren anscheinend synonym; es lässt sich jedenfalls keine systematische Unterscheidung von Haartrachten, ja auch nicht von Locken und Zöpfen, feststellen. 72 In den Pyramidentexten sind "lovely tresses" für die schöne Westgöttin in der oben zitierten Schilderung ihrer verführerischen Begegnung mit dem König bezeugt (Pyr. 282), und auch Nephthys (Pyr. 1363) und Iusaas (Pyr. 1210) können Zöpfe tragen; "long hair" zeichnet Nechbet und Wadjet in ihrer Rolle als Gottesmütter, die den König säugen, aus (Pyr. 1119). "Lockenträger" (hnsktiw) sind hingegen himmlische Götter, deren Haupt ganz mit Locken oder Flechten bedeckt ist und die dem König bei der Überfahrt über den Himmel behilflich sein sollen. Der König droht ihnen, sie ihrer Macht und Potenz zu berauben durch Ausreissen der Locken, falls sie seinem Befehl nicht gehorchen. (Pyr. 1221-1223). - Schon hier wird deutlich, dass w Sog. Stadtgott (H.W. Müller, Ägyptische Kunstwerke, Kleinfunde und Glas in der Sammlung Kofler-Truniger Luzern, MAS 5, München 1964, 40f, Nr. A60, 3 Abb.), und Stadtgöttin {Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst München, Zaberns Bildbände zur Archäologie 31, Mainz 1995, Abb.41); Schäfer-Andrae, a.a.O. (Anm. 24), Tf. 224 (2) (Kairo); Smith, a.a.O. (Anm. 44). Tf. 12 (Kairo). "" Langc-Hirmer, a.a.O. (Anm. 13), Tf. 4. '• Cherpion, a.a.O. (Anm. 34). Tf. 43 (Ptahhotep); Simpson, a.a.O. (Anm. 34). Tf. XXV; Schulz-Seidel, a.a.O. (Anm. 19), Abb. 60 auf S. 39 (Stele einer Dame, Saqqara, 2. Dyn.). 72 Zum gelockten/geflochteten Haar, besonders als sexueller Auslöser, vgl. G. Posener, La legende de la tresse d'Hathor, in: L. II. Lesko (Hrg.), Egyptological Studies in Honor of Richard A. Parker, Hannover-London 1986, S. 111-117; Ph. Derchain, La perruque et le cristal, SAK 2 (1975), S. 55-74.