Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)

Deutsche Texte

vor, sie mit vergrämtem Gesicht zu empfangen, vergißt es aber im Augenblick, da sie rüstig, doch klagend, mit 14 Päckchen in den Armen zur Türe hereintritt. Zehn Minuten vor Zwei hält er gewöhnlich in der Mitte eines Satzes; wenn er ihn abbricht, bricht eine Welt mit ihm zusammen. Beendet er ihn, kommt er zu spät zum Mittagessen. Zehn Minuten vor Zwei fühlt er, bitte es wörtlich zu nehmen, daß er dem Lebenskampf nicht gewachsen ist. Fünf Minuten vor Zwei stürzt der junge Schriftsteller G., der ebenso gute Novellen schreibt wie Verfasser ds., ins Kaffeehaus, übergibt dem gerechten Mann sieben Novellenmanuskripte zum Überprüfen und möchte sofort seme Meinung über fünf andere Novellen hören. Er begreift nicht, warum sein Freund mit wahnsinnigen Augen vor sich hinstarrt. Haß Bis fünf Uhr hat der gerechte Mann gearbeitet, dann begibt er sich zu einem befreundeten Advokaten. Im Vorzimmer sitzen drei ärmlich gekleidete Männer, Arbeiter, Klienten. Er setzt sich zu ihnen und wartet. Etwas später wird ein neuer Klient eingelassen, ein gut gekleideter Herr, etwas stutzerhaft, der selbstsicher, mit zerstreut frechem Gesicht an der Reihe vorbeischreitet, um sich auf den letzten freien Platz zu begeben. In dem kurzen Augenblick, als er vorüberkommt, ziehen die drei Armen mit einer scheuen, instinktiven Bewegung die übereinander geschlagenen Beine zurück, der Autor - der in der Andrassy-ut geboren ist - läßt sie ebenso instinktiv weiterbaumeln. Es verstreichen einige Sekunden, der gerechte Mann erbleicht. Er haßt die drei Armen, weil ihnen eine jahrhandertalte Erniedrigung und Angst in den Gliedern steckt, er haßt sich selbst, weil er ihnen - nicht durch eigenes Verdienst - überlegen ist, er haßt den Stutzer, der zu einem Symbol wird und von alldem nichts merkt. Auf dem Heimweg erblickt er von weitem eine seiner geliebten Tanten, die 67 Jahre alte Tante N. die - soeben von einem Schnupfen geheilt - ihrem nächsten Schnupfen zueilt. Mit der einen Hand schleppt sie ein dickes Paket, in der anderen einen noch dickeren Brief: beides Geschenke ihres gütigen Herzen. Der gerechte Man blickt ihr nach, indem sie um die Ecke biegt und denkt: wenn er in 25 Jahren noch so viel Kraft und Lebensmut hätte! Betrug Er eilt nach Hause, denn für sechs Uhr hat sich der junge Schriftsteller B. angesagt. Der hat einen Roman des gerechten Mannes gelesen und will nun mit ihm über das Werk sprechen. Der Autor würde vorziehen, an seinem

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