Cseri Miklós, Füzes Endre (szerk.): Ház és ember, A Szabadtéri Néprajzi Múzeum évkönyve 15. (Tanulmányok Füzes Endre 70. születésnapja alkalmából. Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 2002)

VIGA GYULA-VISZÓCZKY ILONA: A hagyomány változása. Néhány szempont és példa a tradíció és a változás kérdéséhez

Gyula Viga-Ilona Viszóczky DIE ÄNDERUNG DER TRADITION Der Aufsatz geht von dem - bereits oft untersuchten ­Widerspruch aus, dass die Forscher der Ethnographie in Ungarn in erster Linie die Kultur der Bauern untersuchen, und derer Änderungen wesentlich innerhalb des Prozesses der Verbürgerlichung, mit anderen Worten der langsamen Auflösung der als traditionell erachteten bäuerlichen Kultur verfolgen. Die Autoren wollen darauf hinweisen, dass die Kultur der Bauerngesellschaft, die den Mehrteil der Bevölkerung in Europa ausmachte, und in Ungarn bis zu den dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert immer noch mehr als 50% der Bevölkerung vertrat, in den früheren Jahrhunderten auch nicht unverändert blieb. Verursacher der Änderungen waren zum Teil die veränderte natürliche Umgebung sowie die sich dieser Umgebung mit ihrer Arbeitskultur anpassende Gesellschaft. Die Veränderungen bedeuten eine Umgestaltung in kleineren und größeren Bereichen der Wirtschaft, der Gesellschaft und in ihrem Zusammenhang - der Kultur. Die Änderungen im Kulturbereich sind nie unabhängig von sozialen Änderun­gen. Die Änderungen in Ungarn hängen mit dem Prozess der Umformung der Landschaft zusammen. Die Ausdehnung des Ackerbaus erfolgte jahrhundertelang auf Kosten der Wälder, und im 19. Jahrhundert auf Kosten der Wässer und Sümpfe. Erst als diese Möglichkeit aus­geschöpft ist - das Verhältnis des unbebauten Landes schrumpft auf 7% bis zu den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts -, tritt die Umgestaltung des Wirtschafts­systems in den Vordergrund, die tiefgreifende gesellschaftliche Änderungen mit sich bringen soll. Die demographische Welle nach der Vertreibung der Türken, die wirtschaftliche Reorganisation des Landes und die Agrarkonjunktur im 19. Jahrhundert treiben diesen Prozess voran. Die Autoren schließen ihren Aufsatz mit zwei Fallstudien ab. Anhand dieser wollen sie diejenigen Faktoren nach­weisen, die den Änderungsprozess der bäuerlichen Kultur beschleunigen, bzw. hemmen. In einem Fall wird Bodrogköz (Zemplén Komitat, Nord-Ostungarn) untersucht, wo die Wasserregulierung im 19. Jahrhundert und damit die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Änderungen die Umformung der bäuerlichen Kultur bewirkt hatten. Dies betraf vor allem diejenigen Gemeinden, wo ein Teil der Bevölkerung von ihrer Bindung zum Feld, zur bäuerlichen Arbeit losgelöst wurde und dadurch ihre Lebensweise und Arbeitskultur einen Wandel mitmachten. Das andere Beispiel liefern die Gemeinden am Flüßchen Galga (Pest Komitat, Mittelungarn), wo die bäuerlichen Traditionen durch die Nähe der Hauptstadt, sowie durch die Möglichkeiten des Warentransportes mit der Eisenbahn und dadurch der Stärkung der Gartenkultur gelockert wurden. Die Gemeinden bewahrten die Tradition in der Tracht, vor allem bei Frauen. Die Frauenkleidung, die jeweils den Stand und Status der Frau bezeichnete, war bis zu den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts als eigenartiges "Warenzeichen" auf den Märkten präsent. Zum Schluß stellen die Autoren fest, dass Traditionstreue nicht unbedingt die Unveränderlichkeit der Kultur bedeutet. Sie bedeutet vielmehr den konservativen, traditionbewahren­den Charakter der Gesellschaft, der sich natürlich im Zustand der Kultur widerspiegelt, jedoch die Umgestaltung der Kultur nicht verhindert. Traditionstreue leistet den auflösenden, umformenden Wirkungen keinen Widerstand. Der Unterschied besteht eher im Tempo, wie schnell sich die Änderungen in verschiedenen Regionen und Kulftirgruppen vollziehen, und die Auswirkungen auf die Umgestaltung der Gesellschaftsstruktur sind auch unterschiedlich.

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