Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)

Deutsche Texte

Ein Tatsachenbericht E s ist eine sehr einfache Geschichte, deren liebenswürdig anspruchlose Moral heute, da sich die ganze Menschheit in den Haaren liegt und man meinen möchte, daß Haß und Bosheit die Welt regiert, besänftigend wirkt, wie ein süßer Traum. Da ich die Geschichte zum größeren Teil selbst miterlebt habe, so kann ich mich auch für ihre Wahrheit verbürgen; der Leser wird gebeten, sie als Bericht aus dem Hauptquartier der Güte zu betrachten. Frau X., die nach drei jähriger glücklicher Ehe im Jahre 1940 ihren Mann verlor und sich seitdem mühselig mittels Weißnäherei durchs Leben schlug, wobei sie sich nach und nach ihres billigen Schmuckes, ebensolchen Pelzes und sonstiger Luxusgegenstände entäußern mußte, um das tägliche, immer teuerere Brot zu verdienen, erhielt im Frühjahr 1941 den Besuch des Rechtsanwaltes Z., eines Freundes ihres verstorbenen Mannes. - Ich habe einen Gedanken, Laura! - rief der Herr Rechtsanwalt noch in der Türe stehend. - Ein seltenes Ereignis! - meinte die junge Frau, die ein etwas spöttisches Mundwerk, aber ein menschenliebendes Herz hat. - Was wollen Sie mit ihm anfangen? Der Herr Rechtsanwalt tat, was man mit Gedanken gewöhnlich tut: er teilte ihn mit. Er besitze eine kleine, achtzimmerige Villa in Balatonlelle, erklärte er, Frau X. möge darin eine Pension eröffnen. Den Hauszins kreditiere er ihr bis Abschluß der Saison; wenn die Dame Glück mit dem Wetter hätte, würde sie gewiß soviel verdienen, um sich für den nächsten Winter etwas zur Seite legen zu können. - Meinen Sie? - fragte Laura verdutzt. - Aber ich verstehe doch nichts von dem Handwerk. Außerdem bin ich eine schlechte Hausfrau und kann nicht rechnen. Als wir noch eine Köchin hatten, mußte mein Mann abendlich mit ihr verrechnen, denn mir zittern die Knie vor Anstrengung, wenn ich zweistellige Zahlen addieren soll. Der Herr Rechtsanwalt machte ein sorgenvolles Gesicht. - Sie haben recht - meinte die junge Frau im nächsten Augenblick erbost -, ich nehme Ihr Angebot an. Wann kann ich die Villa übernehmen? Drei Tage später fuhr sie mit einem kleinen Handkoffer, einem großen Bund rostiger Schlüssel und ihrem drahthaarigen Foxterrier nach Lelle; in ihrer Begleitung befanden sich außerdem, im Gepäckwagen, zwei Kisten, in der einen Bettwäsche, in der anderen Lebensmittel, mit der sie Freundinnen und Verwandte aus ihren Speisekammern versorgten, um ihr den schweren

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