T. Bereczki Ibolya (szerk.): GYERMEKVILÁG MAGYARORSZÁGON (Kiállítási katalógusok - Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 2003)

16. Lebensjahr eine Funktion: sie halfen in der Abwicklung der tradi­tionellen Hochzeitszeremonien mit. Größere, eventuell Schulkinder ahmten gerne die Sitten der Erwachsenen nach. So ein Ereignis war die Kinderhochzeit, wo jeder Mitspieler eine Rolle hatte: Braut, Bräutigam, Pfarrer oder Köchin. Sie kleideten sich in alte Kleider und organisierten sich sogar Kuchen und Leckerbissen. Vielerorts veranstalteten die Kinder für sich einen Faschingsball, wo sie Gelegenheit hatten das Tanzen zu üben und die Bräuche der Erwachsenen nachzumachen. Der Tod von Geschwistern oder Mitschülern war jeweils ein trau­riges, doch im 19.-20. Jahrhundert kein seltenes Ereignis. Die Kinder lernten von ihren Eltern, dass der Tod auch Teil des Lebens ist. Sie ver­abschiedeten sich auf würdige Weise vom Verstorbenen, nahmen an der Totenwache teil, umstanden die Bahre, begleiteten den kleinen Toten in den Friedhof. Wichtige Wendepunkte markierten im Leben der Kinder diejeni­gen Feiern, die sie zu Gemeinschaftsmitgliedern beförderten. Ein Beispiel ist der Mannbarkeitsritus, der im Szigetköz in Nordungarn noch heute üblich ist. Der Ritus ist nicht mit dem Alter, sondern mit der „Probe" verbunden: die Burschen müssen ihre Fertigkeiten, ihre Geschicklichkeit in verschiedenen Proben zur Schau stellen, und nach­dem sie vor den Dorfleuten genügende Beweise geliefert haben, wer­den sie als Männer akzeptiert. Die Konfirmation ist eine wichtige Zeremonie in den protestantischen Kirchen. Dabei werden die Jugendlichen zu vollberechtigten Mitgliedern der Kirchengemeinschaft. Das Kleid, das die Mädchen zu diesem wichti­gen Ereignis trugen, war dann ihr schönstes Kleid bis zu ihrer Hochzeit. Der erste Ritus bei den Katholiken ist die erste Kommunion im Alter von fünf-sechs Jahren. Zu dieser Gelegenheit wurden sie vielerorts das erste Mal vom Dorffotografen verewigt. Das eingerahm­te Foto wurde dann in der guten Stube, neben den Spiegel, unter den anderen Familienfotos aufgehängt. Danach besuchten die Kinder regelmäßig die Messen. Am Fronleichnam stolzierten die Mädchen in ihrer Festkleidung vor der Prozession und bestreuten den Weg mit Blumen. Es gehörte zu ihren Pflichten, das Abendgebet zu sagen, Kirchenlieder zu erlernen und den heiligen Messen beizuwohnen. Als nächste Zeremonie fand die Firmung in ihrem 13.-14. Lebensjahr statt, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden immer mehr kirchliche Gesellschaften in den katholischen Dörfern. Die Marienkongregation war dafür bestimmt, die religiöse Denkweise bei den anwachsenden jungen Mädchen zu stärken. Ihre Mitglieder waren die „Maria-Mädchen", die ab Ende des 19. Jahrhunderts den Messen in weißem Kleid und mit einem Kranz auf dem Haupt beiwohnten. Nach den 1950-60er Jahren werden der Kindergarten- und Schulabschluss immer mehr als ,Wendepunkt' betrachtet. Die Abschiedsfeier in der Schule bedeutet nicht nur Abschied von den Lehrern und Mitschülern, sondern ist heutzutage auch eine Feier mit der Familie und mit Verwandten. Die Kinder werden mit Blumen beschenkt, die Paten, die Großeltern, die Eltern sorgen aber auch für andere Geschenke: Bücher, Schmuck, Kleidung oder Geld. KALENDERFESTE Die Kalenderfeste sicherten dem bäuerlichen Leben eine feste Ordnung, eine bestimmte Reihenfolge der Ereignisse. In den Winterfeiertagen spielten die Jungen, in den Frühlingsfeiertagen die Mädchen eine wichtigere Rolle. Die Sitten und Glauben hatten die Sicherstellung und Bewirkung von reicher Ernte, vom Glück und von guter Gesundheit im nächsten Jahr zum Zweck. Die von Kindern aufgesagten Verslein enthielten viele Glückwünsche. Mit dem Wintereinbruch begannen die Feiertage im Zusammenhang mit Weihnachten. Der erste Feiertag war der 6. Dezember, Tag des Hl. Nikolaus. Am Vorabend putzten die Kinder ihre Stiefel und Schuhe und stellten sie ins Fenster. In der Nacht legten die Eltern Äpfel, Nüsse, Dörrzwetschgen, später Schokoladen in die Schuhe als Geschenk für das gute Benehmen. Waren die Kinder schlimm, so waren sie mit Kohlenstücken oder Zwiebel und mit einer Peitsche „belohnt". Am Tag der hl. Lucia (13. Dezember) besuchten Mädchen und Burschen in weißer Kleidung, mit weiß angestrichenem Gesicht und mit einem Federbesen oder Kochlöffel in der Hand jedes Haus. Sie mussten beten, wurden je nach dem erschreckt oder beschenkt. Zur Adventszeit besuchten die Kinder in Gruppen die Familien im Dorf und