Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)
Deutsche Texte
entsichert - Wie schön er singt! - sagt die Mutter trotz Kopfhörer und schließt die Augen. - Immer Alles aufschieben!... Soll der Vogel verhungern! - Ihr aufgeregtes, liebes Herz ist stets um etwas besorgt - Hast Du den Hund schon spazieren geführt? Das arme Tier... - Haha - lacht Tobias. - Ich habe keine Zeit! So zankt die kleine, alte Mutter im leeren Zimmer, von tausend ärgstlichen Fragen gequält, auf die nur ein Schutzengel Antwort finden kann, und wenn sie abends um Zehn ermüdet zu Bett geht, so muß sie eine Perhydrol Pastille einnehmen und voller Sorgen um Söhne, Verwandte, Mädchen und Tiere empfiehlt sie sich Gott. Zu ihrem 75. Geburtstag haben ihr die Söhne mit Hilfe der himmlischen Gewalten einen Spiegel verfertigt, der ihr ein Bild ohne Runzeln zeigen wird, ohne Ecken, ohne die Verkrümmungen, die das Leben mit sich bringt, ohne Kummer: also ein sogenanntes idealisiertes Bild. Die Mutter liegt noch im Bett, indes ihr das kleine, technisch gespensterhaften Geschenk überreicht wird. Im Zimmer, knapp unter der Decke blitzt es bläulich und es riecht ein wenig nach Schwefel, wie immer, wenn Wunder geschehen. Vor dem Fenster hängt eine schwere Winterwolke, aus der - in acht Reihen übereinander - hold vergnügte Kindergesichter hervorschimmern, wie in einem Bild von Murillo. Auch sonst schaut es festlich aus: der kleine Hund hat zur Feier doppelt so große, glänzende Teiche in die Landschaft eingezeichnet. Die Mutter schaut in den Spiegel. Der Zauber spielt, wie vorgesehen. Die Söhne sehen zwar ein Spiegelbild voller Runzeln, Ecken, Kummer und allen kleinen Fehler der Seele, doch die Mutter macht ein glückliches Gesicht: sie sieht sich holdselig verklärt, wie durch das Auge der Liebenden. - Ein guter Spiegel! Was sagt Ihr, wie gut ich aussehe! - ruft sie dankbar. - Georgi, hast Du Dich endlich wegen Arbeit für den Mann umgeschaut? Draußen miauit ein Kätzchen kläglich. Der Briefträger, der gratulieren gekommen ist, ist ihr auf den Schwanz getreten, weil ihn die Milchfrau gestoßen hat, die von dem Bäckerjungen gedrückt wird, der dem Drängen von 200 alten Dienstmädchen, Hausmeistern, Laufburschen nicht standhalten kann und die arme, alte Milchfrau in den Rücken beißt. Die Árpád-u. ist schwarz vor Gratulanten. Der Polizeimann von der Ecke führt sie an, weil auch in der Freude am Leben Ordnung sein muß; - um Mittemacht wird er den Tag in ein Rosenblatt wickeln und in die Westentasche stecken, als süßes Andenken aus saueren Zeiten. Tündérjáték az Árpád utcában. In: Újság (Die Zeitung; Budapest), 19. März 1938. Nr. 63. S. 3., und in: Theokritosz Újpesten (Theokrit in Neupest). Bp., 1975. Bd. 1. S. 203-207. Märchenspiel in der Arpád-u. Bisher unveröffentlicht. Aus einer Maschinenschriß des Nachlasses.