T. Bereczki Ibolya (szerk.): GYERMEKVILÁG MAGYARORSZÁGON (Kiállítási katalógusok - Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 2003)

KINDERWELT IN UNGARN AUSSTELLUNG DES UNGARISCHEN FREILICHTMUSEUMS SZENTENDRE Im Mittelpunkt unserer Ausstellung steht die Kinderkultur in Ungarn. Wir wollen vor Augen führen, wie die Dorfkinder vor hundert Jahren lebten, womit sie spielten, und wie sie in die bäuerliche Arbeit hineinwuchsen. Mit Hilfe von Fotos und Gegenständen vergegenwärti­gen wir die Wendepunkte des Lebens der Kinder in den Dörfern und Marktflecken ab zweiter Hälfte des 19. Jahrhunderts bis heute. Wir wollen auch zeigen, wie die Geschichte des 20. Jahrhunderts die ungarischen Kinder überrollte. Für Kinder gefertigte Möbel, Gebrauchsgegenstände, Kleidungsstücke, Werkzeug und Spielzeug sind ausgestellt. Wir widmen besondere Aufmerksamkeit den Spielsachen, die dank der sich erneuernden Tradition auch für die heutigen Kinder wichtig sein können. Im ,Spielhof " der Ausstellung dürfen unsere Besucher die Spielzeuge in die Hand nehmen und ausprobieren. SCHLAF, KINDLEIN, SCHLAF... GEBURT UND DAS SÄUGLINCSALTER In der traditionellen Wertordnung der Bauern war das Kindersegen erwünscht. Zahlreiche Handlungen während der Hochzeit (heute als Aberglaube bezeichnet) hatten zur Aufgabe, das Glück des jungen Paares und das Kindersegen zu bewirken. Die Familie und die lokale Gemeinschaft umgab die Schwangere mit liebevoller Fürsorge, die jedoch bis zur Geburt weiter arbeitete. Sie bemühten sich, das Geschlecht des Kindes vorauszusagen, aus der Gestalt der Mutter darauf zu schließen. Die werdende Mutter durfte sich von jedem Obst in der Flur frei bedienen. Es war ihr jedoch untersagt, einen Blick auf Kranke oder Invalide zu werfen, weil dies dieselbe Unvollkommenheit beim Kind hätte hervorrufen können, Es stand den erfahrenen Frauen in der Familie zu, die junge Mutter auf die Geburt vorzubereiten, beim Ereignis war jedoch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts meistens eine Hebamme anwesend. Die Ausbildung der Hebammen begann bereits im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in Ungarn und dank den Publikationen, den "Hebammenregeln", und der Tätigkeit von Ignác Semmelweis ist es allmählich gelungen, den häufig vorkommenden Tod von Mutter und Kind zurückzudrängen. Bei schwerer Geburt konnte der Ehemann auch behilflich sein. Der Vater nahm das Neugeborene in die Arme, und wenn es ein Junge war, legte er ihm seinen Hut auf den Kopf, als Zeichen der Aufnahme in die Familie. Die Mutter lag nach der Geburt im Kindbett und die Familie und Verwandtschaft sorgte liebevoll um sie. Das Wochenbett stand in der guten Stube, beschützt von einem Netz. Das Kind lag neben der Wöchnerin, damit sie es jederzeit stillen konnte. Zahlreiche magische Handlungen sollten die Gesundheit des Kindes schützen. Einige Tage nach der Geburt fand die Taufe statt. Die Patin trug das Kind in die Kirche. Die Paten wurden bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter den Freunden ausgesucht, heutzutage erfüllen eher nahe Verwandte diese ehrenvolle Funktion. Ihre Pflicht und Aufgabe war das Leben des Patenkindes zu begleiten, bei Bedarf zu helfen, was so weit ging, dass es beim Tod der Eltern den Paten zu­stand, das Kind zu erziehen. Die Verwandten standen der Familie der Wöchnerin mit der täglichen Zulieferung von Mahlzeiten zur Seite, damit die junge Mutter geschont war und zu Kräften kommen konn­te. Die Gemeinschaft richtete ihre Aufmerksamkeit auf die aus mehreren Gängen bestehenden leichten, aber nahrhaften Mahlzeiten, die nach einer bestimmten Folgeordnung, in einem mit einem schönem Tuch zugedeckten Korb auf dem Arm oder auf dem Kopf ins Haus der Wöchnerin getragen wurden. Diese Sitte war bis zu den fünf­ziger Jahren des 20. Jahrhunderts lebendig. Als der Säugling 2-3 Wochen alt war, wurde er in die Wiege neben dem Bett der Mutter gelegt. Er schlief hier meistens bis zu seinem ersten Lebensjahr, oder bis zur Geburt eines anderen Kindes. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Säuglinge eng gewickelt, so dass sie weder Arme noch Füße bewegen konnten. Die Frauen mussten dann das Kind bald in die Flur zur Arbeit mitnehmen. Sie bastelten eine Art Wiege so, dass sie ein Leintuch auf in die Erde gerammte Stangen befestigten. Es war kein Unterschied zwischen der Kleidung von Jungen und Mädchen. Sie trugen feierliche Kleider - Hemdlein, Häubchen, Jüpchen - nur bei der Taufe. Sonst waren sie oft bis zu ihrem 3.