sangen ihre guten Wünsche. Dafür wurden sie mit Äpfeln, Nüssen, Kuchen, oder Geld belohnt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es Sitte in den katholischen Dörfern, dass die Frau des Lehrers in den Tagen vor Weihnachten für die Familien der Schüler Oblaten backte. Die Kinder gaben die Oblaten in den Häusern ab, wo sie wieder gesungen haben. Zweck des Besuchs war, dass sie die dem Lehrer zustehenden Lebensmittel in Empfang nahmen. Das beliebteste Mysterienspiel zu Weihnachtszeit ist seit dem 18. Jahrhundert der Krippenzug. Die Krippenspieler trugen eine mit Papier geschmückte, mit Kerzen beleuchtete „Krippe" in der Form einer Kirche oder eines Stalls mit der Heiligen Familie, Engeln und Tieren drin herum. Die lebenden Spieler stellen Hirte, Engel und die Drei Könige dar. Ab Anfang des 19. Jahrhunderts werden nach westeuropäischem Muster Weihnachtsbäume aufgestellt. Der Brauch verbreitete sich zuerst unter den deutschsprachigen Einwohnern der größeren Städte, und bald im ganzen Land. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde vielerorts ein Obstbaumzweig auf den Hauptbalken befestigt und mit Nüssen, Äpfeln, Lebkuchen, , Popcorn' dekoriert. Die Kinder waren überzeugt, dass die geheim hingestellten Geschenke vom Christkind oder von den Engeln stammten, und zwar als Belohnung für ihr gutes Benehmen. Heutzutage ist der 24. Dezember unvorstell­bar ohne Weihnachtsbaum, Schokoladen und Geschenke. Das Fest der unschuldigen Kinder (28. Dezember) erinnert an den Kindermord zu Bethlehem. An diesem Tag besuchten nur die Burschen die Familien: sie sagten nicht nur Verslein und Sprüche auf, die Gesundheit und Glück bringen sollten, sondern schlugen mit Ruten zärtlich auf die Frauen und Mädchen, damit sie gesund blieben. Am Silvester- und Neujahrstag war das ganze Männervolk unterwegs: sie brachten mit ihren Wünschen jedem Haus das ersehnte Glück. Am Tag des hl. Blasius, am 3. Februar warben die Jungen mit Hut auf dem Kopf und Holzschwert um den Leib neue Schüler für die Schule. Bei dieser Gelegenheit sammelten sie Gaben für den Lehrer. Das war der Zweck des „Gregor-Besuches" am 12. März ebenfalls. Die Jungen - einzeln oder in Gruppen - besuchten die Mädchen am Ostermontag. Sie sagten nicht nur Sprüche mit guten Wünschen, sondern „bespritzten" auch das Frauenvolk mit Wasser oder Kölnisch Wasser. Die Gäste wurden mit Ehre empfangen, mit Kuchen ver­wöhnt und mit bemalten Eiern oder Geld für ihre Mühe belohnt. Der Sonntag vor Pfingsten war ein echtes Frühlingsfest in den Dörfern. Die Burschen bewarben sich um den Titel des Pfingstkönigs, der demjenigen zustand, der das Beste im Reiten und in den Kraftproben leistete. Die Mädchen begrüßten den Frühling mit Sang und Tanz. Es wurde auch eine Pfingstkönigin gewählt. Bis heute verloren viele Sitten und Bräuche ihren ursprünglichen Inhalt, ihre Funktion. Einige leben weiter, andere erhielten einen neuen Inhalt. Sie spielen in der Kindergarten- und Schulerziehung eine Rolle. Zahlreiche Bräuche sind in der Persönlichkeitsentwicklung, in den Freizeitprogrammen oder in der Schaffung und Stärkung von neuen Gemeinschaften wichtig. KIND UND ARBEIT Die Kinder in den traditionellen Dorfgemeinschaften in Ungarn wurden früh mit der Bauernarbeit bekanntgemacht. Vier- oder fünf­jährige Mädchen in armen Familien wurden als Gänsehirtinnen angestellt, die Jungen gingen mit ihrem Vater aufs Feld. Acht- oder neunjährige Burschen hüteten vom Frühling bis zum Herbst das Vieh: Kühe und Schweine. Ab dem elften Lebensjahr verdienten Mädchen und Jungen als Tagelöhner ihr Brot oder sie verdingten sich als Knechte bei Bauern. Kinder in wohlhabenden Bauernfamilien lernten das Wirtschaften zu Hause. Kleine Mädchen hüteten ihre kleineren Geschwister, halfen im Haushalt, im Saubermachen, Kochen und in der Wäsche. Mädchen im Alter von 12-13 Jahren waren im Brotbacken behilflich, lernten spin­nen und weben, die 14-15 jährigen Mädchen halfen bei der Ernte, arbeiteten bei der Dreschmaschine, oder verdungen sich. Die Jungen wurden ab ihrem zehnten Jahr mit verantwortungsvoller Arbeit beauftragt: sie hüteten nachts die Pferde oder fütterten das Großvieh. Bei ihrem Vater lernten sie das Mähen und stufenweise erlernten sie allerlei Arbeit in der Landwirtschaft und Tierzucht. Was die Kinder verdienten, gehörte der Großfamilie, nur die größeren Mädchen durften einen Teil ihres Lohnes für Kleidung ausgeben. Die Kinder der wohlhabenden Bauern und der Kleinadligen durften ein­10

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