Hedvig Győry: Mélanges offerts a Edith Varga „Le lotus qui sort de terre” (Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts Supplément 1. Budapest, 2001)

MAYA MÜLLER: Schönheitsideale in der Ägyptischen Kunst

der feinen Holzstatuette der Imeretnebes in Leiden 62 aus. Bei ihr sind sogar die Brüste bewusst leicht spitz zulaufend geformt, und das unterhalb der engen Taille in kühnem Doppelschwung sehr weit ausladende Becken mitsamt den Einbuchtungen von Nabel und Leistenbeuge charakterisieren sie erst recht als sexuell attraktive, gebärfreudige Frau. Es ist aber sehr bezeichnend für das Mittlere Reich, dass die streng geradlinig behandelten Gesichtszüge und Extremitäten von der erotischen Wirkung völlig ausgeschlossen sind. Es sind mehrere solche Meisterleistungen aus der 12. Dynastie erhalten. 63 Imeretnebes trägt eine Perücke aus lauter langen Zöpfen, die unten in Kor­kenzieherlocken auslaufen. In der 12. Dynastie tragen die Statuen von Königinnen und hochgestellte Damen öfter eine auffallend dicke "Hathorperücke" mit den auf die Brust fallenden Spirallocken, aber auch Zopfperücken, die unten gerade enden. 64 In derselben Zeit treten auch erstmals Bat- oder Hathorkopfembleme mit der Spirallockenperücke oder -frisur auf, und zwar an Spiegelgriffen oder Schmuckstücken, 65 während die grossen Reliefbilder von Göttinnen stets nur die schlichte, dreiteilige Strähnenperücke tragen. Erstaunlicherweise finden wir in der 12. Dynastie beim König vergleichbare Zopfperücken, und zwar an bestimmten Statuen Amenemhats III. Da ist zunächst die Serie der Dyaden des Königs mit den Attributen des Nilgotts 66 zu nennen, der eine riesige, aus dicken Korkenzieherlocken und Zöpfen zusam­mengesetzte Perücke und einen natürlichen Vollbart trägt. Der nackte Oberkör­per ist derjenige eines muskulösen jungen Mannes. Das Statuenoberteil Kairo CG 395 67 trägt auch eine breit ausladende Lockenperücke und einen natür­lichen Bart, ausserdem aber ein Pantherfell und eine Menit-Kette. Eine Lock­en- und Zopfperücke ist jedoch grundsätzlich ein weiblicher Sexualauslöser, a H. Fechheimer, Kleinplastik der Ägypter, Berlin 1921, Tf. 58; Nofret - Die Schöne. Die Frau im Alten Ägypten. Wahrheit und Wirklichkeit, Rocmer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim 1985, Nr. 110 (RMO AH 113). "' Mistress a.a.O. (Anm. 61), Nr. 15 (Boston MFA 20.1120); J. Bourriau, Pharaohs and Mortals. Egyptian Art in the Mid­dle Kingdom, Fitzwilliam Museum, Cambridge 1988, Nr. 117 (Fitzwilliam Museum F. 16.1899): E. Dclangc, Catalogue des statues égyptiennes du Moyen Empire, Musée du Louvre, Paris 1987, 173f. (E. 14699); J. Bourriau, in: E. Goring (Hrg.), Chief of Seers. Egyptian Studies in Memory of Cyril Aldred, National Museums of Scotland, Edinburgh 1997, 59, Abb. 3 (Aschait, Kairo JE 47310). M Spirallockigc Hathorperücke z. B. L. Borchardt, Statuen und Statuetten von Königen und Privatleuten im Museum von Kairo II, Berlin 1925, CG 381/382 (Königin Nofret, Gattin Sesostris' IL). 459. 473. 474: G. Steindorff. Catalogue of the Egyptian Sculpture in the Walters Art Gallery, Baltimore 1946, Tf. XII (Nr. 50(22.170), 52 (22.349), 53 (22.413)); ge­rade endende Zopfperücke z.B. idem ibid., Nr. 86 (22. 1 6); Ägyptisches Museum Berlin. Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz, Berlin 1967, Nr. 435 (9536). 65 J. Haynes, in: Manuelian a.a.O. (Anm. 2), S. 402. " Schulz-Seidel, a.a.O. (Anm. 19). Abb. 17-18 auf S. 114 (Kairo CG 392). Evers. a.a.O. (Anm. 51), Tf. 127-128 (Kairo CG 395).

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