-4. Lebensjahr in ein langes Hemd gekleidet, das ihnen jeweils ihre Mutter gefertigt hat. In Ortschaften, wo die Festtrachten üblich waren, hat­ten die 4-5-jährigen Kinder auch ihre Festtracht, die der der Erwachsenen sehr ähnlich war. In dem Alter waren Jungen und Mädchen bereits unterschiedlich gekleidet. VON DER WIEGE BIS ZUR SCHULBANK - KiND IN DER FAMILIE „Wenn Gott uns ein Lamm gibt, gibt Er uns dazu auch eine Wiese" - pflegten die Alten zu sagen, für die das Kindersegen nicht nur erwünscht, sondern auch notwendig war. Bis zum ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts war die Kindersterblichkeitsrate in Ungarn sehr hoch. Höchstens die Hälfte der lebend geborenen Kinder erlebte die Pubertät. Um den Namen weiter zu tragen und die Arbeitskraft in der Familie sicherzustellen wurde die Geburt von zahlreichen Kindern für wichtig erachtet. Eine Familie hatte im Durchschnitt 4-6 Kinder, aber 8-10 Kinder waren auch keine Seltenheit. Am Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die Geburtskontrolle in den reformierten Dörfern mit wenig Flur, da die Leute die Zerkleinerung des Grundstücks vermeiden wollten. Die Familien wollten nur noch ein, höchstens zwei Kinder haben, die Gesellschaft dieser Dörfer wurde aber dadurch extrem verzerrt, die Lebenskraft reduziert. Besondere Möbel halfen dem Kleinkind, als er stehen und laufen lernte. Es schlief in der Stube zusammen mit seinen Geschwistern, tagsüber hielt es sich neben dem Ofen auf. Wenn seine Mutter in der Flur arbeiten musste, sorgten die Großeltern oder die älteren Geschwister für das Kleinkind. Die Mütter stillten die Kinder ziemlich lang, sogar bis zu ihrem zweiten Lebensjahr. In der Großfamilie war es üblich, dass die jungen Frauen die Kinder gegenseitig gestillt und gepflegt haben. Das Kind wuchs unter den Geschwistern und neben der Mutter auf. Es lernte früh die Haustiere im Hof kennen und versuchte bereits ab dem dritten Lebensjahr die Tätigkeiten der Erwachsenen nachzuahmen. Er half mit, den Hof zu kehren oder die Hühner zu füt­tern. Sein Spielzeug wurde aus Maiskolben, Gras, Lehm und Lumpen gefertigt und stellte normalerweise Gegenstände der Erwachsenenwelt dar. Mit der Zeit bekam es immer mehr Aufgaben: es hütete die kleineren Kinder, trieb die Gänse auf die Wiese, und wurde auf diese Weise zur Arbeit erzogen. Die Männer nahmen ihre Söhne in die Flur mit, die Mädchen lernten neben ihrer Mutter nähen, spinnen, Brot backen, Wäsche waschen. Die Waisen und die unehelichen Kinder hatten aber ein hartes Schicksal. Sie mussten bereits in jungem Alter arbeiten, bekamen oft kaum zu essen, niemand sorgte um ihre Kleidung und Gesundheit. Die unehelichen Kinder wurden ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu „Pflegeeltern" gegeben und wuchsen ohne die Aufmerksamkeit und Fürsorge der Familie auf. Die Funktion des Kindes in der Familie wurde im 20. Jahrhundert völlig anders. Wegen der kleineren Kinderzahl verstärkte sich die Tragik des Todes eines Kindes. Das Verhältnis der Kinder zu Großeltern, Eltern und Geschwistern hat sich ebenfalls verändert. Die erzieherische Rolle der Großeltern ist stark vermindert, heutzutage spielen Kindergarten und Schule eine wichtigere Rolle. Als Folge der Wandlung in der bäuerlichen Lebensform in den letzten Jahrzehnten zogen viele Familien in die Städte und nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen nahmen eine Arbeit auf. Demzufolge wächst das Kind prak­tisch nicht mehr in die traditionelle Lebensform hinein. KINDER FEIERN Die Kinder nahmen an den Familien- und Gemeinschaftsfeiern bereits in frühem Alter teil. Zu Beginn waren sie in der Gesellschaft von älteren Geschwistern und Erwachsenen nur als Zuschauer anwe­send, später wurden sie aber immer mehr zu aktiven Teilnehmern der Ereignisse. Damit haben sie die traditionellen Feiertage und Bräuche nicht nur kennengelernt, sondern erlernten sie auch die Lieder, die Tänze, die Sprüche. Das Spielen der verschiedenen Rollen bedeutete für sie nicht nur ein Erlebnis für das Leben, es stärkte auch das Zugehörigkeitsgefühl in der Gemeinschaft. Es war die größte Freude der Kinder, wenn sie an der Hochzeit ihrer Geschwister oder von nahen Verwandten teilnehmen durften. Zu Hause halfen sie in den Vorbereitungen mit, und im Hochzeitszug marschierten sie neben ihrer Mutter. Sie saßen am Tisch mit den Großen und tanzten mit der Braut. Acht- und zehnjährige Mädchen waren bereits Brautjungfer, die Burschen bekamen erst in ihrem 15,­9

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