Cseri Miklós, Füzes Endre (szerk.): Ház és ember, A Szabadtéri Néprajzi Múzeum évkönyve 15. (Tanulmányok Füzes Endre 70. születésnapja alkalmából. Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 2002)

BERÉNYI MARIANNA- BUZÁS MIKLÓS: A csíkszentsimoni lakóház bontása kapcsán

Marianna Berényi-Miklós Búzás ERFAHRUNGEN BEIM ABBAU EINES WOHNHAUSES IN CSÍKSZENTSIMON Das Ungarische Freilichtmuseum hatte im Dezember 1999 die Gelegenheit, einen Abbau in Csikszentsimon im Siebenbürgischen Komitat Hargita zu Untersuchungs­zwecken durchzuführen. Das abgebaute Wohnhaus Nr. 154 stand im ältesten Teil des Dorfes, in Bolhaszeg. Laut Inschrift am Hauptbalken wurde das Haus im April 1829 gebaut. Das dazugehörende Grundstück hatte einen unregelmäßigen Grundriss, wie alle andere Grundstücke in der Nachbarschaft. Ein Viehhof gehörte auch zum Hof. Das Wohnhaus bestand aus einer Laube, die eine aus schön geschnitzten Planken gebaute Wand abgeschlossen hat, aus einer großen und einer kleinen Stube mit Eingang von der Laube her, sowie aus zwei Kammern. Beide Kammer befinden sich hinter der großen Stube, die eine wurde aber von der kleinen Stube her betreten. Das Haus wurde aus mit Lehm beworfenen Nadelholzbohlen mit überkämmter Verbindung konstruiert. Das Sparrendach mit Stuhl ist eine einfache Spitzbalkenkonstruktion an beiden kurzen Seiten mit Halbwalm, die mit Rauchlöchern versehen sind. Die Dachverschalung besteht aus Langschindeln. Auf der süd­westlichen und nordwestlichen Seite des Hauses war ein Steinsockel zu sehen. Der Raum, dem die Tür auf der linken Seite den Zugang erlaubte, war die große Stube und hatte einige Überraschungen für den Besucher. Die erste Über­raschung stellte das obere Teil des glasierten, grünen Ofens aus Kacheln von Madaras dar. Der Ofen war früher bis zum Boden gebaut und darauf wurde bei offenem Feuer gekocht. Die letzte Zeit stand ein Eisenherd darunter, und das mit Kacheln belegte Oberteil diente nur noch als Rauchfang. Die andere Überraschung war der Hauptbalken mit Inschrift, die den Besucher mit nachstehendem Text auf Latein über die Bauzeit informiert: ÄD1F1CTA. PER. JOANEM. INCZE. CUM CONSORTESUA. JUILANA. VERES. ANO DONI. 1829. DIU.APR. Zwei Tage standen uns zum Abbau zur Verfügung. Am ersten Tag untersuchten wir die Wände und bauten die Dachstruktur mit Hilfe von Einheimischen ab. Am zweiten Tag brachen wir die Wände ab und prüften den Boden. Leider konnten wir die angefrorenen Sohlenbalken ­immerhin in sehr schlechtem Zustand - wegen dem schlechten Wetter nicht aufreißen, und auch die untersten, mit der Steinwand festgehaltenen Bohlen mussten wir dort lassen. Beim Abbau kam uns der Gedanke, dass der mit Kacheln aus Madaras belegte Rauchfanger, der auf einem einfachen Holzrahmen ruht, erst viel später nach dem Bau an dieser Stelle errichtet wurde. Nach dem Entfernen des Verputzes hat es sich herausgestellt, dass die Bretterwand zwischen den Kammern sowie zwischen der großen Stube und der Kammer der kleinen Stube ebenfalls nachträglich aufgebaut wurden. Die die große Stube und ihre Kammer trennenden Bohlen waren hingegen organische Teile der Seitenwand, d.h., diese Raumtrennung war auch ursprünglich vorhanden und sogar beide Kammertüren datieren von der Bauzeit. Die meisten Fragen stellen sich, wenn wir uns über das Verhältnis der später erbauten Wände und der ursprünglichen Türen äußern wollen. Die zahlreichen Schichten des Lehmverputzes liefern den Beweis dazu, dass das Haus geraume Zeit so benützt wurde, dass aus der großen Stube eine mit Tür versehene Halbkammer öffnete, bzw. ein unmittelbarer Durchgang zwischen der Kammer und der kleinen Stube vorhanden war. Ob der Raum je als Wohnkammer fungierte, kann vor allem die Anlegung des Heizsystems nachweisen. Deshalb wollten wir beim Untersuchen der Wände den Standort der ehemaligen Heizvorrichtungen finden. Rauchspuren haben wir - außer der Umgebung des jetzigen Rauchfanges ­nur in der kleinen Stube, auf der Kammerseite, bzw. am Ende der hier endenden Balken entdeckt. An beiden Stellen waren Rauchspuren auch auf der untersten Schicht des Lehmverputzes anzutreffen, d.h., die Heizeinrichtungen standen immer hier. Die Untersuchung der Dachstruktur brachte ähnliche Ergebnisse, obwohl wir mehrere Rauchlöcher gefunden haben, was auf die Änderung der Anlegung der Heizvorrichtung deutet. Wir mussten feststellen, dass beim Abbau viel mehr Fragen aufgetaucht waren, als wir aus den Spuren, die die Erbauer und die Einwohner hinterlassen haben, beant­worten können. Das Sekler-Haus aus Südost-Siebenbürgen vertritt einen selbständigen Typ seit dem Ende des Mittelalters, was die Grundrissanordnung betrifft. In dieser Holzbauregion beginnt mit der Neuzeit ein Prozess, wobei das Wohnhaus mit Räumen in zwei Reihen erweitert wird. Dies entnehmen wir dem Anbau der Laube, sowie dem Entstehen eines Raumes hinter der großen Stube, der zu Beginn vielleicht als Schlafkammer diente. Bei den aufge­fundenen Denkmälern hat die Seitenkammer eindeutig eine Speicherfunktion. Ab Anfang 19. Jahrhunderts wird hier oft eine mit Brettern zugedeckte Grube angelegt, wo ein paar Säcke Kartoffeln gelagert werden konnten. In unserem Haus war auch so eine Grube in der Kammer der kleinen Stube vorzufinden. Die wichtigste Lehre beim Abbau des Hauses von Csikszentsimon stellt uns die Erkenntnis dar, dass wir trotz der reichen Fachliteratur über die Volksbaukunst der Sekler immer noch viel zu wenig wissen darüber, wie diese Häuser eingerichtet waren, wie darin Männer, Frauen, Alte und Kinder gelebt haben. Diese Wissenslücken müssen wir schnellstens beheben, da die Wirtschaftsentwicklung mit dem Verschwinden dieses Haustyps droht.

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